Rees Denkmal für alliierte Bomberbesatzung

Rees · In der Nacht zum 17. Mai 1943 stürzte eine britische Lancaster in Heeren-Herken ab. Angehörige der sechs Männer, die ums Leben kamen, enthüllten gemeinsam mit dem Heimatverein Haldern einen Gedenkstein an der Absturzstelle.

 Der Gedenkstein erinnert an Norman Barlow, Philip Sidney Burgess, Samuel Leslie Whillis, Alan Gillespie, Charles Rowland Williams, Harvey Glinz und Jack Robert Liddell.

Der Gedenkstein erinnert an Norman Barlow, Philip Sidney Burgess, Samuel Leslie Whillis, Alan Gillespie, Charles Rowland Williams, Harvey Glinz und Jack Robert Liddell.

Foto: Markus van Offern

In der Vollmondnacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 stürzte gegen 23.50 Uhr in Heeren-Herken ein britischer Bomber vom Typ Lancaster AJ Easy ED 927 der alliierten Luftstreitkräfte ab, nachdem die Maschine mit einer Hochspannungsleitung kollidiert war. Der australische Pilot Norman Barlow und seine sechsköpfige Crew waren sofort tot. Das Flugzeug, auch "Dambuster" genannt, gehörte zu den insgesamt 19 Bombern, die Angriffe gegen Talsperren im Ruhrgebiet flogen. Bei der Operation "Chastise" (Züchtigung) dienten unter anderem das Reeser Stadtgebiet und die ausgeprägten Rheinschlingen als Orientierungspunkte für den Weg zu den Staudämmen. Insgesamt 53 der speziell geschulten Piloten und Crewmitglieder starben in drei Angriffswellen. Die Opfer aus Heeren-Herken fanden ihre letzte Ruhe auf dem Ehrenfriedhof im Reichswald bei Kleve.

Mehrere Angehörige der tödlich verunglückten Lancaster-Besatzung reisten jetzt aus Großbritannien, Kanada und Australien nach Haldern, um an der Absturzstelle einen Gedenkstein zu enthüllen. Der große Findling steht auf einem Feld des Hofes Verbücheln an der Halderner Straße 61 und nennt die Namen und militärischen Ränge von Norman Barlow, Philip Sidney Burgess, Samuel Leslie Whillis, Alan Gillespie, Charles Rowland Williams, Harvey Glinz und Jack Robert Liddell. Der Vorsitzende des Heimatvereins Haldern, Bernhard Uebbing, begrüßte die lokalen und internationalen Gäste und lobte den Einsatz des Initiators Volker Schürmann. Dieser lobte wiederum den Mut der vor 72 Jahren verunglückten Männer, die große Opfer brachten, um den Frieden zu schaffen, von dem nachfolgende Generationen noch immer profitieren. Schürmann präsentierte das Archivfoto, das vor zwei Jahren den Gedenkstein ins Rollen brachte: Es zeigt die nahezu unversehrte Rollbombe, die für den Angriff auf die Sorpetalsperre gedacht war und durch den Absturz in Heeren-Herken in deutsche Hände fiel. Hobby-Historiker Schürmann stieß auf die Internetseite dambustersblog.com des britischen Autoren Charles Foster. So begann ein reger Austausch. "An anderen Absturzstellen erinnern Kreuze an die Opfer, doch in Heeren-Herken gab es dergleichen nicht", sagte Schürmann. Mit Hilfe von internationalen Medien wurde ein Spendenaufruf gestartet, der bis Weihnachten 2014 die benötigte Summe brachte. Charles Foster ging in seiner Ansprache auf technische Details der Operation "Chastity" ein und wertete die in Heeren-Herken abgestürzte "Dambuster"-Crew als repräsentativ, weil die Beteiligten der drei Angriffswellen aus Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland und den USA stammten. Foster gedachte aber auch der fast 1300 Menschen, die in Folge der Angriffe auf die Staudämme im Ruhrgebiet ums Leben kamen.

Bei der Enthüllung des Gedenksteins verzichteten die Veranstalter bewusst auf das Spielen von Nationalhymnen. Das Blasorchester Haldern spielte die Europa-Hymne "Ode an die Freude", während die Angehörigen der verunglückten Crew die Nationalflaggen Kanadas, Australiens und Großbritanniens vom Gedenkstein zogen. Die Australierin Trish Murphy las Grußworte ihrer Freundin Adrianne Walters, einer Tochter des Piloten Norman Barlow, vor. Dabei zitierte sie aus mehreren Briefen, in denen der Pilot über seine Missionen berichtete und sich optimistisch zeigte, dass der Krieg bald vorbei sei und er seine Tochter wieder in die Arme schließen könne. Der Engländer Rob Holliday, dessen Frau Sara eine Cousine des abgestürzten Bombenschützen Alan Gillespie ist, bezeichnete es als besondere Ehre, dass die Initiative zum Gedenkstein von deutschen Bürgern ausgegangen sei. Gemeinsam mit Vertretern der Royal Air Force und der Royal Canadian Air Force legten die Angehörigen Kränze am Gedenkstein nieder.

Zur Enthüllungsfeier ist das 40-seitige, kolorierte Sonderheft "Start ins Ungewisse" in deutscher und englischer Sprache erschienen. Es ist für fünf Euro beim Heimatverein Haldern erhältlich.

(RP)
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