Emmerich Darf "Hindenburg" bleiben?

Emmerich · Vorstöße zur Umbenennung von Hindenburg-Straßen und -Plätzen haben unter anderem in Wesel heftige Kontroversen ausgelöst. Auch in Elten gibt es eine Hindenburgallee.

 Der Namensgeber: Reichspräsident Paul von Hindenburg

Der Namensgeber: Reichspräsident Paul von Hindenburg

Foto: Stade, Klaus-Dieter

Walter Axmacher vom Eltener Verschönerungsverein hält überhaupt nichts von der Idee, die Hindenburgallee umzutaufen, und zwar aus Prinzip: "Ich halte es für viel wichtiger, sich mit der geschichtlichen Gestalt Hindenburgs auseinanderzusetzen, als zu meinen, man müsste seinen Namen tilgen", stellt er fest.

 Die Hindeburgallee in Elten, die parallel zur Lindenallee auf den Eltenberg führt. Die Straße wurde Ende der 20er Jahre gebaut und bekam 1928 ihren Namen.

Die Hindeburgallee in Elten, die parallel zur Lindenallee auf den Eltenberg führt. Die Straße wurde Ende der 20er Jahre gebaut und bekam 1928 ihren Namen.

Foto: klaus-dieter stade

In Wesel tobt eine Diskussion um die dortige Hindenburgstraße, einen Abschnitt der Bundesstraße 8. Für die einen zeugt der Wunsch, sie umzutaufen, von falsch verstandener "politischer Korrektheit". Die anderen argumentieren, dass die Figur Hindenburg schlicht nicht positiv besetzt sei, sein Name deshalb nicht auf Straßenschildern prangen sollte. Schließlich wird seine Rolle bei der Machtergreifung Hitlers kontrovers betrachtet. Andere sehen den aufwändigen Verwaltungsakt einer Namensänderung mit Sorge.

Name ist heute ein Rätsel

Eltens Hindenburgallee verläuft ein Stück parallel zur Lindenallee auf den Eltenberg. Sie führt zum Kriegerehrenmal und zu dem nahe gelegenen Platz mit dem Springbrunnen. Für die Einwohner ist das der "Hindenburgplatz", auch, wenn er so nicht im Stadtplan steht: "Das ist keine offizielle Bezeichnung, das wird im Volksmund so genannt", erklärt Axmacher.

Die Allee wurde Ende der 20er Jahre gebaut und bekam 1928 ihren Titel: "Die Zeit, in der Hindenburg Reichspräsident war — da wurde alles Mögliche nach ihm benannt."

Warum es nach dem Zweiten Weltkrieg dabei blieb, ist heute ein Rätsel. 1946 gab es eine Weisung der Alliierten, Benennungen nach Männern, die als "Militaristen" angesehen wurden, abzuschaffen. Als solcher galt Hindenburg. In Emmerich handelte man entsprechend. Im Dezember 1947 wurde die Umbenennung des "Hindenburgwalls" in "Großer Wall" beschlossen, und so heißt dieser bis heute.

Weshalb Hindenburg also im damals selbstständigen Elten weiter Namensgeber bleiben durfte, "ist heute nicht mehr zu klären", so Axmacher: "Ich vermute, das hat man einfach mal vergessen" — nach dem Motto: "wo kein Kläger, da kein Richter". Wobei die Veränderung eines Straßennamens schließlich auch nicht ganz unkompliziert ist: Karten müssen umgeschrieben, Adressen korrigiert werden.

Damals habe man das Thema jedenfalls, warum auch immer, verschwitzt. Heute wiederum spürt Axmacher in der Bevölkerung keinerlei Diskussionsbedarf über Hindenburgallee und -platz — anders, als in Wesel.

(RP/ac)
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