Emmerich Deich-Experten testen Frühwarnsystem
Emmerich · HAFFEN-MEHR (zel) Ob ein Deich undicht ist und Wasser durchsickert, ist von außen zu sehen. Ebenso, ob Teile des Deiches weggespült werden. Doch was in der Trasse selbst bei Hochwasser vorgeht, das ist bislang verborgen. Daher griff der Deichverband Bislich-Landesgrenze sofort zu, als die Siemens AG dem Verband anbot, bei einem Pilotprojekt einzusteigen. "Dieses Forschungsprojekt ist deutschlandweit einzigartig, deshalb sind wir natürlich schon ein bisschen stolz, dass wir dafür ausgewählt wurden", sagt Deichverbands-Geschäftsführer Holger Friedrich.
Siemens forscht bereits seit einiger Zeit an einem Frühwarnsystem. Damit sollen Schwachstellen, Schäden und Probleme erkannt und rechtzeitig Alarm geschlagen werden. An den niederländischen Nordsee-Deichen wird das System schon eingesetzt. Siemens wollte die neue Technik allerdings auch an einem Flussdeich testen. Dadurch kam der Kontakt zum Niederrhein zustande, weil der Deichverband nun einmal der größte in NRW ist.
Vor einigen Wochen sind in einem ersten Schritt im noch nicht saniertem Deichabschnitt zwischen Rees und Haffen 13 Sensoren über sechs senkrechte Sonden in die Trasse eingebaut worden. Darüber hinaus legte das Team von Siemens längst des Deichfußes 250 weitere Messpunkte über ein Glasfaserkabel an. Sie sollen rund um die Uhr genaue Informationen über den Zustand des Deiches liefern – und zwar aus dem Inneren der Trasse. Ziel dieser Forschungsgruppe ist, ein Internet-basiertes Frühwarnsystem für Deiche zu entwickeln.
Gemessen werden Veränderungen des Deichzustands in Abhängigkeit von Hochwasser, Temperatur und Regen. Die Daten werden analysiert und bewertet.
Jetzt fand in Rees ein Workshop statt, bei dem erste Ergebnisse analysiert und diskutiert wurden. Zunächst machten sich die Experten ein Bild draußen am Deich in Haffen, anschließend kamen die Teilnehmer im Atlanta Hotel Rees zusammen. Die Experten machten sich von Messergebnissen und dem Deichabschnitt vor Ort mit Messeinrichtung ein eigenes Bild. Die Expertengruppe plant, das internationale Forschungsprojekt fortzusetzen und die Zusammenarbeit auszubauen. "Automatisierte Auswertesysteme und mathematische Modelle zur Deichstabilität werden die nächsten Schritte sein", so Holger Friedrich.
"Die Entwicklung solcher Frühwarnsysteme, die auf im Deich integrierten Sensoren basieren, wird durch den Deichverband aktiv unterstützt", ergänzt er. Langfristig werde erwartet, dass solche Systeme die Kontrollen an allen älteren Deichen ergänzen und die Sicherheit der Trassen erhöhen.