Rees "Da muss man mehr draus machen"

Rees · Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dieter Karczewski lehnt die bisher vorliegenden Pläne für das NIAG- und Post-Areal ab. Angst davor, dass aus dem "wertvollsten Grundstück der Innenstadt" eine Brache werden könnte, hat er nicht.

Die Pläne für das NIAG- und Post-Areal sorgen in Rees derzeit für viel Gesprächsstoff. Wie berichtet, hatte der Investor "Landmarken" in der letzten Woche bei einer Diskussionsrunde von Wirtschaftsforum und Werbegemeinschaft die Entwicklung des Geländes erneut vorgestellt und dabei heftige Kritik einstecken müssen. RP-Redakteur Markus Balser sprach darüber mit Dieter Karczewski, Vorsitzender der CDU-Fraktion.

Herr Karczewski, Sie haben sich bei der Diskussionsrunde letzte Woche sehr deutlich gegen die vorliegenden Pläne vom Investor "Landmarken" ausgesprochen. Was stört Sie daran?

Dieter Karczewski Ich war bereits im August letzten Jahres, als die Pläne erstmals vorgestellt wurden, nicht gerade euphorisch. Bei dem NIAG-Gelände handelt es sich um das städtebaulich wertvollste Grundstück, das in der Innenstadt überhaupt noch zur Verfügung steht. Was wir präsentiert bekommen haben, ist aber eine Planung, die den Stadtkern völlig ausspart. Im Prinzip ist das nur eine Spiegelung des bestehenden Aldi- und Rewe-Geländes. Das ist an einer solchen Stelle nicht zu vertreten und mit uns nicht zu machen.

Nur wegen der Anzahl und der Größe der Geschäfte?

Karczewski Wir sind nicht dazu da, dem Reeser Handel Konkurrenz vom Leib zu halten, aber wir müssen zusehen, dass wir nicht durch verkehrte Ansiedlungen an anderen Stellen Leerstände produzieren. Was hier vorgestellt wurde, stellt auch keine Attraktivitätssteigerung für die Stadt dar. Im Gegenteil: Wenn ein Nahversorger wie "Penny" oder "Netto" auf das NIAG-Gelände ziehen sollte, wird es einen Verdrängungswettbewerb geben. Wir haben bereits genügend Geschäfte dieser Art in Rees, und über kurz oder lang wäre Leerstand die Folge — ob auf dem NIAG-Gelände oder an anderer Stelle.

Ist das der Grund, warum Sie kleinteiligeren Handel favorisieren?

Karczewski Das hängt damit zusammen. Sollte einmal einer der größeren Filialisten auf dem NIAG-Gelände sein Geschäft aufgeben, dürfte es schwer werden, einen Nachfolger zu finden. Für kleinere Geschäfte gibt es dagegen immer Interesse. Das können Sie zum Beispiel auf der Dellstraße beobachten. Dort gibt es keine Leerstände.

Sie haben auch massiv für mehr Wohnungen plädiert.

Karczewski Das muss auch so kommen — und zwar nicht nur in den Obergeschossen des Komplexes. Wenn es auf dem Areal nur Geschäfte gibt, entsteht ein Brennpunkt, weil abends dann nämlich keiner mehr da ist. Außerdem ist auch die Lage zum Stadtgarten hin einfach ideal für Wohnungen. Stattdessen sind dort drei Flachbauten geplant — ein städtebaulicher Frevel.

Für den Investor würde das die Sache nicht gerade vereinfachen. Stichwort: "Altlasten im Boden".

Karczewski Welche Altlasten sich dort tatsächlich befinden, muss doch erst einmal untersucht werden. Im Übrigen bin ich der Meinung: Eigentum verpflichtet. Wenn wirklich Schadstoffe im Boden sind, dann muss der Eigentümer, also die NIAG, mit dem Kaufpreis runtergehen.

Eben dazu ist sie aber nicht verpflichtet. Haben Sie nicht die Befürchtung, dass über die Frage des Grundstückspreises die Entwicklung des gesamten Geländes scheitern könnte, also vielleicht für Jahre eine Brache zurückbleibt?

Karczewski Das kann, muss aber nicht passieren. Wenn die NIAG nicht den Preis erzielen kann, den ihr "Landmarken" geboten hat, dann muss sie sich eben die Frage stellen, ob der nicht einfach zu hoch war und sich den Realitäten stellen.

Helmut Wesser von den Grünen hat die Frage nach Alternativen gestellt. Die scheint es ja im Moment jedenfalls nicht zu geben.

Karczewski Das hat mich schon sehr erstaunt: Soll nur mangels Alternativen ein Schandfleck entstehen, mit dem wir 30 Jahre leben müssen? Wir können uns doch nicht hinstellen und sagen, wir sind froh, dass überhaupt jemand da ist, der das Gelände entwickeln will. Das ist mir hier zu wenig. Das Areal ist für die Stadt so bedeutsam, da muss man einfach mehr draus machen.

Wäre das Gelände nicht auch für Hospital und Altenheim geeignet?

Karczewski Reizvoll wäre das sicher, und über das Thema hat es auch Gespräche gegeben, nur haben die Verantwortlichen des Krankenhauses kein Interesse signalisiert. Es ist auch nicht so, wie an einer Stelle der Podiumsdiskussion behauptet wurde, dass Verwaltung und Politik keine Visionen hätten. Die gibt es, nur braucht man dazu Geld, um sie umzusetzen. Und das Geld hat die Stadt derzeit nicht. Die Stadt ist auch nicht Eigentümer des Geländes. Sie kann die Entwicklung mit der Politik nur planerisch steuern. Und gute Ideen werden dabei unsere volle Unterstützung erhalten.

(RP)
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