Emmerich Borreliose: Was bei Zeckenstichen zu tun ist

Emmerich · Antibiotika sind das Mittel der Wahl bei einer Erkrankung. Oft wird sie aber gar nicht erkannt.

 Die Blutsauger sind gefährlich, erklärt Volker Fischer-Kahle.

Die Blutsauger sind gefährlich, erklärt Volker Fischer-Kahle.

Foto: mvo

Dr. Volker Fischer-Kahle, Chefarzt am St.-Willibrord-Spital, räumte in seinem Vortrag erst einmal mit einigen Binsenweisheiten auf. Die Zecke falle nicht etwa von Bäumen auf Menschen herab, sondern lebe vornehmlich in Gräsern und Sträuchern. Sie bevorzuge warmes, feuchtes Klima, wie es besonders im Frühjahr und Herbst in Wäldern gegeben ist. Von dort aus startet sie ihre Angriffe auf unbekleidete Haut, bevorzugt an Stellen wie Achselhöhlen, Kniekehlen oder Leistengegend.

Der Vortrag lief in der Reihe "Donnerstags im Willibrord". Das Interesse an dem Thema war groß: Viele Zuhörer stellten Fragen während und nach der Präsentation.

Den Stich — nicht Biss — der Zecke merken viele Menschen erst einmal gar nicht, weil er weder Schmerzen noch Juckreiz verursacht. Außerdem kann das Tier hell sein und kleiner als ein Stecknadelkopf. Aber während es sich mit Blut vollsaugt, kann es Borreliose-Bakterien übertragen.

Sobald eine Zecke gesichtet wird, muss sie sofort entfernt werden, führte Volker Fischer-Kahle aus. Pinzetten oder Zeckenzangen sind dabei hilfreich, auch mit den Fingern kann das Tier aus der Haut herausgezogen werden. "Zecken haben kein Gewinde", klärte der Arzt auf und widersprach damit der Ansicht, sie müssten "wie eine Schraube" herausgedreht werden.

Grundfalsch sei die Bekämpfung mit Öl, Fett oder Creme. Darunter "erbreche" die Zecke die Bakterien geradezu in den menschlichen Körper.

Schwierig für den Arzt ist die Frage, ob sich der Patient tatsächlich infiziert hat, denn nur zehn Prozent der Stiche seien infektiös. Dr. Fischer-Kahle zeigte Fotos von Patienten, bei denen sich typische Merkmale einer Infektion zeigten. Da war an erster Stelle die so genannte "Wanderröte": ein roter Fleck, der sich nach außen hin vergrößert und tückischerweise nicht an der Einstichstelle liegen muss. Er kann überall am ganzen Körper auftreten und ist ein Warnzeichen, sofort den Hausarzt aufzusuchen. Muskel- und Gliederschmerzen wie bei einer Grippe, seien weitere Anzeichen für die Krankheit. Sie kann sogar bis zur Gesichtslähmung führen, die den Folgen eines Schlaganfalls ähnelt.

Doch Dr. Fischer-Kahle hatte auch beruhigende Informationen: "Den Schädling gibt es in 50 Arten, nur drei davon befallen Menschen." Die gefürchtete Hirnhautentzündung nach Zeckenbissen trete überwiegend in südlichen Regionen auf. Gegen sie kann jedoch geimpft werden, gegen Borreliose ist eine Impfung bislang nicht möglich.

Ist ein Borreliose-Befall erst einmal diagnostiziert, sind Antibiotika eine wirkungsvolle Waffe zur Bekämpfung der Erkrankung. Damit sich die kleinen Parasiten bei Spaziergängen auf Wiesen und in Wäldern gar nicht erst festbeißen, empfahl der Arzt das Bestreichen der Beine mit dem Schutzmittel Autan, und man sollte sich anschließend nach Zecken absuchen.

(woh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort