EMMERICH/Issum Christopher-Street-Day im Miniformat

EMMERICH/Issum · Mitglieder eines Vereins aus Mühlheim machten am Freitag in einem bunten Umzug durch die Städte auf sich aufmerksam. Kleine Kundgebungen gab es auch in anderen Städten des Kreises Kleve.

 Die Teilnehmer auf der Emmericher Promenade.

Die Teilnehmer auf der Emmericher Promenade.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Ein buntes Bild bot sich am Freitagmittag in der Innenstadt: Rund ein Dutzend junge Leute zogen über Steinstraße, Rheinpromenade und Kaßstraße. Einige in farbenfroher Aufmachung, darunter ein junger Mann in goldenen Glitzershorts und High-Heels, andere mit grün gefärbten Haaren, Frauen in schwarzen Kleidern mit regenbogenfarbenem Fähnchen im Haar, Blumenkette um den Hals und buntem Sonnenschirm in der Hand. Sie verteilten Flublätter, regenbogenfarbene Schlüsselbändchen und Papierfähnchen.

„Wir tragen den Christopher-Street-Day (CSD) im Miniformat in die Orte – natürlich nur in einer kleinen Gruppe und unter Einhaltung der Corona-Hygiene- und Abstandsregeln“, sagte Rene Kaiser, Mitarbeiter im SVLS.

Das ist ein gemeinnütziger Verein von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans-Personen aus dem Ruhrgebiet und vom Niederrhein. Er hat seinen Sitz in Mühlheim und verfügt über Beratungsstellen in Dinslaken, Kamp-Lintfort, Kleve, Moers und Krefeld. Kaiser leitet die Beratungsstelle in Kleve.

„Die Veranstaltungen zum jährlichen CSD haben für Sichtbarkeit und Akzeptanz und zum Abbau von Vorurteilen in der Gesellschaft gesorgt“, sagt er. Man habe sich bemüht, in der Corona-Zeit die Beratungsangebote weiter durchzuführen. „Wir haben aber auch erlebt, dass telefonische und digitale Angebote den physischen Kontakt und das gemeinschaftliche Erleben nicht ersetzen können.“ Insbesondere Menschen, die in ihren Familien nicht geoutet oder akzeptiert seien, brauchten „Inseln der Gemeinschaft, in denen sie ihre sexuelle Orientierung als Selbstverständlichkeit erleben können“, so Mitorganisator Frederick Dellin aus Dortmund.

Mit dem Mini-CSD wolle man die Sichtbarkeit erhöhen. „Viele kommen aus kleinen Gemeinden. Wir wollen ein Zeichen setzen: Es gibt uns und wir sind laut für euch.“

Rene Kaiser erzählte, dass man zur Vorbereitung des Mini-CSD, der am Freitag auch in Issum, Geldern, Dinslaken, am Samstag in Moers, Essen-Kray und Mühlheim an der Ruhr, nacheinander jeweils für eine Stunde durchgeführt wird, habe kreativ sein müssen.

Um den Abstand zu halten, wurden zwischen den Teilnehmern Bänder mit Regenbogenflaggen gespannt. Vorneweg trugen zwei Teilnehmer ein Banner mit der Aufschrift: „Together against Hate – Zusammen gegen Hass!“ Begleitet wurde der kleine Umzug durch Polizisten und Mitarbeiter vom Ordnungsamt – und von Musik aus einem mobilen Lautsprecher.

Einige Passanten schauten erstaunt, andere machten einen großen Bogen um die Gruppe, eine Radfahrerin sagte: „Toll seid ihr unterwegs.“

 Das Archivbild zeigt Teilnehmer bei einem Christopher-Street-Day in Berlin.

Das Archivbild zeigt Teilnehmer bei einem Christopher-Street-Day in Berlin.

Foto: dpa/Britta Pedersen

An der Rheinpromenade fand eine kurze Kundgebung statt. „1969 gab es in New York zum ersten Mal einen Aufstand gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans und Inter“, sagte Rene Kaiser. „Auch in Deutschland errangen sie immer mehr Rechte: Seit 28 Jahren ist Homosexualität keine Krankheit mehr, seit 26 Jahren nicht mehr strafbar und seit drei Jahren dürfen homosexuelle Paare heiraten.“ Aber noch immer sei die Rechtslage für Menschen mit dem Eintrag „Divers“ oft unklar, bei der Adoption würden lesbische Paare benachteiligt, so Kaiser. „Auf mehr Chancen und eine bessere Zukunft!“, schloss er seine Rede. Danach zogen die Teilnehmer durch die Kaßstraße und zum Kleiner Löwe und Mennonitenstraße, wo der Bus für die Weiterfahrt stand.

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