Entwicklungshilfe Ein zweites Zuhause in Ghana

REES · Die Reeserin Bea-Talena Naves lebt seit zehn Monaten in Ghana und arbeitet an einer Grundschule. Den RP-Lesern, die mit Spenden ein Hilfsprojekt unterstützt haben, dankt die 19-Jährige.

 Bea-Talena Naves aus Rees (vierte von rechts) inmitten des Lehrerkollegiums in Ghana. Seit zehn Monaten arbeitet sie an einer Grundschule im Dorf Zuarungu. Im Hintergrund ist unter anderem die neue Kirche zu erkennen.

Bea-Talena Naves aus Rees (vierte von rechts) inmitten des Lehrerkollegiums in Ghana. Seit zehn Monaten arbeitet sie an einer Grundschule im Dorf Zuarungu. Im Hintergrund ist unter anderem die neue Kirche zu erkennen.

Foto: Naves

Seit zehn Monaten lebt Bea-Talena Naves im Norden des afrikanischen Staates Ghana. Die 19-jährige Reeserin arbeitet an einer Grundschule im Dorf Zuarungu, in dem der Verein „Christ Frontiers Mission International“ (CFMI) ein Hilfsprojekt für Kinder aufgebaut hat. „Ich habe in Ghana ein zweites Zuhause gefunden“, schreibt die Aspel-Abiturientin in einer Mail an die Rheinische Post und hat auch ein aktuelles Foto mitgeschickt. Es zeigt sie mit einer weiteren Freiwilligen und den afrikanischen Lehrerkollegen vor der neugestalteten Kirche und dem künftigen Summerhouse der Schule.

Bea-Talena Naves dankt den RP-Lesern, die mit Spenden dazu beigetragen haben, dass ein Grundstück neben der Schule gekauft werden konnte. Dort sollte eine Bar gebaut werden, deren Musik und Gäste sicherlich den Unterricht gestört hätten. Vor drei Monaten wies die Reeserin auf dieses Problem hin, inzwischen konnte das Grundstück für umgerechnet 1.300 Euro zugunsten der Schule erworben werden.

„Im nächsten Schritt arbeiten wir nun an der Registrierung unserer Schule“, so Bea-Talena Naves. „Dafür schaffen wir viele Kleinigkeiten wie Schulmaterial und Klassenbücher an. Ein großer notwendiger Schritt ist aber noch ein Spielplatz und ein Überdachung auf dem neu erworbenen Grundstück, das als Schulhof fungieren wird.“ Das Dach sei besonders wichtig, weil die Schüler in den Pausen kaum Schatten finden. Zudem müsse dringend Spielmaterial angeschafft werden. „Abgesehen von einem Ball und ein paar Springseilen, die ich mitgebracht habe, gibt es aktuell nicht viel“, schreibt die Reeserin, die an fünf Tagen pro Woche Englisch unterrichtet.

Auch handwerklich betätigt sich „Ayinbobo“, wie Bea-Talena Naves von den Einheimischen in der Landessprache Farefare genannt wird, für das Projekt: „Wir formen derzeit Ziegelsteine für den Bau des Summerhouses. Parallel bauen wir eine neue Schule, weil das aktuell verwendete Gebäude einer Privatperson gehört, die es vorübergehend zur Verfügung gestellt hat, aber bald zurück haben möchte.“ Intern arbeitet die Reeserin daran, die zum Teil sehr strengen Unterrichtsmethoden an der Schule zu verbessern: „Ich versuche die einheimischen Lehrer zu überzeugen, dass sie die Kinder nicht schlagen müssen, um sie zu disziplinieren. Das ist weiterhin ein sehr großer Unterschied zur Schulwelt in Deutschland.“

Zwei Drittel ihrer Zeit in Zuarungu sind vorbei, und Bea-Talena Naves weiß, dass sie das zweite Zuhause sehr vermissen wird: „Ich habe hier unglaublich nette Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen, ich habe eine neue Sprache und Mopedfahren gelernt und eine neue Kultur hautnah erlebt. Außerdem bin ich sehr in meinem Glauben gewachsen und gehe mittlerweile fast täglich in die Kirche.“

Auch den afrikanischen Kontinent sieht die Reeserin mit neuen Augen: „Ghana kann man nicht als arm pauschalisieren. Im Gegenteil, die meisten Menschen sind einfach glücklich mit dem, was sie haben. Und wenn sie Besuch bekommen, geben sie ab, was sie haben, auch wenn es der letzte Essensvorrat ist.“ Obgleich ihr an einem touristisch geprägten Badeort das Handy geklaut wurde, hält Bea-Talena Naves ihr Gastland für sicher: „In unserem Dorf kann ich meine Tasche in der Kirche liegen lassen und finde sie dort später wieder. Mir ist es auch schon passiert, dass ich meinen Schlüssel auf einem Felsen am Straßenrand der Dorfhauptstraße vergessen habe. Zwei Stunden später lag er immer noch dort! Ich lebe aber auch in einer sehr christlichen und freundlichen Community mit vielen jungen Leuten. In Großstädten und Touristenorten sollte man besser aufpassen.“

(Michael Scholten)
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