Emmerich Dambeck löst keine Gutscheine mehr ein

Emmerich · Der insolventen Buchhandlung Dambeck laufen wütende Kunden die Tür ein. Im Weihnachtsgeschäft, noch bis zum 31. Dezember, haben die ahnungslosen Mitarbeiter dort Gutscheine ausgestellt. Jetzt werden sie nicht mehr eingelöst.

 Der Geschenkgutschein eines Schülers an seine Mutter. Schwer zu sagen, wessen Enttäuschung gestern größer war, als die Frau im Geschäft zurückgewiesen wurde.

Der Geschenkgutschein eines Schülers an seine Mutter. Schwer zu sagen, wessen Enttäuschung gestern größer war, als die Frau im Geschäft zurückgewiesen wurde.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Die Sache ist für viele Emmericher ein schier unfassbarer Vorgang. Sie haben Gutscheine gekauft oder — viele zu Weihnachten —geschenkt bekommen. Jetzt werden diese Gutscheine nicht mehr eingelöst. Die Kunden sind wütend und fühlen sich bestohlen. Es sei "eine Unverschämtheit", dass der Laden "das Weihnachtsgeschäft mitgenommen" habe — wohl wissend, dass das Aus bevorstehe, schimpft einer. "Das betrachte ich als einen vorsätzlichen Betrug am Kunden", sagt ein anderer; er sei "erschüttert" darüber.

Die unglücklichen Mitarbeiter der Buchhandlung sind hilflos. Sie könnten den Ärger verstehen. Aber sie hätten die strikte Vorgabe des Insolvenzverwalters, keine Gutscheine mehr anzunehmen, erklären sie den Kunden.

Das Insolvenzverwalterbüro, die Anwaltskanzlei "Stellmach Bröckers Dr. Schoofs" aus Bocholt, bestätigt den Sachverhalt. "Wir haben jetzt erst mal das Vermögen zu sichern", hieß es zur Erklärung. Die ausgegebenen Gutscheine gelten dabei als "Forderungen", die zunächst nicht beglichen werden: "Die Inhaber solcher Gutscheine sind jetzt genau so Insolvenzgläubiger wie alle anderen auch."

Die Juristen seien vorerst damit beschäftigt, zu prüfen, wie die wirtschaftlichen Verhältnisse der Buchhandlung Dambeck wirklich sind. Dann wird entschieden, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird. Bis es so weit ist, dürften Monate ins Land gehen. Und erst wenn das Verfahren wirklich eröffnet ist, können die Gutscheinbesitzer sich an das Insolvenzverwalterbüro wenden, um ihre Forderungen hochoffiziell geltend zu machen.

Welche Chancen sie auf Rückerstattung haben werden, "dazu können wir noch gar nichts sagen", so die Kanzlei.

Pikant ist der zeitliche Ablauf: Hans Langohr, Inhaber der Buchhandlung Dambeck, hat den Antrag auf Insolvenzeröffnung am 30. Dezember 2013 gestellt. Noch am selben Tag erging ein "Vorläufiger Beschluss zur Insolvenzeinleitung". Aber noch am 31. Dezember wurden Gutscheine verkauft. Auch die Angestellten selbst sollen erst am 31. Dezember nach Feierabend von der Insolvenz erfahren haben.

Zur rechtlichen Bewertung dieser Vorgänge könne man "noch keine Aussage machen", erklärte dazu das Insolvenzverwalterbüro.

Die Schließung der Buchhandlung ist für Ende Februar angesetzt. In Emmerich gebe es nicht den Markt für vier Buchhandlungen, so die Erklärung. Bücher kaufen kann man bei Dambeck jetzt noch. Umgetauscht, so wie es früher auf Kulanzbasis gehandhabt wurde, wird allerdings auch nichts mehr.

Hans Langohr war gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Sein Online-Buchhandel ist rechtlich von dem Geschäft an der Kaßstraße getrennt, er ist von der Insolvenz also nicht betroffen.

(RP)
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