„Ein großer Sprung für die Menscheit“ Die Mondlandung — Reeser erinnern sich

Rees · In der Nacht zum 21. Juli 1969 betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Weltweit verfolgten circa 600 Millionen Menschen die Live-Übertragung. Der Reeser Geschichtsverein befragte für sein Jahrbuch „Reeser Geschichtsfreund“ mehrere Reeser zu ihren Erinnerungen an jene Nacht. Die RP druckt heute Auszüge daraus.

Foto: dpa/Marijan Murat

Bürgermeister Christoph Gerwers „Ich erinnere mich an diese verwackelten Bilder von der ersten Mondlandung und an den Moderator Günter Siefarth, der das alles kommentierte. Ich war sechs Jahre alt und habe nicht so ganz begriffen, was an diesem Moment so ungewöhnlich sein sollte. Aber mein Vater saß völlig fasziniert vor dem Fernseher. Deshalb dachte ich mir, dann muss es ja wirklich etwas Besonderes sein. Heute fasziniert mich, dass ich damals live dabei war. Aber ich war 1966 auch beim „dritten Tor“ in Wembley live dabei. Daran kann ich mich jedoch beim besten Willen nicht mehr erinnern, weil ich erst drei Jahre alt war. Nach der ersten Mondlandung liefen auf unsere Fernseher oft die Live-Bilder weiterer Apollo-Missionen. Das war immer ein Ereignis im Hause Gerwers, das wir mit der ganzen Familie verfolgt haben.“

Heinz Wellmann, Nachtwächter zu Rees und Vorsitzender des Geschichtsvereins: „Ich kann mich noch gut an dieses Ereignis erinnern. Ich war damals 13 Jahre alt (so alt wie mein Enkelsohn Theo heute), und die ganze Familie saß vor dem Fernseher. Es war mucksmäuschenstill, als wir den Worten von Neil Armstrong lauschten: „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit.“ Damals war ich voller Begeisterung, habe aus Zeitungsausschnitten Poster gebastelt und in mein Zimmer gehängt. Auch eine Mondfähre aus Pappe habe ich damals gebaut. Die Mondfähre ist verschollen, aber alle meine frühen Werke wurden in einer Mappe gesammelt, die ich auch heute noch mit Stolz aufbewahre. So habe ich noch immer meine ersten Poster von Apollo 11.“

  Christoph Gerwers

Christoph Gerwers

Foto: mvo/MArkus van offern

Klaus Kuhlen, 2. Vorsitzender des Reeer Geschichtsvereins: „1969 hatten wir noch keinen Fernseher. Wir wollten auch keinen haben. Unsere Tochter Nicola war 16 Monate alt. Um aber die erste Mondlandung verfolgen zu können, haben wir die Nacht bei meinen Eltern verbracht, die über ein Fernsehgerät verfügten. Der Ausstieg aus der Landefähre Eagle zog sich über viele Stunden hin, aber wir waren live dabei. Nicola hat dieses wichtige Ereignis natürlich verschlafen.“

  Heinz Wellmann

Heinz Wellmann

Foto: x
  Klaus Kuhlen

Klaus Kuhlen

Foto: ressa
  Bernd Schäfer

Bernd Schäfer

Foto: Michael Scholten/M. Scholten

Bernd Schäfer, Stadtführer und Träger des Rheinlandtalers „Eine Woche zuvor war ich 18 Jahre alt geworden und arbeitete in den Sommerferien als Betreuer in einer Jugendherberge in Montabaur. Das Programm hieß „Student für Europa, Student für Berlin“ und richtete sich an West-Berliner Kinder, die ihre Ferien in der alten Bundesrepublik verbringen durften. Die Live-Bilder, die meine Kollegen und ich im Fernsehraum der Jugendherberge in Montabaur sahen, haben sich in meine Erinnerung eingebrannt. Unvergessen bleibt auch die Moderation von Günter Siefarth. „Mister Apollo“, wie er später genannt wurde, kommentierte 27 Stunden lang die Live-Bilder aus dem Weltall und vom Mond. Kompetent überbrückte Siefarth vom Kölner Apollo-Studio aus die vielen Stunden bis zum eigentlichen Ereignis: der geglückten Mondlandung. Fast 50 Jahre später wurden meine Erinnerungen kürzlich wieder wachgerufen: Mein Sohn Martin lebt als Berufsmusiker in Manchester und spielt Violine im Hallé Orchester. Als er für ein Gastspiel in der Albert Hall in London war, flogen auch meine Frau und ich nach London. Dort besuchten wir das Science Museum, in dem nicht nur bemerkenswerte Exponate wie die erste Dampflokomotive, ein Teleskop von Galileo Galilei und das weltweit erste Telefon von Alexander Graham Bell zu sehen sind, sondern auch eine Apollo-Raumkapsel und eine Mondlandefähre. Und plötzlich fühlte ich mich wieder wie ein 18-Jähriger, der mitten in der Nacht im Fernsehraum der Jugendherberge sitzt und mit Neil Armstrong und Buzz Aldrin fiebert, dass bei ihrer bahnbrechenden Mission alles gut gehen möge.“

(Michael Scholten )
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