Emmerich Auf Blasenpflaster verzichtet

Emmerich · Ein tiefes, emotionales Erlebnis war für RP-Mitarbeiter Florian Thuis die Wallfahrt nach Kevelaer. Am Samstag machte sich der 25-Jährige von Emmerich aus auf den Weg in die Marienstadt.

Wallfahrt hat bei uns in der Familie schon eine lange Tradition. Mein Opa, mein Cousin und meine beiden Onkel laufen schon lange mit. Für mich stellte sich die Frage: "Traust Du Dir die 40 Kilometer per Fuß denn auch wirklich zu?" Ich versuchte es, Samstag war es so weit.

4:45 Uhr. Ich stehe auf und bin wie auf Knopfdruck angespannt. Den Rat, mir meine Fersen gegen Blasen mit einem Pflaster abzukleben, ignoriere ich. Zu groß ist die Gefahr, dass ich mir wegen der Müdigkeit in die Finger schneide.

5:20 Uhr. Mittlerweile ist die Anspannung etwas verflogen und ich bin startklar. Ausgestattet mit einem Rucksack voller Proviant und speziellen Laufschuhen und -socken geht es zur Liebfrauenkirche nach Speelberg.

5:40 Uhr. Vor der Kirche mache ich große Augen. Schätzungsweise 60 Pilger, darunter viele junge Leute und Familien, holen sich mit mir den Pilgersegen von Neu-Pfarrer Karsten Weidisch ab. Parallel findet in der Martinikirche der Segen für die anderen Pilger von Kaplan Christian Olding statt. "Die 40 Kilometer per Fuß schaffen wir mit links", sagt Weidisch schmunzelnd.

6:05 Uhr. Wir machen uns auf zur ersten Station nach Wissel, mit einem kleinen Zwischenstopp auf dem Emmericher Eyland. Nach dem Überqueren der Brücke wird der erste von insgesamt neun Rosenkränzen gebetet. Für mich als evangelischen Christ etwas Neues.

8:15 Uhr. Der erste Zwischenstopp. Endlich gibt es für die 108 Pilger etwas zu Essen und eine Tasse Kaffee. Anschließend hält Kaplan Olding einen Gottesdienst, der mich tief beeindruckt. Mit solchen Worten lassen sich sicher junge Leute für die Kirche begeistern. Jetzt komme ich mit Karsten Weidisch ins Gespräch. Es ist nicht die erste Wallfahrt für ihn, dafür aber die erste Pilgerreise nach Kevelaer. Er freut sich, dass ich als evangelischer Christ mit dabei bin.

12:35 Uhr. Kurz vor dem wohlverdienten Mittagessen gibt es erneut eine kurze Messe in der St. Laurentius Kirche Uedem. Diesmal sehr emotional gehalten von Pfarrer Weidisch.

14:25 Uhr. Jetzt geht es auf den letzten Abschnitt nach Kevelaer. Mein Opa hatte mich gewarnt. "Jung, die ersten 100 Meter nach dem Mittagessen sind die schlimmsten." Recht hat er. Ich komme nur noch ganz langsam in Tritt und meine Füße schmerzen. Das Begleitfahrzeug verteilt ständig Mineralwasser. Aus der Ferne sehen wir endlich den ersten Kirchturm von Kevelaer.

16:50 Uhr. Wir sind in der Kerzenkapelle der Basilika angekommen. Mein Onkel hat Recht behalten. Es ist auch für mich ein absolut tolles und emotionales Erlebnis. Zurück ging es allerdings per Auto. Ich ließ mich abholen. Ich bin aber in Gedanken bei den Pilgern, die sich heute zu Fuß auf den Rückweg machen...

(RP)
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