Interview: "sohni" Wernicke "Bergretter" wollen eigenes Gutachten

Emmerich · Die Initiative "Rettet den Eltenberg" hält das vergangene Woche vorgelegte Gutachten zur Betuwe in wichtigen Punkten für fragwürdig. Eine neue Expertise soll die Umweltverträglichkeit beider Planungen für Elten miteinander vergleichen.

 Bleibt optimistisch: Hans-Jörgen "Sohni" Wernicke von der Bürgerinitiative "Rettet den Eltenberg".

Bleibt optimistisch: Hans-Jörgen "Sohni" Wernicke von der Bürgerinitiative "Rettet den Eltenberg".

Foto: MArkus van offern

Was ist Ihr Hauptkritikpunkt an dem jetzt vorgelegten Gutachten?

Hans-Jörgen Wernicke Zu kritisieren haben wir eine ganze Menge, aber am meisten stört uns die Behauptung, wir hätten eine Umgehungsstraße geplant. Wahr ist, Johannes ten Brink hat eine kluge und vorausschauende Planung erstellt, die so geschickt angelegt ist, dass sie auch eine deutliche verkehrliche Entlastung des Eltener Ortskerns vor allem im Bereich der Klosterstraße mit sich bringt. Sogar die Gutachter haben prognostiziert, dass diese Lösung einen Verkehrsrückgang in diesem Bereich von mehr als 50 Prozent bedeuten würde. Das ist doch für Elten schon seit langem gefordert worden. Außerdem sind bei dieser Planung alle Straßen, die derzeit noch stumpf vor der Bahn enden, an die Straße angebunden. Und nicht zuletzt würden auch die Sportplätze erhalten bleiben.

Eine Umgehungsstraße übersteigt nach Auffassung der Gutachter den Planungsauftrag und könnte daher nicht finanziert werden.

Wernicke Das halten wir für eine irrige Auffassung, die wir jetzt auch juristisch überprüfen lassen.

Ihre Planung soll 70 Millionen Euro teurer sein als die der Bahn. Halten Sie das für realistisch?

Wernicke Diese Zahlen halten wir für unseriös und durch nichts zu belegen. Die Zahlen der Bahn und der Straßenbauer sind bis heute nicht bekannt. Wir verlassen uns auf die Erfahrung von Johannes ten Brink. Er sagt, dass die Kosten für unsere Variante deutlich unter der genannten Summe liegen wird.

Das jetzt vorgelegte Gutachten hat die Gleisbettvariante überraschender Weise auch negativ in Sachen Ökologie bewertet.

Wernicke Das hat uns auch überrascht. Unserer Auffassung nach ist das völlig unverständlich. Die eigentliche Todsünde, nämlich der massive Eingriff der Bahn am Eltenberg, wird hier kleingeredet. Bei den Plänen der Bahn geht es teilweise mehr als 20 Meter in den Hang hinein. Das Gutachten sagt aber, dass diese Fläche nicht direkt zum Eltenberg gehören würde. Uns wiederum werden Eingriffe in die Wild und bei den Denkmälern Spyker Brücke und Mühlenstumpf vorgeworfen. Da stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht. Trotzdem wird Johannes ten Brink seine Planung noch einmal optimieren, damit diese Negativpunkte ausgeräumt werden. Wir hoffen, dass wir die neue Planung schon am Mittwoch beim Ortsausschuss vorstellen können.

Sie haben am Wochenende angekündigt, dass die "Bergretter" nun auch ein eigenes Gutachten in Auftrag geben wollen.

Wernicke Wir haben mittlerweile ein niederländisches, von Bahn und Straßenbau unabhängiges Ingenieurbüro damit beauftragt, ein zweites Gutachten im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit beider Planungen erstellen. Deutsche Büros scheiden leider aus, weil diese so gut wie alle eng mit Bahn und Straßen NRW zusammenarbeiten. Dieses Gutachten wird beim Planfeststellungsverfahren für den Bau der Straßen als Basis dienen können. Die betreffende Offenlage wird frühestens beginn 2015, möglicherweise auch erst 2016 erfolgen. Das heißt, uns bleibt hier auch noch genügend Zeit.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, dass Sie Ihre Alternativ-Planung für Elten doch noch durchsetzen können?

Wernicke Wir sind optimistisch, weil wir überzeugt sind, dass die Pläne von Johannes ten Brink besser sind als das, was die Bahn mit uns machen will. Wir vertrauen darauf, dass alle am Planfeststellungsverfahren Beteiligten das am Ende auch erkennen und würdigen.

(RP)
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