Emmerich Bittere Anklage gegen die Bistumsleitung

Emmerich · Pastor weg, Kaplan weg, Seelsorgerat weg - in Emmerich liegt nach der Eskalation um die Gemeideführung die Arbeit mit den Gläubigen brach. Niemand weiß, wie es weitergehen soll.

Stimmen zum Gemeinde-Chaos in Emmerich
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Wie es weitergehen soll in Emmerich? Wie die Gemeinde jetzt zur Versöhnung finden soll? "Ich weiß es nicht", sagte am Mittwochabend ein deutlich mitgenommener Weihbischof und Pfarrverwalter Wilfried Theising. Wie sich das Tischtuch zwischen Emmerich und dem Bistum Münster wieder flicken lassen soll? "Ich weiß noch nicht, wie sich das kitten lässt."

Denn bei der Versammlung des Seelsorgerates am Mittwoch richteten sich Wut, Enttäuschung und Vorwürfe weniger gegen die so genannte "Kritische Gruppe", sondern gegen das Bistum. Namentlich gegen Bischof Felix Genn, Generalvikar Norbert Kleyboldt, Domkapitular Hans-Bernd Köppen sowie Weihbischof Theising. Sie hätten Weidisch und Kaplan Christian Olding nicht geschützt, sie hätten Druck ausgeübt, Redeverbote verhängt, dem Seelsorgerat Schuld zugewiesen, teils auf unfaire Weise.

So sagte Ex-Gremiumsmitglied Dirk Kraayvanger: "Wir haben Herrn Köppen kennengelernt als jemanden, der versucht hat, uns in die Schranken zu weisen." Sogar "Wutausbrüche" habe es gegeben. "Man wird auf übelste Weise beschimpft", oder auch müde belächelt.

Bürger fordern Verbleib von Weidisch und Olding
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In einer großen, lebendigen Kirchengemeinde habe sie ihr Amt angetreten, sagte die einstige Vorsitzende Andrea Schaffeld in ihrer Rücktrittserklärung, "und stehe jetzt vor einem Scherbenhaufen, der darin begründet liegt, dass sich die Leitung unseres Bistums nicht vor seine Priester gestellt hat."

Theising reagierte: "Es tut mir wirklich unendlich leid, dass diese hochengagierten Leute zurückgetreten sind, deren Frustration ich aber nachempfinden kann." Die Seelsorgeeinheit steht jetzt vor handfesten Problemen. Wenn im Juni Christian Olding geht, gebe es für ihre sieben Gemeinden noch Pater Thomas, vier emeritierte Pfarrer und Diakon Kurt Reintjes. "Da stellt sich mir grundsätzlich die Frage, wie es eigentlich weitergehen soll", sagte die zweite Ex-Vorsitzende Gabriele Wawrzyniak.

Ohne Seelsorgerat liegen viele Aufgaben brach. Er ist unter anderem dafür zuständig, Ehrenamtler zu gewinnen und zu betreuen. Er redet bei der Besetzung von Stellen mit, plant das Gemeindeleben, erörtert Haushaltspläne, kümmert sich um die Ausschüsse. Nicht zuletzt berät er den Bischof bei der Wahl eines Pfarrers. Formell gibt es für Ausfälle in dem zwölfköpfigen Gremium eine begrenzte Nachrücker-Liste. Erste Mitglieder darauf haben bereits mitgeteilt, dass sie nicht mehr zur Verfügung stehen. Viele glauben, dass weitere Mitarbeiter der Gemeinde ihre Posten noch aufgeben könnten.

Das Bistum bedauerte in einer Stellungnahme die Rücktritte. Man habe "mit unterschiedlichen Ansätzen und zahllosen Gesprächen intensiv versucht", zur Versöhnung zwischen den Konfliktparteien beizutragen. Das werde man beibehalten. Um im Juni zu Neubesetzungen im Seelsorgeteam zu kommen, würden "weitere Gespräche nötig" sein.

(RP)
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