Klima Bessere Vorhersage bei Niedrigwasser

Emmerich/Rees · Seit Dezember gibt es eine Zehn-Tages-Vorhersage des Rheinpegels. Binnenschiffer sollen dadurch besser planen können. Emmerich gehört zu den deutschlandweit sieben Stationen, an denen der Wasserstand dafür gemessen wird.

 Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2011. Aus einem von vielen Jahren, in denen die Binnenschiffer unter Niedrigwasser zu leiden hatten.

Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2011. Aus einem von vielen Jahren, in denen die Binnenschiffer unter Niedrigwasser zu leiden hatten.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Rainer van Laak merkt es schon seit Jahren: Der Wasserstand des Rheins ist keine verlässliche Konstante mehr. Der Kapitän, der mit der „Germania“ oder auch der „Stadt Rees“ über Deutschlands größten Fluss schippert, ist sich sicher: „Hier wird der Klimawandel spürbar.“ Das so genannte Adventshochwasser, das er früher regelmäßig einplanen musste, hat er schon lange nicht mehr erlebt. Dafür immer mehr Phasen von Niedrigwasser, die ihm das Leben vor allem in Rees schwer machen. „Da wird es schwierig, ohne Landberührung anzulegen“, erklärt er.

Was für die Reeser Personenschifffahrt von Rainer van Laak gilt, trifft auf die Binnenschiffer umso mehr zu. Sie laden ihre Fracht nach Wasserstand. Und je niedriger der Pegel, umso schwieriger der Transport. Weil weniger Fracht pro Schiff geladen werden kann, muss sie auf mehrere Schiffe verteilt werden.

2018 war ein besonders trockenes Jahr, aber auch die Jahre 2015, 2014, 2011, 2009 und vor allem 2003, als der Pegel des Rheins bei Emmerich im Oktober auf ein Rekordtief von 28 Zentimeter fiel, waren von Meldungen über Niedrigwasser geprägt. Forscher sagen voraus, dass künftig Niedrigwasser immer häufiger zu beobachten sein wird. Das hängt mit dem Rückgang der Gletscher zusammen, die Wasser für den Rhein spenden.

Was bedeutet das für die Bundeswasserstraßen? Die Schiffahrt und die Unterhalter der Wasserstraßen brauchen mehr Planungssicherheit, wollen sie sich auf extremere Niedrigwasserphasen einstellen. Und das soll jetzt mit einem neuen Vorhersage-System gewährleistet werden, das Ende des Jahres startete.

Eine Zehn-Tage-Vorhersage soll Binnenschiffern auf dem Rhein eine bessere Planung der Lademengen insbesondere bei Niedrigwasser ermöglichen. Nach Angaben der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) sagt die Zehn-Tage-Prognose die Wasserstände an den sieben Rhein-Pegeln Oestrich, Kaub, Koblenz, Köln, Düsseldorf, Duisburg-Ruhrort und Emmerich voraus und nennt dafür jeweils die Wahrscheinlichkeit. Am zehnten Tag betrage die Unsicherheit meist je etwa 35 Zentimeter nach oben und unten. Ein Service, der unter anderem auf 72 einzelnen Wettervorhersagen basiert.

Die Zehn-Tage-Prognose ist Teil des „Aktionsplans Niedrigwasser Rhein“. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte diesen Acht-Punkte-Plan im Juli präsentiert. Aus gutem Grund: Die Wasserstraßen würden gebraucht, um klimafreundliche Transporte zu leisten. Noch mehr Güterfahrten müssten von der Straße auf die Flüsse verlagert werden, betonte er.

Die BfG hat in den vergangenen Jahren im Rahmen ihrer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten eine wahrscheinlichkeitsbasierte Zehn-Tages-Vorhersage für schifffahrtsrelevante Pegel des Rheins entwickelt und im prä-operationellen Testbetrieb umfangreich erprobt. Seit Anfang Dezember wird sie über den elektronischen Wasserstraßen-Informations-Service (ELWIS) der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes veröffentlicht. Mit der neuen Vorhersage können Schifffahrt und verladende Wirtschaft ihre Transportplanungen nun besser als bisher optimieren.

 Eine bessere Vorhersage ändert allerdings noch nichts an dem Problem an sich – dem Niedrigwasser.  „Der Transport auf den Schiffen ist nur konkurrenzfähig, wenn er auch zuverlässig ist“, sagt Emmerichs Stadtwerkechef Udo Jessner, der auch für den Emmericher Hafen zuständig ist. Die IHK fordere schon seit langem, den Rhein an bestimmten Abschnitten zu vertiefen. Doch das sei nicht unproblematisch, weiß Jessner, denn eine Fahrrinnenvertiefung könnte erhebliche ökologische Auswirkungen auf die Uferabschnitte haben. „Sollte es dazu kommen, wird es erheblichen Streit geben“, ist sich Jessner sicher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort