Emmerich Arbeiten im Grenzgebiet soll fairer werden

Emmerich · Verbände haben ihre Forderungen vorgestellt, die den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt lukrativer gestalten sollen.

Für das Gelingen eines fairen grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes wurde bereits viel getan. Das betonte die Regionsgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB, Angelika Wagner. "Da das Thema gerade jetzt im Vorfeld der Bundestagswahlen verstärkt aufgegriffen worden ist, wollen wir noch einmal deutlich machen, dass der Kreis Kleve in diesem Bereich vor besonderen Herausforderungen steht. Wir brauchen verbesserte Rahmenbedingungen, gerade vor der Wahl werden dazu einige Weichen gestellt."

In Zusammenarbeit mit dem DGB-Kreisvorsitzenden Rolf Wennekers, dem Präsidenten des Interregionalen Gewerkschaftsrates Wilco Veldhorst von der niederländischen FNV, dem Gewerkschaftssekretär Frank Thon und dem Jugendbildungsreferenten der DGB Region Niederrhein, Fabian Kuntke, wurden "Fünf Punkte für ein nachbarschaftliches Europa" erarbeitet. Damit soll das Arbeiten im Grenzgebiet fairer werden. Sie wurden im Haus der Euregio Rhein-Waal vorgestellt.

Deutliche Verbesserung des grenzüberschreitenden öffentlichen Personennahverkehrs "Wir setzen uns bereits seit vielen Jahren für die Reaktivierung der Bahnlinie Kleve-Nimwegen ein", erklärte Veldhorst. Diskussionen gab es auch um einen ICE-Halt in Emmerich, wovon auch die Gewerbe- und Industriegebiete in den Niederlanden profitieren würden. "Oft scheitert das grenzüberschreitende Arbeiten daran, dass die Arbeitnehmer mit dem Nahverkehr ihren Arbeitsplatz nicht erreichen können. Dafür stehen Gelder der Europäischen Union zur Verfügung, das Problem ist die politische Abstimmung." Infrastruktur alleine reiche nicht, ergänzte Rolf Wennekers. Tarif- und Ticketsysteme müssten ebenfalls aufeinander abgestimmt werden. Auf beiden Seiten der Grenze gelten unterschiedliche Fahrkarten.

Ausbau des grenzüberschreitenden Straßennetzes Durch die fehlende Infrastruktur im Bereich des Schienenverkehrs sind die Straßennetze überlastet. "Vor Arnheim ist immer Stau", sagte Veldhorst. Und auch der Grenzübergang Wyler zwischen Kranenburg und Groesbeek erweise sich als Nadelöhr. "Da dauert die 20-Kilometer-Fahrt von Nimwegen nach Kleve schon mal eine Stunde."

Ausbau der Schienenverbindungen im Güterverkehr "Der Seehafen in Rotterdam und der Hafen im belgischen Antwerpen haben eine übergeordnete Bedeutung für die Wirtschaft am Niederrhein", sagte IGR-Präsident Veldhorst. Der durch den Klimawandel schwankende Pegelstand des Rheins sei ein Problem für den Transport. "Deshalb fordert der DGB den Ausbau des Eisernen Rheins und der Betuwe-Route", sagte Rolf Wennekers. Der Ausbau müsse vor allem verträglich für die Bevölkerung sein, ohne dabei Lärmschutz- und Sicherheitsmaßnahmen zu vernachlässigen.

Klarheit für Grenzpendler im Steuer- und Sozialsystem Seit März des vergangenen Jahres beraten Wennekers und Veldhorst im "Grenzinfopunkt". Dabei erfahren sie viel über die Probleme der Grenzpendler erfahren. "Es gibt unterschiedliche Regeln bei der Rentenversicherung, der Lohnfortzahlung bei Krankheit, bei Tarifen und Arbeitsverträgen. Wir fordern eine stärkere Sensibilisierung der Arbeitgeberseite und der Politik für die Probleme der Grenzpendler in diesem Bereich", sagte Wennekers.

Vollständige Anerkennung der Berufsabschlüsse auf beiden Seiten der Grenze "Das ist ein riesiges Problem: Ausgebildete Maurer arbeiten beispielsweise als Hilfskraft, weil ihr Abschluss nicht anerkannt wird", sagte Wennekers. In Heil- und Pflegeberufen sei das noch schwieriger. So mancher Arbeitnehmer müsse teure Anerkennungsverfahren durchlaufen. "Wir brauchen einander. In den Niederlanden haben wir in manchen Bereichen Probleme, offene Stellen zu besetzen. Da ist die Anerkennung der Berufsabschlüsse wichtig", sagte Veldhorst.

"Die politischen Rahmenbedingungen haben sich bisher sehr langsam entwickelt. Wir wollen deutlich machen, was noch alles zu tun ist", fasste Angelika Wagner zusammen.

(RP)
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