Naturschutz Bienen-Paradies im heimischen Garten

Esserden · Bei den Marketts fühlen sich die Insekten wohl. Das Ehepaar setzt sich dafür ein, mehr Lebensraum für die Tiere zu schaffen.

Eva-Maria Markett hat ein Insekten-Paradies geschaffen – unter anderem auch für Wildbienen.

Eva-Maria Markett hat ein Insekten-Paradies geschaffen – unter anderem auch für Wildbienen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Im Garten von Eva-Maria und Willi Markett summt und brummt es. Bienen, Insekten aller Art und im Sommer auch Schmetterlinge fühlen sich hier wohl, wenn alles grünt und blüht. An einer Mauer aus Biberschwanz-Ziegeln tummeln sich Hunderte von Mauerbienen. „Bienen sind wichtig für die Natur und für uns Menschen. Es ist so einfach, für Bienen und Insekten eine gute Umgebung zu schaffen“, sagt Eva-Maria Markett. Mit Sorge sieht das Ehepaar Markett die wachsende Anzahl von Steingärten. „Diese Gärten sind tot, hier können keine Bienen leben“, sagen sie.

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr“, soll Albert Einstein gesagt haben. Insbesondere der Pflanzen- und Obstbau ist auf die Bienen angewiesen. Schließlich sind etwa 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge in diesem Bereich von der Bestäubung durch die Honigbiene abhängig. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es ohne die Biene zu erheblichen Ernteausfällen kommen würde.

Es ist unglaublich, aber wahr: Dieses kleine, unscheinbare Insekt spielt eine zentrale Rolle im Erhalt der Kultur- und Landwirtschaft. Bienen tragen wesentlich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, denn sie sorgen für die Verbreitung hunderttausender Pflanzen, auf die wiederum unzählige Tierarten als Nahrungsgrundlage angewiesen sind. Umso besorgniserregender ist die Tatsache, dass in den letzten Jahren weltweit immer mehr Bienenpopulationen einfach wegsterben.

Ein Grund ist der Mangel an Lebensraum für Insekten. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) aus dem vergangenen Jahr sind 15 Prozent der Vorgärten in Deutschland größtenteils versiegelt, das heißt mit Plastik abgedeckt, gepflastert oder mit Kies und Schotter bedeckt. Als Hauptmotiv für einen versiegelten Vorgarten geben 80 Prozent aller befragten Kiesgartenbesitzer Pflegeleichtigkeit an. „Doch so pflegeleicht sind sie gar nicht“, sagt Eva-Maria Markett. Steine vermoosen und verstauben, Unkraut wächst und so mancher Gartenbesitzer nimmt dann die chemische Keule nach dem Motto „Viel nutzt auch viel“.

Willi Markett wundert sich, dass Privatleute einfach Flächen versiegeln können, während Landwirte für solche Vorgehensweisen hohe Auflagen haben. „Wir müssen für jede bebaute Fläche einen Ausgleich schaffen.“ Das würde er sich – im kleineren Rahmen – auch für private Grundstücke wünschen. „Und wenn es nur ein zusätzlicher Obstbaum ist, der gepflanzt werden muss, oder ein Stück Blumenwiese.“ Dem Esserdener Landwirt ist der Naturschutz ein wichtiges Anliegen. Er arbeitet mit dem NABU zusammen in einem Kibitz-Programm, in dem er sich verpflichtet, die Flächen mit Brutplätzen nicht zu bewirtschaften. Um Äcker herum legt er einen Blühstreifen an, im letzten Jahr waren es 0,75 Hektar, die als „Stilllegungsfläche“ mit speziellem Saatgut für Honigbienen besät wurden. Gerne beteiligt er sich an solchen Projekten: „Ich habe auch Spaß daran“, sagt Markett, der erklärt, dass Landwirte spezielle Schulungen besuchen für die richtige Düngung. Düngemittel müssen insekten- und bienenfreundlich sein. Und ihre Pflanzenspritzgeräte werden zusätzlich jährlich vom TÜV kontrolliert.

Auch im eigenen Garten werden nur Gemüse, Obst und Blumen gepflanzt. Aus alten Biberschwanz-Dachpfannen haben sie eine Mauer gebaut, in der sich viele Bienen wohl fühlen. Die pelzigen Insekten danken es ihnen. „Wir hatten wieder eine super Ernte“, so Eva-Maria Markett.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort