Corona-Virus Vorsorge, aber keine Panikmache

Es gibt zwar bisher keinen begründeten Verdachtsfall auf eine Corona-Infektion, aber die Krankenhäuser treffen Vorsorge. In Emmerich und Rees sollen in den Teilen der Stadtverwaltung mit viel Publikumsverkehr zusätzliche Desinfektionsspender aufgestellt werden.

 Der Blick auf das Corona-Virus in starker Vergrößerung.

Der Blick auf das Corona-Virus in starker Vergrößerung.

Foto: dpa/---

Die Gesundheitsbehörden der Kreise Kleve und  Wesel warnen mit Blick auf das Corona-Virus vor Panikmache in der Bevölkerung, wollen aber alle Vorkehrungen treffen, um im Falle eines Auftretens am Niederrhein gewappnet zu sein; auch die Krankenhäuser sehen sich gerüstet. Im Kreishaus Wesel soll sich nun ein Koordinierungskreis treffen, auch im Kreis Kleve gibt es seit dieser Woche regelmäßige Besprechungen der zuständigen Stellen. .

Wie sensibel die Thematik ist, zeigt momentan eine Entwicklung am Andreas-Vesalius-Gymnasium (AVG) in Wesel. Eine Schülerin war am Wochenende in ein Risikogebiet gefahren, in dem es derzeit vermehrt Corona-Patienten gibt. Als die Schülerin nach den kleinen Karnevalsferien zurück nach Wesel kam, herrschte in der Klasse Verunsicherung, ob das Mädchen Symptome einer Corona-Infizierung haben könnte. Schülerinnen wollten nicht neben dem Mädchen sitzen. Auch in den sozialen Netzwerken verbreiteten sich danach schnell Gerüchte. AVG-Schulleiterin Dorothée Brauner betont: „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Schülerin erkrankt ist.“ Sie entschied dennoch, dass die Schülerin bis inklusive Montag prophylaktisch zu Hause bleiben solle.

„Wir mussten als Schulleitung in diesem Fall schnell einen Entschluss fassen“, sagt Brauner, die hofft, auf diese Art alle Vorkehrungen getroffen zu haben. Sie will keine Panikmache betreiben, sieht sich als Schulleiterin aber auch in der Verantwortung gegenüber der Schülerschaft.

Fälle wie dieser werden die Weseler Krankenhäuser in den kommenden Wochen häufiger beschäftigen. Im Marien-Hospital stehen acht Isolierzimmer mit einer sogenannten Schleuse zur Verfügung. Dort gibt es allerdings nach Auskunft von Pro-homine-Sprecher Gerd Heiming vermehrt Nachfragen von Bürgern, die wegen des Corona-Virus verunsichert sind. Die Nachfragen erfolgten vorwiegend telefonisch. Heiming betont aber noch am Donnerstag: „Es gab bisher noch keinen Verdachtsfall.“

Um auf den Umgang mit Verdachtsfällen vorbereitet zu sein, wurde für die Krankenhäuser der Holding Pro homine in Wesel und Emmerich eine Verfahrensanweisung erstellt, die auf Kriterien des Robert-Koch-Instituts (RKI) beruht. Bei begründetem Verdacht wird der Patient in einem separaten Raum untergebracht und mit einem Mund-Nase-Schutz versorgt. Außerdem würden Verdachtsfälle unverzüglich an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet. Weil der Materialaufwand bei einer Isolierung – wasserdichte Einmalkittel mit Haube, Maske, Schutzbrille und Handschuhen – erheblich ist, hält das Marien-Hospital Schutzkleidung in einem eigens bestückten Pandemielager vor.

Auch das Evangelische Krankenhaus Wesel (EVK) sieht sich gerüstet. Klinikchef Rainer Rabsahl hat sein Team am Mittwochnachmittag noch einmal versammelt und alle Abläufe besprochen. Bisher gab es am EVK noch keine Meldung eines möglicherweise befallenen Patienten.

Generell bestehe auch in einer ländlichen Region wie am Niderrhein eine Ansteckungsgefahr, auch wenn die Bevölkerungsdichte hier nicht so groß ist wie etwa in Düsseldorf, sagt Guido Schwarz, ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme im Marien-Hospital Wesel: „Zwar gibt es in China mehr Corona-Patienten in den Metropolen als auf dem Land, aber der Niederrhein ist nicht weit weg vom Ruhrgebiet, wo fünf Millionen Menschen leben und viele Pendler unterwegs sind.“

In Emmerich und Rees haben die Stadtverwaltungen das Thema ebenfalls auf dem Schirm. Vor allem, was die Vorsorge anbelangt. Im Reeser Bürgerservice, wo es vermehrten Kundenkontakt gibt, soll es die Möglichkeit zur Händedesinfektion geben. Ob es auch an den Reeser Schulen zusätzliche Stellen zur Desinfektion der Hände geben wird, steht noch nicht fest. „Die Einrichtung von Desinfektionsspendern an weiteren öffentlichen Gebäuden wird derzeit geprüft“, sagt Stadtsprecher Jörn Franken. Er verweist zudem auf den Ratgeber des Robert-Koch-Instituts, der bereits an alle Mitarbeiter des Reeser Rathauses verteilt wurde. Aus dem geht hervor: „Bereits gründliches Händewaschen bietet einen effektiven Schutz.“

Ganz ähnlich sieht es in Emmerich aus. Desinfektionsmöglichkeiten, die es auf den öffentlich zugänglichen Toiletten im Rathaus ohnehin schon gibt, sollen auch im Bürgerbüro, im Sozialamt, und im Rathaus-Foyer an der Info-Theke aufgestellt werden. In den Schulen will die Stadt die Reinigung intensivieren. „Vor allem die Türklinken werden dabei in den Fokus genommen“, erklärt Stadtsprecher Tim Terhorst. Im Moment ginge es vor allem darum, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren.

Weitere Info zum Corona-Virus unter www.kreis-kleve.de

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