80-jähriger Krieg Premiere für die Schlacht um Huis Bergh

EMMERICH/‘s-HEERENBERG · Über Pfingsten wurden in ’s-Heerenberg die Musketen geladen: Zur Nachstellung der historisch belegten Schlacht um Huis Bergh kamen viele Zuschauer, die interessante Einblicke in das Leben im 16. Jahrhundert erhielten.

 Joop Hubers und Andre Ebbers und Marcel Elferink von der „Compagnie Grolle“ waren in historische Kostüme geschlüpft.

Joop Hubers und Andre Ebbers und Marcel Elferink von der „Compagnie Grolle“ waren in historische Kostüme geschlüpft.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Im 80-jährigen Krieg (1568 bis 1648) herrschten in ’s-Heerenberg unruhige Zeiten. Es gab Spannungen zwischen dem niederländischen Adel und dem regierenden König Phillip. Graf Willem van den Bergh, der fliehen musste, versuchte 1572 seine Burg zurück zu erobern.

An Pfingsten stand Huis Bergh ganz im Zeichen dieser historischen Begebenheit. „Wir haben hier öfter mittelalterliche Veranstaltungen“, sagte Jacqueline Wissink, Mitarbeiterin in Huis Bergh, die unter anderem Führungen durch die Ausstellungen des historischen Schlosses durchführt. „Aber diese ‚Schlacht um Bergh‘ ist eine Premiere, denn was hier nachgespielt wird, ist wirklich passiert, wie Dokumente belegen. Wir freuen uns, dass zu unseren Events auch immer mehr Besucher aus Emmerich und Kleve kommen.“

Die Compagnie Grolle aus Groenlo und die „Mars Compagnie te Voet“ (Marschkompanie zu Fuß), die sich aus verschiedenen historischen Gruppen zusammensetzte, gaben einen Einblick in das Leben zur damaligen Zeit. „Alle Materialien wie Kleidung, Zelte und Waffen sind authentisch“, so Wissink. Die Gesellschaft bestand aus Musketieren, Pikenieren, Kanonieren, Trommler, einem Hauptmann und Marketenderinnen. Während die Frauen auf dem Feuer das Essen vorbereiteten und mit der „Fünf-Finger-Flechttechnik“ Kordeln für die Kleidung herstellten, marschierten Musketiere mit sechs Meter langen Piken über die Wiese. Andere böllerten ihre Lunten-Schloss-Musketen ab, indem der Funke einer glühenden Lunte das Schießpulver zum Explodieren brachte.

Die Funktion dieser Musketen hatte Bas Baroen zehn Kindern in einem Workshop genau erklärt. Nur dass diese nicht mit echten Schießpulver, sondern mit Mehl „schossen“, was aber auch eine Qualmwolke verursachte. Mit einem Helm auf dem Kopf, ausgestattet mit Pulverhorn und Patronentasche, fühlten  sich die Nachwuchsschützen wie echte Musketiere. Wer von den jungen Besuchern Quizfragen beantwortete, beim Ringwerfen, Ringstechen und Steckenpferdreiten mitmachte, wurde mit einer schön verzierten Urkunde zum Soldaten ernannt. Stärken konnten sich die Jungen und Mädchen dann mit selbst am offenen Feuer zubereitetem Stockbrot. „Schmeckt köstlich“, meinte Maja, obwohl eine Ecke etwas zu schwarz geworden war.

Erwachsene ließen sich von der Quaksalberin Gesundheits-Tipps geben. „Ich habe die Frau da gerade mit dem Urin vom Heiligen Isodorus behandelt. Sie hat jetzt keine Rückenschmerzen mehr“, erzählte die entsprechend kostümierte Margret Handijk,  Mitorganisatorin der Veranstaltung. Sie hielt einer Besucherin eine Dose hin: „Zehn Sekunden den Finger hineinlegen, dann leben Sie ein Jahr länger.“ Kindern schenkte sie Steine gegen Angst vor Spinnen und Dunkelheit und für einen festeren Schuss beim Fußball. Wer in die Zukunft schauen wollte, der ließ sich die Tarot-Karten legen. „Toll, was hier geboten wird. Da wird Geschichte auf spannende Weise nahe gebracht“, so ein Besucher.

Wer den historischen Hintergrund vertiefen wollte, konnte  das ‚Stadsmuseum Bergh‘ besuchen. Zum Abschluss des Tages fand noch ein Umzug rund um Huis Bergh statt, an dem auch verschiedene historische Persönlichkeiten teilnahmen.

(Monika Hartjes)
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