Rees Als Nikolaus unterwegs

Rees · RP-Mitarbeiter Dennis Gollasch war beim Weihnachtsmarkt im Blockhausdorf von Holzum in ganz besonderer Mission im Einsatz. Er war als Nikolaus unterwegs und fragte die Kinder: "Wart ihr auch artig?"

Nikoläuse haben es schon schwer. Ständig werden sie mit Weihnachtsmännern verwechselt, dabei ist der Nikolaus eine historische Person und der Weihnachtsmann bloß die Erfindung eines berühmten Konzerns. Mit derselben Problematik musste ich mich auch am Wochenende auseinandersetzen. Denn da war ich als Nikolaus beim Weihnachtsmarkt bei Holzum im Einsatz. Es lief ganz anders, als ich es erwartet hatte.

Ich habe mir nämlich viele Gedanken vor dem Wochenende gemacht: Kann man mich durch die Verkleidung erkennen? Was muss ich den Kindern sagen, bevor ich ihnen ihre verdienten Leckereien gebe? Sollte ich meine jugendliche Stimme nicht verstellen? Glauben die Kinder heutzutage überhaupt an den Nikolaus?

Nun, die größte Schwierigkeit ist tatsächlich das Anziehen der Kleider. Erst die unbequeme Hose, danach der Mantel und der für mich viel zu lange Umhang, und schließlich – das Markenzeichen schlechthin – der weiße Vollbart, durch den ich kaum noch reden konnte. Mit der Bischofsmütze auf der Perücke bekam ich meinen überdachten Bollerwagen ausgehändigt. Auf den war ich besonders stolz: Er war nämlich voll beladen mit Schokolade, Weckmännern. Mandarinen und Erd- und Walnüssen.

Jetzt konnte ich den Weihnachtsmarkt betreten. Überall waren Lichter, ich hoffte, nicht erkannt zu werden. Vielleicht würde mir dann ein freches Kind am Bart ziehen? Schon die ersten Leute, die mich sahen, grüßten mich sofort: "Hallo, Nikolaus!" Nachdem ich zurück gewinkt und gegrüßt hatte, kamen auch schon viele Kinder zu mir, in Erwartung, viele Leckereien zu bekommen. Ein kleines Mädchen trat hervor. "Hallo, wie heißt Du?" fragte ich. "Celine", sagte die Kleine ohne Zurückhaltung. "Und wie alt bist Du?" Da reckte sie stolz vier Finger in die Höhe. Jetzt kam die Frage aller Fragen: "Warst du denn im letzten Jahr schön artig?" Sie überlegte nicht lange, natürlich war das Mädchen artig. "Dann komm mal mit, ich habe etwas Schönes für dich!" Celine bekam von mir einen Weckmann, zwei kleine Schokoladen-Nikoläuse und eine Mandarine. Nachdem sie sich bedankt hatte, kamen schon die nächsten Kinder zu mir. Die jüngsten waren zwei Jahre alt, die ältesten waren sogar schon zwölf und fast so groß wie ich. Sie bekamen von mir dieselben Fragen, wie ich sie Celine gestellt hatte, und alle waren glücklich über die vielen Süßigkeiten, die ich ihnen gegeben hatte. Das lief doch viel einfacher, als ich es vorher gedacht hatte. Meine Stimme habe ich kaum verstellen müssen. Aber ich machte mir Sorgen, ob man überhaupt meine Augen erkennen würde, denn ich hatte in meinem Blickfeld überall graue Haare zu bestaunen.

Eins war sicher: Kalt werden konnte mir nicht. Ständig war ich in Bewegung, der Mantel und der Umhang ließen mich schön schwitzen. Für mich war es von Vorteil, dass ich relativ klein bin: So war der Weg zu den Kindern nicht sehr lang. Den fünfjährigen Jonathan konnte ich trotzdem nicht erreichen, denn er versteckte sich hinter dem Mantel seiner Mutter. "Du brauchst vor mir keine Angst haben, Knecht Ruprecht ist heute nicht dabei!", scherzte ich locker aus meinem Bart heraus. Als Jonathan mich doch anschaute, gab ich ihm auch einen Weckmann, und seine Augen strahlten. Da fühlte ich mich gut.

Der sechs Jahre alte Jonas erklärte mir: "Ich habe dir einen Brief mit ganz vielen Wünschen geschrieben!" Das brachte mich dann doch kurz in Verlegenheit bis ich antwortete: "Vielleicht bekommst du ja am Nikolaustag etwas von mir, aber nur, wenn du auch artig gewesen bist." Da musste der kleine Jonas schon zweimal überlegen.

Am Ende des Tages war ich kaputt. Aber es hat viel Spaß gemacht. Überall traf ich freundliche, höfliche Kinder fast ohne Berührungsängste und stolze Eltern und Großeltern. Da ärgerte mich es nicht, dass mich so manche Leute als Weihnachtsmann bezeichneten. Hoffentlich darf ich auch im nächsten Jahr als Nikolaus die Kinder bescheren.

(RP)
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