Deichverband Bislich-Landesgrenze Abschied nach 50 Jahren Ehrenamt

EMMERICH/REES/ISSELBURG · Großer Bahnhof für Herbert Scheers. Viele Weggefährten kamen ins Bürgerhaus nach Bienen, um den ehemaligen Deichgräf zu verabschieden und sein Engagement für den Hochwasserschutz zu würdigen.

   DV-Geschäftsführer Holger Friedrich mit dem neuen Deichgräf Harry Schulz und seinem Vorgänger Herbert Scheers mit Ehefrau Regina.

DV-Geschäftsführer Holger Friedrich mit dem neuen Deichgräf Harry Schulz und seinem Vorgänger Herbert Scheers mit Ehefrau Regina.

Foto: Markus Balser

Im Mai endete für den Deichverband Bislich-Landesgrenze eine Ära: Nach 23 Jahren als Deichgräf und insgesamt 50 Jahren ehrenamtlichen Engagements für den Hochwasserschutz beendete der Emmericher Herbert Scheers seine Tätigkeit für den Deichverband. Zu seinem Nachfolger als Deichgräf wurde Harry Schulz aus Haldern gewählt.

Am Donnerstag gab es nun im Bürgerhaus Bienen einen Empfang zur Verabschiedung des ehemaligen Deichgräfs. Viele Weggefährten aus Emmerich, Rees und Isselburg, aber auch von der Bezirksregierung Düsseldorf und dem Landesumweltministerium waren gekommen, um sich persönlich von Scheers zu verabschieden und sein fünf Jahrzehnte andauerndes Engagement für die Sicherheit der Deiche am Rhein zu würdigen.

Der Landwirt Scheers war 1973 Erbentagsmitglied geworden. Das ist ein parlamentarisches Gremium, das höchste Beschlussorgan des Deichverbandes, der inzwischen für gut 24.000 Mitglieder zwischen Bislich, Isselburg und Elten Verantwortung trägt. Damals gab es in diesem Zuständigkeitsbereich noch acht kleinere Deichschauen und Deichverbände, die im Jahr 2007 zum größten Deichverband in ganz Nordrhein-Westfalen, dem Deichverband Bislich-Landesgrenze, zusammengeführt wurden. Da war Herbert Scheers mittlerweile schon Deichgräf, und musste mit dem Zusammenschluss die größte Herausforderung seiner Amtszeit meistern, wie sein Nachfolger Harry Schulz betonte. „Er hat bewiesen, dass man mit langem Atem viel erreichen kann“, sagte Schulz, der das Engagement Scheers‘ hervorhob. Unter ihm seien nicht nur die Emmericher Rheinpromenade und wichtige Deichabschnitte saniert worden. Auch sei die Zusammenarbeit mit dem niederländischen Hochwasserschutz verstärkt worden. Dafür wurde Herbert Scheers in den Niederlanden im Jahr 2017 die königliche Auszeichnung „Ridder in de Orde van Oranje-Nassau“ verliehen. Eine Ehrung, die Ausländern nur selten zu Teil werde, erklärte Schulz, der zugleich unterstrich: „Herbert Scheers lebt das Ehrenamt. 50 Jahre Einsatz sind nicht alltäglich. Das ist eine besondere Lebensleistung.“

Auch Landrat Christoph Gerwers bedankte sich bei Scheers für die gute Zusammenarbeit. In seiner Zeit als Reeser Bürgermeister habe man „Seit an Seit“ für den Hochwasserschutz gekämpft. Und auch kämpfen müssen, denn bei der Bezirksregierung habe „Hochwasser-Demenz“ eingesetzt. Nach den zwei kritischen Hochwasserereignissen in den Jahren 1995 und 1997 seien zwar in Düsseldorf Pläne für einen besseren Hochwasserschutz geschmiedet worden, die dann aber auch wieder schnell in Vergessenheit geraten seien. „Wir haben dann einmal hier in Bienen zusammengesessen und beschlossen, denen in Düsseldorf auf die Nerven zu gehen, damit endlich etwas passiert. Was dann auch ziemlich gut geklappt hat“, erinnerte sich Gerwers.

Weiter am Ball bleiben will der Deichverband auch in Zukunft. Denn zwei Abschnitte der Deiche müssen seit langem saniert werden. Im Bereich Haffen und zwischen Rees und Bienen gibt es noch eine lange Strecke, auf der der Deich dringend auf Vordermann gebracht werden muss. Seit Ende der 1980er Jahre ist der Sanierungsbedarf bereits bekannt. Der Deichverband möchte loslegen, wartet aber auf die Genehmigung.

Gut, dass es einen Fürsprecher wie Matthias Börger, Abteilungsleiter im Landesumweltministerium, gibt. Er wies auf den Zehn-Punkte-Plan Hochwasserschutz der Landesregierung hin, in dem der Rhein kaum vorkomme, was ihm Sorge bereite. „Da ist es gut, auch mal laut zu sein“, sagte Börger an Scheers gerichtet und überbrachte beste Wünsche von Umweltminister Oliver Krischer.

Dezernentin Miriam Haarmann von der Bezirksregierung Düsseldorf überreichte Scheers eine Urkunde vom Regierungspräsidenten für seine herausragenden Leistungen in der Wasserwirtschaft. Die Bürgermeister Peter Hinze (Emmerich) und Sebastian Hense (Rees) dankten ihm ebenso für den unermüdlichen wie der Sprecher des Arbeitskreises für Hochwasserschutz und Gewässer in NRW, Holger Friedrich, zugleich auch Geschäftsführer des Deichverbandes.

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