Rees Asylbewerber boykottieren Shop

Rees · Sie wollen mit Geld in Geschäften einkaufen, nicht mit "Punkten" im Lädchen.

Die Vorgänge im Reeser Asylbewerberheim spitzen sich wieder zu. Gestern starteten die Flüchtlinge einen Boykott des Lebensmittelshops auf dem Gelände. Bekanntlich fordern sie, dass sie Geld erhalten, statt über Punkte im eigenen Shop einkaufen zu müssen. Die Aktion ist von den Flüchtlingen selbst organisiert worden. Weitere sollen folgen, heißt es, im Gespräch sei sogar ein Hungerstreik.

Das Essen sei extrem eintönig, beklagte gestern der Asylsuchende Selemon aus Afrika. "Viele von uns sind krank, haben Hautausschläge und müssen oft zum Doktor wegen der Mangelernährung." Zudem sei es zu teuer. "Wir könnten bei Aldi oder Lidl das Doppelte kaufen, wenn wir das Geld in die Hand bekämen", meint Anik Mohammad aus Bangladesh. Und die Situation sei diskriminierend.

Unterstützung kommt von der Initiative "Fremde werden Freunde". "Rees ist die einzige Kommune im Kreis, die noch auf dieses Punktesystem setzt", sagt Dr. Sabine Jordan von der Organisation. "Ein Vergleich der im Shop mittels des Punktesystems erworbenen Lebensmittel und Hygieneartikel mit handelsüblichen Preisen ergab durchschnittlich Werte von etwa 18 bis zu 24 Euro im Vergleich zu einer wöchentlichen Zuwendung von Nahrungsmitteln und Gesundheitspflege von 38,69 Euro pro Woche."

Die Stadt führt in ihrer Antwort aus, dass dieser Vergleich nicht angestellt werden könne, da die Stadt Sachleistungen erbringt. "Wir orientieren uns dabei an den ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen und Grundlagen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung", so Sozialamtsleiter Michael Becker. Geld und Punkte könne man nicht gegenüberstellen.

Das sollte man aber, meint Sabine Jordan. Da werde beispielsweise Basmati-Reis mit einem hohen Punktewert von 72 Punkten belegt. "Legt man einen Geldwert von 6 Cent zugrunde, kostet ein Kilo Basmati-Reis im Shop 4,62 Euro." Im Discounter sei die gleiche Ware für 1,69 Euro zu haben.

(moha)
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