Rees Aus einer echten Friseur-Familie

Rees · Kein Aprilscherz: Am 1. April geht in Mehr eine Ära zu Ende. Friseur Friedrich Michelbrink geht in den Ruhestand. Auf den passenden Haarschnitt braucht im Ort trotzdem niemand zu verzichten. Der Betrieb wird weitergeführt.

Seit über 25 Jahren gibt es den Friseursalon Michelbrink an der Heresbachstraße. Mit viel Freundlichkeit und Herzlichkeit bedienen Friedrich Michelbrink und sein Team hier die Kundschaft. Doch jetzt geht der 62-jährige Inhaber "in Rente", übergibt den Salon zum 1. April seiner Nachfolgerin Denise Welter.

1903 eröffnete Großvater Friedrich Michelbrink ein Friseurgeschäft in Hamminkeln, das 1950 von dessen Sohn Josef übernommen wurde. Friedrich junior wuchs quasi mit dem Friseurhandwerk auf. "Meine Berufsperspektive war klar, ich wusste, dass ich die Familientradition weiterführen würde", so Michelbrink, der als 14-Jähriger nach Bassum, einer Kleinstadt bei Bremen zog, um das Handwerk zu erlernen. Er wohnte bei der Mutter der Friseurin in einem zehn Quadratmeter großen möblierten Zimmer. In einem kleinen Vorraum stand die Waschgelegenheit: eine Porzellanschüssel und eine Kanne mit frischen Wasser, das im Winter öfter einfror. 40 DM kostete die monatliche Miete, genau der Betrag, den der junge Hamminkelner als Ausbildungsvergütung verdiente.

Und in der kalten Jahreszeit musste sogar noch fünf Mark Heizungszulage gezahlt werden. "Meine Eltern griffen mir oftmals mit einem Scheinchen unter die Arme", erinnert sich Michelbrink. Essen bekam er bei seinem Lehrherrn. Um sieben Uhr gab es Frühstück, um acht Uhr öffnete der Salon. Ein 12-Stunden-Tag, selbst an Samstagen, war normal. Am Montag, der für Frisöre eigentlich frei war, besuchte er die Berufsschule in Syke. Während seiner Ausbildung lernte er auch das Rasieren mit dem Rasiermesser kennen. "Viele Kunden hatten einen eigenen Rasiertopf, manche sogar ein eigenes Rasiermesser", erzählt Michelbrink. In seiner Freizeit spielte er Radball. Nach der Lehre arbeitete er im elterlichen Betrieb. 1967 ging er zur Bundeswehr und 1971 machte er seine Meisterprüfung in Bottrop, übernahm dann direkt den väterlichen Friseursalon. Sein Geschäft in Mehr eröffnete Michelbrink 1984, unterstützt von Ehefrau Heidrun, die ebenfalls den Friseurberuf erlernte. Und auch die beiden Kinder traten in die Fußstapfen der Eltern. Sohn Marco hat einen Salon in Hamminkeln, er und Tochter Manuela sind beide Lehrer an der Internationalen Friseurschule in Wesel.

Seminare und Fortbildungen hielten sie immer auf dem Laufenden. Viele Stammkunden besuchen regelmäßig den Salon. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge geht der engagierte Friseurmeister jetzt in den Ruhestand. "Ich habe diesen Beruf immer gerne und mit viel Herzblut ausgeübt", sagt er. Doch freut er sich auch über die Zeit, die er jetzt für seine Hobbys hat. Michelbrink lernt Französisch und fährt gerne Rad - auch schon mal bis Frankreich und zurück.

(RP)
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