Emmerich Attacke an der Wild nicht aufgeklärt

Emmerich · Körperverletzung auf dem Campingplatz in Elten: Sowohl eine Beteiligung des Angeklagten (49) an der Tat als auch die des Motorradclubs "Freeway Riders" ließ sich nicht nachweisen.

Mit einem Freispruch für den Angeklagten endete gestern am Amtsgericht Emmerich der zweite Teil der Verhandlung um eine Schlägerei auf dem Campingplatz in Elten. Dort waren im Juni vergangenen Jahres zwei Bewohner der Anlage in der Nacht brutal zusammengeschlagen und verletzt worden. Der Vorwurf: Ein 49-jähriger Bewohner des Campingplatzes, der den "Freeway Riders" angehört, und zwei weitere Mitglieder des Motorradclubs hätten überfallartig auf ihre Opfer eingeschlagen.

Doch wer den Angriff tatsächlich verübt hat, ließ sich in der Verhandlung nicht rekonstruieren. Am Ende stand Aussage gegen Aussage. Und dies reiche nicht für eine Verurteilung des Angeklagten aus, wie die Richterin in ihrer Urteilsbegründung erklärte.

Was sich genau abgespielt hatte, konnte auch durch die gestrigen Zeugenaussagen nicht in Erfahrung gebracht werden. Ein Mitarbeiter des Campingplatzes hatte nach der Tat auf Bildern einer Überwachungskamera zwar zwei "kräftige Männer" gesehen, die sich Zugang zu dem Gelände verschafft hatten, doch Rocker-Kutten hätten sie nach seiner Einschätzung nicht getragen. Da die Aufnahmen nicht als Beweismittel gesichert wurden, wurden sie nach 30 Tagen automatisch gelöscht und konnten nicht mehr ausgewertet werden.

Als Zeuge wurde auch der Präsident der "Freeway Riders" gehört, die nach Polizeieinschätzung bislang nicht durch Gewalttaten auffällig geworden seien. Der 56 Jahre alte Präsident des Motorradclubs war nach der Schlägerei von der Tochter eines der Opfer angerufen und zur Rede gestellt worden. Von dem Vorfall hatte er jedoch nichts gewusst. Als er hörte, dass behauptet wurde, die "Freeway Riders" seien in die Schlägerei verwickelt gewesen, bot er sich als Vermittler zwischen den Parteien an. Dem Angeklagten untersagte er, weiterhin die Kutte der "Riders" auf dem Eltener Campingplatz zu tragen, schloss aber gleichzeitig aus, dass weitere Mitglieder seines Clubs an der Schlägerei beteiligt gewesen waren. "Das hätte sich niemand erlaubt", sagte er.

Auch die Tochter eines der Opfer sagte aus. Die 21-Jährige hatte die Tat zwar nicht gesehen, berichtete aber, dass der Angeklagte Druck auf einen der Zeugen ausgeübt habe, um ihn zu einer Falschaussage zu überreden. Ob dem so war, konnte nicht bewiesen werden. Tatsache ist, dass es in der Vergangenheit zwischen dem Angeklagten und vor allem einem der Opfer Spannungen gab. Ob hierin ein Motiv für die Attacke lag, ließ sich nicht klären. Vielleicht auch deshalb, weil offenbar nicht selten viel Alkohol im Spiel war. "Ich kann hier niemandem mehr Glauben schenken als dem anderen", sagte die Staatsanwältin, die auf Freispruch plädierte. Das sah auch die Richterin so.

Ob die Opfer in Revision gehen, stand gestern noch nicht fest. Sie haben Schmerzensgeldansprüche gegen den Angeklagten geltend gemacht.

(bal)
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