Blühender Handel über das Darknet Drogenhandel per Paketdienst

KLEVE/EMMERICH/REES · Über das so genannte Darknet hat ein niederländischer Drogenhändler seine Kunden akquiriert. Die Betäubungsmittel verschickte er unter anderem über DHL-Filialen in Emmerich, Rees und Kleve. Die Staatsanwaltschaft geht von rund 3400 Fällen aus.

 Kriminalität übers Internet: Der Niederländer, der sich jetzt vor dem Landgericht Kleve verantworten muss, hat seinen Drogenhandel über einen verschlüsselten Bereich des World Wide Web abgewickelt. Der Zoll und spezielle Cyber-Ermittler kamen ihm auf die Schliche.

Kriminalität übers Internet: Der Niederländer, der sich jetzt vor dem Landgericht Kleve verantworten muss, hat seinen Drogenhandel über einen verschlüsselten Bereich des World Wide Web abgewickelt. Der Zoll und spezielle Cyber-Ermittler kamen ihm auf die Schliche.

Foto: dpa/Silas Stein

Es gibt wohl kaum Güter, die sich nicht im Internet bestellen lassen. Illegale Betäubungsmittel bilden da keine Ausnahme. Ein 33-jähriger Niederländer soll das so genannte Darknet, einen anonymen Teil des World Wide Web, für umfangreiche Drogengeschäfte genutzt haben. Vor dem Klever Landgericht muss er sich seit Montag verantworten.

Die Anklage umfasst 126 Fälle. Handeltreiben und Einfuhr von Betäubungsmitteln werden dem 33-Jährigen vorgeworfen. Alleine anderthalb Stunden brauchte die Kölner Staatsanwältin Lisa Klefisch von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (kurz: ZAC), um die Fälle zu verlesen. Wäre die Anklage nicht auf die vorgetragenen Fälle beschränkt worden, Klefisch hätte sicher noch deutlich länger gebraucht: Denn insgesamt, sagt die Staatsanwältin, gehe man von mindestens 3400 Drogenverkäufen durch den Angeklagten aus.

Trotz dieser Beschränkung führt die Anklageschrift auch so ihren Leser auf eine kleine Weltreise: San Francisco, Paris, Teheran, Thessaloniki, Riga, Haifa, Christchurch, Buenos Aires, Bukarest, Wien – der Angeklagte soll seine Drogenpakete ab November 2017 in die halbe Welt geschickt haben. Ebenso vielfältig soll die Auswahl der gehandelten Betäubungsmittel gewesen sein: Crystal Meth, Ecstasy, Amphetamin, Kokain, Ketamin, MDMA, Cannabis – kaum eine Droge, die er unter dem Pseudonym „BerlinMannschaft“ nicht auf der Darknet-Handelsplattform „Dream Market“ verkauft haben soll.

Der Angeklagte soll eine hohe Reputation als Verkäufer auf der Drogenplattform gehabt haben. Die Bestellungen habe er in einem Ferienpark im niederländischen Putten versandfertig verpackt, sagt die Anklage. Für den Versand soll der 33-Jährige fiktive Absender benutzt haben und unscheinbare Verpackungskartons, etwa die von Karaokelautsprechern.

Als Paketdienst habe dem Angeklagten DHL gedient, sagt Staatsanwältin Klefisch. Er habe die Pakete nach Deutschland gefahren und dann bei Postfilialen oder Packstationen aufgegeben, etwa in Emmerich, Rees und Kleve. Mehrfach habe der Zoll am Frankfurter Flughafen Pakete mit mehr als 1000 Ecstasytabletten sichergestellt, die beispielsweise in die USA gehen sollten.

Auch kauften Ermittler verdeckt bei „BerlinMannschaft“ und führten Observationen durch. Es kam zur Durchsuchung in Putten, dabei wurden eimerweise Betäubungsmittel sichergestellt. Der Angeklagte wurde am 11. Dezember 2018 festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft in der JVA Köln. Er soll laut Anklage mindestens 578.000 Euro mit den Drogengeschäften verdient haben – in Form von Bitcoins.

Zu seiner Person oder zu den Anklagevorwürfen wollte der 33-jährige Niederländer sich am Montag noch nicht äußern. Sein Strafverteidiger kündigte jedoch eine Einlassung für die kommenden Verhandlungstage an.

Der Prozess vor der ersten großen Strafkammer des Klever Landgerichtes wird am Mittwoch um 10 Uhr fortgesetzt.

(Jens Helmus )
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