Emmerich Der "Magier" von Mehr

Emmerich · Der kleine Ort Mehr war lange Jahre Heimat eines echten Weltmeisters. Vlado Stenzel feierte hier einen der größten Erfolge des deutschen Handballs: 1978 wurde die Mannschaft Weltmeister und feierte in Haffen und Mehr.

 "Das war eine schöne Zeit damals." Vlado Stenzel erinnert sich gerne an seine alte Heimat. Haffen und Mehr jubelte und bereitete "seinem" Weltmeister einen triumphalen Empfang in der Heimat. RP-Foto. Archiv

"Das war eine schöne Zeit damals." Vlado Stenzel erinnert sich gerne an seine alte Heimat. Haffen und Mehr jubelte und bereitete "seinem" Weltmeister einen triumphalen Empfang in der Heimat. RP-Foto. Archiv

Foto: RP-Foto. Archiv

Als vor einiger Zeit ein Haus in der Overkampstraße angeboten wurde, hieß es in Mehr nur: Das Haus von Vlado wird verkauft. Bezeichnend. Denn obwohl der Ex-Handball-Bundestrainer bereits vor mehr als 20 Jahren aus Mehr weggezogen ist, gibt es offenbar bis heute eine enge Beziehung zwischen dem Ort und dem Coach. Denn der wohnte damals in dem Dorf, als er den größten Erfolg des deutschen Handballs feiern konnte. Die Nationalmannschaft wurde 1978 Weltmeister. Die internationale Presse feierte Valdo Stenzel und gab ihm den Beinamen "Magier". Auch ganz Haffen und Mehr jubelte und bereitete "seinem" Weltmeister einen triumphalen Empfang in der Heimat. Alle waren involviert: Der TuS Haffen-Mehr malte ein großes Plakat, die Vincentius-Grundschule dichtete einige Sportsongs, das Tambourkorps bereitete dem Handballkönig Stenzel einen pompösen Empfang. Das Tambourcorps "Wacht am Rhein" spielte und Vlado Stenzel gab den Takt vor. Weil jeder wusste, was für ein Feinschmecker der gebürtige Rumäne ist, überreichte Ortsvorsteher Lambert Pollmann ihm gleich ein ganzes Ferkel als WM-Geschenk. Anlass war eine Wette zwischen Heinz Hildenhagen aus Mehr und Robert Seegers-Wilmsen aus Haffen. Die hatten während der Weltmeisterschaft beschlossen, dass sie Stenzel ein Schwein schenken wollten, wenn Deutschland tatsächlich Weltmeister werden würde.

Daran erinnert sich Stenzel übrigens bis heute. "Das war eine schöne Zeit damals," hat er sich vor einiger Zeit im RP-Gespräch an die Jahre in Mehr erinnert. Durch einen Tipp von Bekannten war Stenzel auf Mehr aufmerksam geworden, hatte gehört, dass es da günstiges Bauland und schöne Häuser gibt. So landete er am Niederrhein. Gelegenheit für den passionierten Koch, hier viele einheimische Gerichte auszuprobieren. Das geschenkte Schwein inclusive. Der Ort war damals so etwas wie eine Handball-Hochburg, denn die Nationalspieler gingen bei Vlado Stenzel ein und aus. Auch der spätere Handball-Bundestrainer Heiner Brand war gern gesehner Gast im Ort. Passenderweise war es dann auch, der als Nächster den Titel nach Deutschland holen sollte. Und als das Handball-Team zum zweiten Mal Weltmeister wurde, feierte ebenfalls wieder ganz Mehr. Zu diesem Anlass tauchte sogar wieder das riesige Banner auf, mit dem Vlado Stenzel 1978 im Ort begrüßt wurde. Schüler der Vincentiusschule entrollten das Riesending auf dem Schulhof. Keine Frage: Auch Jahrzehnte später ist der "Magier" irgendwie im Ort präsent.

(RP)
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