Emmerich Bombe: Suche geht heute weiter

Emmerich · Bis zum Einbruch der Dunkelheit suchte eine Firma für Kampfmittelräumung gestern nach der Bombe auf dem Großen Wall. Dabei stellen die Leitungen im Boden ein Problem für die Experten da.

Peter van Eck ist in Emmerich ein alter Bekannter. Zumindest was Bombenfunde angeht. Denn der Sprengmeister, dessen Arbeitgeber die Bezirksregierung in Düsseldorf ist, war bereits 2002 in der Hansestadt. Damals machte er eine Fliegergranate im Helenenbusch unschädlich. Und 2009 entschärfte er die 36-Zentner-Bombe, die im Hafenbecken gefunden wurde.

Gestern, an der Kreuzung Großer Wall/Hohenzollernstraße/Agnetenstraße, war es aber eher die Lage einer vermuteten Bombe, die van Eck Magenschmerzen bereitete. "Wir müssen aufpassen, dass wir hier keinen Bockmist machen", so der Experte. Womit er die Leitungen für Gas, Strom, Telefon und wohl auch Wasser meinte, die direkt in der Nähe des möglichen Fundortes verlaufen. Denn die sollten auf keinen Fall beschädigt werden.

Um kurz nach 9 Uhr begannen gestern die Arbeiten in der Innenstadt. Nach kurzer Absprache zwischen Ordnungsamt, Peter van Eck und der ausführenden Firma für Kampfmittelbeseitigung (KMB aus Magdeburg) wurde mit den ersten Bohrungen begonnen. "Wie tief wir rein müssen? Wenn ich das nur wüsste", antwortete van Eck schulterzuckend auf Anfrage der RP.

37 solcher Bohrlöcher, kreisrund um den vermuteten Fundort angeordnet, sollen Aufschluss darüber geben, ob denn hier überhaupt eine Bombe im Boden liegt. Denn ein KMB-Mitarbeiter bezifferte die Wahrscheinlichkeit lediglich auf 25 Prozent.

Wie auch immer: In die armdicken Bohrlöcher werden Plastikrohre gesteckt. Dann werden darin Sonden herabgelassen — die sogenannte "Messwertaufnahme" beginnt. "Anhand der gewonnen Werte, besonders für Eisen, können wir dann erkennen, ob hier tatsächlich ein Sprengkörper liegt", erläuterte van Eck das Verfahren. Problem: Nicht nur Bomben, sondern auch die im Boden vergrabenen Leitungen sind oft aus Eisen. Was das Ergebnis der Messung verfälschen kann.

Der Blindgänger wurde laut Ordnungsamtschef Ulrich Runge am 24. Dezember 1944 abgeworfen.

Das brachte die Auswertung der Luftbilder zu Tage, die vor der Kanalbaumaßnahme am Großen Wall von der Bezirksregierung abgeglichen werden.

So wie derzeit in Emmerich, wo für heute Klarheit erwartet wird. Denn sollte tatsächlich ein Sprengkörper im Boden sitzen, würde eine regelrechte Evakuierungswelle in Emmerich beginnen. Davon wäre beispielsweise das Krankenhaus mit 200 Patienten, das Augustinusheim mit 100 Bewohnern sowie KLK (Ex-Uniqema) und die Sparkasse betroffen.

Info: Bis Redaktionsschluss dauerten die Arbeiten gestern an. Eine Bombe fanden die Spezialisten nicht.

(RP)
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