Tradition Die Rückkehr der Reeser Engel

REES · Die Brüder Schwär übergaben dem Reeser Geschichtsverein traditionsreiche Engelsfahnen, die in der Dellstraße 23 ausgestellt werden. Diese schlummerten zuvor fast 40 Jahre in einer Schublade.

 Benedikt Schwär, Ressa-Vorsitzender Heinz Wellmann und Michael Schwär (v.l.) zeigen eine der insgesamt sechs Stofffahnen.

Benedikt Schwär, Ressa-Vorsitzender Heinz Wellmann und Michael Schwär (v.l.) zeigen eine der insgesamt sechs Stofffahnen.

Foto: Ressa

(RP) Für Friseurmeister Adalbert „Atta“ Schwär war es eine liebgewonnene Tradition: Bevor die Fronleichnamsprozession durch die Reeser Innenstadt zog, schmückte Schwär die Fassade seines Friseursalons gegenüber der katholischen Pfarrkirche mit sechs bunten Stofffahnen. Die darauf gezeigten Engel, die eine große Kerze tragen, waren den vier Schwär-Söhnen Benedikt, Leo, Michael und Thomas gewidmet.

Angefertigt wurden die Fahnen von der Reeser Textilkünstlerin Elisabeth Stammer, die sich am Melatenweg 5 ein Haus mit Atta Schwärs Halbschwester Maria Brecker teilte. In den 1960er-, 70er- und frühen 80er-Jahren wehten die Fahnen stets zu Fronleichnam.

Dann schlummerten sie fast vier Jahrzehnte in einer Schublade, was den Söhnen des im Jahr 2017 verstorbenen Friseurmeisters gar nicht gefiel. Benedikt Schwär ließ die sechs Fahnen bei einer Schneidermeisterin in Rhede professionell reinigen und reparieren. „Bis auf ein paar kleinere Stockflecken sind sie in einem guten Zustand“, sagt der Kirchenmusiker, der gerade von Rhede in die Schwanenstadt Kleve umgezogen ist.

In Absprache mit seinen Brüdern, die ebenfalls nicht mehr in Rees leben, nahm Benedikt Schwär nun Kontakt zum Reeser Geschichtsverein „Ressa“ auf. Dessen Vorstand regte daraufhin an, die sechs Fahnen beim geplanten Weihnachtsmarkt „Rääße Weihnachtspädje“ der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dort hätten sie, in Absprache mit der Stadt Rees, die Stadtmauer hinter der Musikbühne schmücken sollen. Doch dann musste der Markt bekanntermaßen coronabedingt abgesagt werden.

Dennoch übergaben jetzt Benedikt und Michael Schwär die 60 Jahre alten Fahnen den „Ressa“-Vorstandsmitgliedern Heinz Wellmann und Michael Scholten. Diese bauten vier der sechs Textilkunstwerke in die aktuelle Weihnachtsdekoration des Ladenlokals in der Dellstraße 23 ein. „Ressa“ stellt dort seit einem Jahr stadthistorische Exponate aus. Die Engelsfahnen schaffen mit einer mehr als 100 Jahre alten Krippe der Familie Wellmann und zwei Tannenbäumen, die das Bauzentrum Borgers gestiftet hat, eine festliche Atmosphäre.

„Wir freuen uns, auf diese Weise einen kleinen Beitrag zur Pflege der Reeser Heimatgeschichte leisten können“, sagen die Schwär-Brüder. Die Fahnen bleiben im Besitz des Geschichtsvereins, können aber für städtische oder kirchliche Feste geliehen werden.

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