Pro Alles halb so wild

Emmerich · Ist das jetzt wirklich der Untergang des Fußballs? Nur weil die Fans nicht mehr in Scharen zum Public Viewing kommen?

Wir erinnern uns: 2006 gab es einen fantastischen Sommer, Deutschland war Ausrichter der Fußball-WM, die deutsche Mannschaft spielte nach Jahren wieder einen guten Fußball.

Die Menschen zog es nach draußen. Neu war, dass man das jetzt gerne vor großen Leinwänden tat.

Vier Jahre später war das auch noch so. Das hatte etwas damit zu tun, dass die Fans sich noch gut daran erinnerten, dass das vier Jahre vorher eine witzige und unterhaltsame Angelegenheit gewesen war.

Außerdem war die Spannung riesig groß, weil alle zwar wussten, dass die deutsche Mannschaft viel Talent hatte. Aber würde es zum Titel in Südafrika reichen?

2014 wurden es schon weniger Menschen. Das lag nicht nur am Fußball, sondern auch an den gestiegenen Sicherheitsanforderungen. Man wollte Anschläge auf öffentlichen Plätzen verhindern. Für die Veranstalter war das mit höheren Kosten verbunden. Die Sache lohnte also bald nicht mehr.

Schon verrückt, dass wir ausgerechnet in dem Jahr Weltmeister wurden, in dem die Menschen schon anfingen, den Fußball weniger öffentlich zu feiern.

Aber die Sache lässt sich auch ganz einfach erklären. In der Zwischenzeit sind die Fernsehgeräte nämlich immer größer und besser geworden. Die alten Flimmerkisten sind längst modernen Heimkinos gewichen. Gestochen scharfes Bild und glasklarer Ton - der Kühlschrank mit Kaltgetränken direkt dran. Wer will sich denn da noch vor einer Theke irgendwo draußen oder in einem Saal anstellen?

Die Leute laden sich lieber Freunde oder Nachbarn zu sich nach Hause ein. Vor dem Spiel wird gegrillt, nachher geht es zur dritten Halbzeit auf Terrasse oder Balkon. Den Fußball lieben wir auch weiterhin.

(RP)
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