Emmerich Bahn schockt Hausbesitzer

Emmerich · Hausbesitzer in Millingen werden aufgefordert, Teile ihrer Grundstücke abzugeben. Bei den Betuwe-Kritikern der IG Biss laufen die Telefone heiß. Für Praest und Vrasselt planen die Aktiven jetzt den organisierten Widerstand.

 Ulrich Mölder (links) und Karl-Heinz Jansen von der IG Biss am Bahnübergang Sulenstraße. In den kommenden Wochen werden die Bürger erkennen, wie bedeutend das Thema Betuwe ist, meinen die beiden.

Ulrich Mölder (links) und Karl-Heinz Jansen von der IG Biss am Bahnübergang Sulenstraße. In den kommenden Wochen werden die Bürger erkennen, wie bedeutend das Thema Betuwe ist, meinen die beiden.

Foto: van offern

In diesen Tagen gehen bei Anwohnern in Millingen Briefe der Bahn ein. Immobilienbesitzer werden aufgefordert, Teile ihrer Grundstücke für den Ausbau der Bahntrasse zur Verfügung zu stellen. "Und das ist nicht wenig Land, das die Bahn da haben will", sagt der Vorsitzende der IG Biss, Karl-Heinz Jansen: "Mein Telefon stand gestern nicht mehr still."

Zugleich organisiert die "Biss" derzeit in Praest und Vrasselt die Abgabe von Einwendungen gegen den Betuwe-Ausbau. Die Mitglieder planen, demnächst von Tür zu Tür zu gehen und Unterschriften unter vorformulierte Protestschreiben zu sammeln. Sie erlauben sich, auf deutliche Resonanz zu hoffen. "Wenn publik wird, was gerade in Millingen passiert, werden wir sehr viel Zuspruch kriegen", schätzt Biss-Aktivist Ulrich Mölder.

Widersprüche wiegen schwerer

Die Bahn will mit ihren Ausbau-Plänen für die Betuwe-Trasse wie berichtet zügig ins sogenannte "Planfeststellungsverfahren" gehen. Währenddessen — und nur währenddessen — können Bürger ihre Einwendungen anbringen. In dieser Phase will die IG Biss auf Stimmenfang gehen.

Die Einwendungen, die sie sammeln wollen, sehen die Biss-Mitglieder als politisches Signal. Ferner wolle man Bürger darüber aufklären, wie sie Widersprüche einlegen können, etwa wegen befürchteter Wertverluste von Immobilien. Widersprüche sind gewichtiger als Einwendungen: "Da wird jedes Grundstück individuell betrachtet, und die Bahn muss auf jeden einzelnen Fall reagieren", so Mölder.

Auf Grundlage der Pläne für Praest und Vrasselt fürchten die Biss-Mitstreiter nicht nur die direkten Auswirkungen der Züge wie mehr Lärm oder eine neue Geräuschverteilung als Nebenwirkung der Schallschutzwände. Sie gehen davon aus, dass durch den Wegfall von Bahnübergängen auch deutlich mehr Verkehr, nicht zuletzt Schwerlastverkehr, statt über die B 8 in Zukunft über die Grüne Straße rollen wird.

"Jetzt geht's ans Eingemachte", beschreibt Ulrich Mölder die Lage. Jetzt müssten die Menschen erkennen, was ihnen droht, bevor es zu spät ist. "Sie werden jetzt feststellen, dass der dreigleisige Ausbau sie wirklich schwer betrifft", ist Karl-Heinz Jansen überzeugt.

So wie in Millingen, wo die Hausbesitzer jetzt Grund und Boden abgeben sollen. "Den Leuten hätte das klar sein müssen. Aber weil sich das Thema seit 1992 hinzieht, haben sie gedacht, da tut sich sowieso nichts", meint Jansen. "Manche sollen jetzt ihr Eigentum abgeben, und dann kommt auch noch eine Lärmschutzwand vors Haus."

Internet Bisherige Berichterstattung auf www.rp-online.de/emmerich

(RP/rl)
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