Mit Holger Friedrich Bienen-Praest: Start noch in diesem Jahr

Emmerich · In Emmerich und Rees steht ein Mammut-Programm an. 45 Kilometer Deich werden saniert. Im Interview zeigt sich Holger Friedrich, Geschäftsführer vom Deichverband Bislich-Landesgrenze, zuversichtlich.

 Der Deich mit Blick in Richtung Praest. Im Idealfall steht zwischen Bienen und Praest bis zum Jahr 2020 ein neuer Schutzwall. Der Deich zwischen Dornick und Emmerichs Klärwerk schließt sich an den Deich an. Vor wenigen Tagen hieß es, dass die Arbeiten hier erst nach dem Jahr 2018 beginnen können.

Der Deich mit Blick in Richtung Praest. Im Idealfall steht zwischen Bienen und Praest bis zum Jahr 2020 ein neuer Schutzwall. Der Deich zwischen Dornick und Emmerichs Klärwerk schließt sich an den Deich an. Vor wenigen Tagen hieß es, dass die Arbeiten hier erst nach dem Jahr 2018 beginnen können.

Foto: Michael Scholten

Bis 2025 soll der Deich zwischen Bislich und der Landesgrenze auf 45 Kilometern saniert werden. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten auf den viereinhalb Kilometern zwischen Bienen und Praest beginnen. Die zweieinhalb Kilometer zwischen Dornick und Klärwerk Emmerich sollen folgen.

Wie weit sind Sie mit den Vorbereitungen für den neuen Deich zwischen Bienen und Praest?

Holger Friedrich: Der Planungsabschnitt 4 wurde im April europaweit ausgeschrieben. Auf unsere Anzeige im "Europäischen Handelsblatt" hin forderten 17 Firmen die Unterlagen an, bis zum Meldeschluss am 31. Mai gaben sieben Firmen ihr Angebot ab. Deren Preisspanne liegt zwischen elf und fast 16 Millionen Euro. Aktuell erfolgt die rechnerische Prüfung. Sofern es keine Beschwerden und Klagen anderer Firmen gibt, können wir den Auftrag Ende August vergeben und direkt mit dem Bau beginnen - auch im Winter, wenn man eigentlich nicht am Hochwasserschutz arbeiten soll. Da der Deich zwischen Bienen und Praest aber zurückverlegt wird, können wir im Schutz des alten Deiches mit den Vorbereitungen für den neuen Deich beginnen.

Was geschieht mit dem alten Deich?

friedrich Spätestens im Frühjahr 2018 werden wir in der hochwasserfreien Zeit die ersten Teile des alten Deiches abtragen. Der Lehm kommt über den Sandstützkern des neuen Deichs. Zwischen dem alten und neuen Deich liegen bis zu 300 Meter. Der Transport innerhalb der Baustelle erfolgt über riesige Erdmaschinen, die gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen sind. Diese Aufgabe löst die beauftragte Firma ohne Probleme. Die größere Herausforderung wird es sein, die Massen an zugekauftem Material auf Lastwagen über die Landesstraße 7 heranzufahren.

Ist der Hochwasserschutz während der Bauarbeiten gefährdet?

Friedrich Nein. Die Lücke zwischen dem alten und dem neuen Deich wird immer so klein sein, dass wir sie im Falle eines angekündigten Hochwassers jederzeit mit den Materialien, die wir auf der Baustelle bereithalten, füllen können.

Wann soll der neue Deich zwischen Bienen und Praest fertig sein?

friedrich Im Idealfall im Jahr 2020, aber das ist ein strammer Plan.

Werden die Emmericher und Reeser den neuen Deich befahren können?

friedrich Beide Städte haben den Wunsch, dass die Deichkrone einen Radweg erhält. Das wird in Abstimmung mit den Kommunen passieren. Autoverkehr findet auf diesem Deichabschnitt nicht statt, allenfalls die Landwirte werden dort mal mit dem Traktor fahren.

Wann beginnen die Arbeiten auf dem zweieinhalb Kilometer langen Deichstück zwischen Dornick und Kläranlage Emmerich?

friedrich Wir bereiten gerade die Ausschreibung für die vorbereitenden Arbeiten vor. Das sind zum Beispiel die Kampfmitteluntersuchungen und das Anlegen von Baustraßen. Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, wie lang der Kampfmittelräumdienst brauchen wird. Fest steht aber, dass es zu Verkehrsbehinderungen in Dornick kommen wird. Der Deich, der in den 50er Jahren erhöht wurde, muss erst auf seinen Stand von 1945 zurückgebracht werden, bevor der Kampfmittelräumdienst startet. Dafür muss die Straße weichen.

Welche Konsequenzen hat das für die Dornicker?

friedrich Sie werden bis zur Fertigstellung andere Wege fahren müssen. Wir stellen sicher, dass kein Anwohner von der Außenwelt abgeschlossen wird und dass auch die Müllwagen problemlos zu jedem Haus kommen.

Wird die Straße hinterher wieder über den sanierten Deich führen?

friedrich Die Stadt Emmerich möchte auf der Deichkrone einen Radweg haben. Der Autoverkehr läuft dann über den Deichverteidigungsweg, den wir als Deichverband auch nutzen, um den Deich zu erhalten.

Warum ist die Sanierung der Deiche überhaupt notwendig?

friedrich Wir müssen den Hochwasserschutz dem Stand der Technik anpassen. Untersuchungen in den 80er /und 90er Jahren haben gezeigt, dass die Deiche dringend sanierungsbedürftig sind. Vor allem die extremen Hochwasser von 1993 und 1995 haben den politischen Druck erhöht, dass etwas passieren muss. Wir möchten am Niederrhein ein Sicherheitsmaß bieten, dass in Nordrhein-Westfalen spitze ist. Wir dürfen nie vergessen, dass wir zwischen Bislich und Emmerich quasi mitten im Rhein leben. Das Land ist vor langer Zeit durch Deiche dem Rhein abgerungen worden. Wenn in Bislich der Deich bricht, leiden die Emmericher genauso wie die Bislicher. Die Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

Welchen Beitrag leistet die neue Reeser Flutmulde zum Hochwasserschutz der Region?

friedrich Die Flutmulde wirkt sich lokal auf das Reeser Stadtgebiet aus und schützt die Stadtmauer, aber spätestens hinter der Rheinbrücke ist die Wirkung weg. Die Flutmulde ist keine Maßnahme des Deichverbandes, sie wurde vom Wasser- und Schiffahrtsamt in Auftrag gebegen. Wir begrüßen das sehr, aber der lokale Effekt trägt nur unwesentlich zum Hochwasserschutz im gesamten Gefahrengebiet bei.

DIE FRAGEN STELLTE MICHAEL SCHOLTEN

(RP)
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