Kultur Die Natur als Verwandlungskünstler

Rees · Im Rahmen der Niederrhein-Kunstreihe „In der Ebene“ wird am Sonntag im Museum Koenraad Bosman die Ausstellung „Tarnung und Zwiebeln“ von Matt Hale eröffnet. Der Brite zeigt die Verbindung von Mensch und Natur.

 Am Sonntag wird die Ausstellung "Tarnung und Zwiebeln" von Matt Hale im Bosman-Museum eröffnet.

Am Sonntag wird die Ausstellung "Tarnung und Zwiebeln" von Matt Hale im Bosman-Museum eröffnet.

Foto: Markus Balser

Zuhause in England hat Matt Hale täglich Kontraste vor Augen: Natur und Großstadt, Idylle und Umweltzerstörung. Dass er mitten in der Millionen-Metropole London in einem Atelier, das in einem riesigen Garten gelegen ist, arbeiten kann, ist wohl auch der Grund dafür, warum er sich eines Themas widmet, das aktueller denn je scheint: die Beziehung von Mensch und Natur.

Ab Sonntag werden 32 Exponate des Engländers im Reeser Museum Koenraad Bosman gezeigt. Die Ausstellung „Tarnung und Zwiebeln“ ist Bestandteil der von der Reeser Filmemacherin Carla Gottwein initiierten Niederrhein-Kunstreihe „In der Ebene“, die mit Kunst, Lesungen und Filmen von Kranenburg bis Xanten jetzt in die zweite Hälfte geht. An ihr sind diesmal auch etliche britische Künstler beteiligt, die sich, orientierend am Untertitel „die andere Seite“, mehr oder weniger auch mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigen.

 Matt Hale vor den „Hazard Sticks“: Am Sonntag wird seine Ausstellung im Koenraad-Bosman-Museum eröffnet.

Matt Hale vor den „Hazard Sticks“: Am Sonntag wird seine Ausstellung im Koenraad-Bosman-Museum eröffnet.

Foto: Markus Balser

Matt Hale, der in London an der Kunstakademie zunächst Malerei studierte, bevor er sich anderen Techniken widmete, arbeitet vorwiegend mit dem, was die Natur zu bieten hat. Holz, Äste, Rinden, Blätter, aber auch Steine, Fossilien und Baumpilze kommen zum Einsatz. Auf den ersten Blick hat er sie lediglich mit Farben verfremdet. Wer genauer hinschaut, entdeckt jedoch noch mehr hinter der freundlich wirkenden Oberfläche. Denn in der Natur-Welt des Matt Hale hat der Mensch längst Einzug gehalten. Dosen, Tuben, Rohre und Plastikreste verstecken sich hinter Ritzen und Astlöchern, sind somit Bestandteil der Pflanzenwelt geworden und haben sie kontaminiert.

 Am Sonntag wird die Ausstellung "Tarnung und Zwiebeln" von Matt Hale im Bosman-Museum eröffnet.

Am Sonntag wird die Ausstellung "Tarnung und Zwiebeln" von Matt Hale im Bosman-Museum eröffnet.

Foto: Markus Balser

Hale, Jahrgang 1958, hat seine Werke bislang in Großbritannien, den USA und Europa gezeigt. Jene Arbeiten, die in Rees präsentiert werden, sind in den letzten drei Jahren entstanden und erstmals zu sehen.

Der Krieg ist dabei eigentlich nicht sein Haupthema, wohl aber der Begriff der „Camouflage“: „Im Krieg versucht sich der Mensch zu tarnen, wie die Natur auszusehen. In meinen Arbeiten passt sich die Umwelt den Hinterlassenschaften des Menschen an“, erklärt der Brite. „Second nature“ — zweite Natur — nennt der sympathische Künstler diesen Vorgang, den er auf verschiedene Weise abbildet.

Auch wenn er oft bunte, freundlich wirkende Farben verwendet, geht es ihm insgesamt weniger um die Ästhetik, als um die Aussage. Die „Hazard Sticks“ (Gefahren Stöcke“) etwa sind Äste, die durch ihre gelb-schwarze Farbe wie Warn-Barken wirken. In anderen Arbeiten haben sich Abflussrohre in Äste verwandelt, ein Effekt, den Hale durch das Schmelzen des Plastiks erzielt und dem maschinell hergestellten Produkt eine naturnahe Form verleiht.

Statt Leinwand und Ölfarbe sind Holz und Polymere die bevorzugten Arbeitsmittel Hales. Und die sind nicht immer leicht zu handhaben. Da bedarf es vieler Experimente, wie er verrät: „Das ist sehr fragil, man muss es fast schon ein wenig beschützen.“

Fast so beschützenswert wie die wirkliche Natur.

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