Rees Asylheim: Hendricks lehnt Shop-System ab

Rees · Beim Antrittsbesuch der Ministerin gab es durchaus auch kontroverse Themen im Reeser Rathaus, wo sie sich ins Goldene Buch eintrug.

Rees: Asylheim: Hendricks lehnt Shop-System ab
Foto: Axel Breuer (abre)

Es waren Kleinigkeiten, die den Unterschied von einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Dr. Barbara Hendricks und der Ministerin Dr. Barbara Hendricks ausmachten. Vor dem Sitzungszimmer im Rathaus hatten zwei Polizisten Posten bezogen und die SPD-Politikerin, die sich sonst viel Zeit für ihre Besucher nimmt, musste ständig auf die Uhr schauen, weil weitere Termine in der Bundeshauptstadt anstanden. Trotz der Berufung zur Bau- und Umwelt-Ministerin versicherte Barbara Hendricks: "Ich bin die selbe geblieben." So ganz aber eben doch nicht, daher trug sie sich jetzt ins Goldene Buch der Stadt Rees ein und vermutete: "Das werde ich jetzt wahrscheinlich noch in vielen Kommunen im Kreis tun."

Aber weil sie jetzt eben auch Ministerin ist, haben die Aussagen zu aktuellen Themen ganz andere Tragkraft. Neben der Betuwe ging es vor allem um die Themen Asylbewerber und Hochwasserschutz.

Thema: Asylbewerber

In dieses Thema in Rees hat sich Hendricks auch ganz persönlich eingeschaltet. Wie mehrfach berichtet, gibt es Kritik am Shop-System. Die Asylbewerber können für einen bestimmten Punktwert im Flüchtlingsheim einkaufen. Hendricks machte auch gestern keinen Hehl daraus, dass sie das Shop-System sehr kritisch sieht. "Ich habe auch den Eindruck, dass da eine Abzocke stattfindet, weil das Punktsystem sehr undurchsichtig ist." Sie fände es besser, wenn Bargutscheine für den Einkauf in Supermärkten ausgegeben würden. "Dann würden die Flüchtlinge auch mehr Produkte bekommen." Bürgermeister Christoph Gerwers ließ sich bei dem Thema auf keine Diskussion ein. "Das Shop-System bleibt bestehen. Die Flüchtlinge werden hier vernünftig versorgt." Kämmerer Andreas Mai ergänzte. "Wichtig ist, dass die Verfahren beschleunigt werden, dann wäre der Aufenthalt im Heim auch das, was er eigentlich sein soll: eine Übergangslösung."

Bei der Forderung, die Verfahren zu beschleunigen, waren sich Kommune und Ministerin einig. Ebenso bei dem Bemühen, dafür zu sorgen, dass Flüchtlings-Familien eine Wohnung bekommen. Da Vermieter hier zurückhaltend sind, hat sich die Kirche angeboten, als Mieter aufzutreten. "So ist es uns gelungen, tatsächlich für alle Familien eine Wohnung zu finden. Die letzte bekommt im März eine Wohnung", so Mai. Zudem hat eine Familie nach zehn Jahren Aufenthalt in Deutschland einen festen Aufenthaltsstatus bekommen. Damit hat der Vater jetzt auch die Möglichkeit, arbeiten zu gehen.

Thema: Hochwasserschutz

Bürgermeister Christoph Gerwers verwies noch einmal auf die Dringlichkeit der Deichsanierung. "Wir sind sehr daran interessiert, dass es hier vorwärts geht", sagt er. Daher müsste dafür auch mehr Personal bei der Bezirksregierung bereit gestellt werden.

Die Ministerin sagte zu, da am Ball zu bleiben. Sie verwies darauf, dass gerade ein nationaler Hochwasserschutzplan erarbeitet werde. "Die Flutkatastrophe im Sommer hat gezeigt, dass es nicht so weitergehen kann." Es könne nicht sein, dass jedes Bundesland mache, was es wolle. Vielmehr müssten die Maßnahmen abgestimmt sein. Geld soll bereit stehen. Die Rede ist von zehn Jahren lang jährlich 100 Millionen Euro. "Wichtig ist aber auch, nicht nur den Neubau von Deichen, sondern auch die Ausweisung von Ausgleichsflächen voran zu treiben", so Barbara Hendricks.

(RP)
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