Emmerich: Privat-Statistik eines Berufspendlers 20 Prozent der Züge haben Verspätungen

Emmerich · Hans-Jürgen Kraayvanger leitet im Rathaus die Immobilienabteilung. Er ist Bahn-Pendler, wohnt in Mehrhoog. Und hat mitgezählt. Verspätungen auf der Strecke summierten sich in 2012 auf 25 Stunden.

Seit rund 20 Jahren nutzt Hans-Jürgen Kraayvanger als Berufspendler die Bahn, um von seinem Wohnort Hamminkeln-Mehrhoog zum Rathaus in Emmerich zu gelangen. Der Endfünfziger gilt im Rathaus als besonnener Mann. Er leitet gewissenhaft die Waisenhaus-Stiftung, kümmert sich beruflich ums Finanzielle und um Zahlen. Das macht seine private Statistik glaubhaft. Dass er jetzt so sauer ist, dass er der Bahn einen Brief geschrieben hat, macht deutlich, wie sehr sich der Service verschlechtert hat.

Gerade in den letzten Jahren hat sich bei ihm der Eindruck verstärkt, dass die Unpünktlichkeit der Bahn gravierend steigt. Das hat ihn veranlasst, für das Jahr 2012 über seine Bahnnutzungen Buch zu führen. "Ich habe dabei die Verspätungen genau dokumentiert. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Verspätungen bis einschließlich fünf Minuten als pünktlich gewertet wurden und aus diesem Grunde auch nicht dokumentiert wurden", hat er der Bahn geschrieben.

Wie seinen Auflistungen zu entnehmen ist, addiert sich die Zeit der Verspätungen in einem Jahr auf rund 25 Stunden. Bezogen auf die Anzahl der Nutzungen ergibt dies eine Quote von über 20 Prozent bei den Verspätungen.

"Eine Quote, von der ich meine, dass sie bei weitem überzogen ist und dies gerade vor dem Hintergrund, dass die Bahn bemüht ist, die Zahl der Berufspendler, die ihre Einrichtungen nutzt, zu erhöhen", schreibt er.

Dieser Prozentsatz weicht auch in einem erheblichen Maße von den Bahn-Statistiken ab, sagt er. Ärgerlich für Kraayvanger ist es, dass es dabei zu acht Zugausfällen gekommen ist. "Einen Ersatzverkehr, in welcher Form auch immer, gab es nicht", erinnert er sich.

"Wenn man einmal die von Ihnen und auch von der VRR eingeräumten Mobilitätsgarantie ausgeht, waren 14 Fahrten davon betroffen, da in diesen Fällen die Verspätungen 20 Minuten und länger betrugen."

Besonders ärgert ihn, dass die Angaben zur Pünktlichkeit, die im Internet veröffentlicht werden, seiner Erfahrung nach ebenso unzuverlässig sind wie die Angaben an den Bahnhöfen und Bahnstationen. Da seien die Verspätungen deutlich größer als angekündigt. In anderen Fällen sei im Internet oder am Bahnsteig von Verspätungen die Rede — und der Zug komme dann doch pünktlich!

Erschreckend findet er auch, dass nicht nur die Züge im Fernverkehr gegenüber dem Regionalverkehr Vorrang genießen, sondern dies im gleichen Maße auch für Güterzüge gelte. "Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie die Entwicklung weiter geht mit Blick auf die Betuwe-Linie", sagt er.

Und wie sehr verschlechtert sich wohl die Pünktlichkeit, wenn erst einmal an der Strecke auch noch das dritte Gleis gebaut wird? Oder neue Bahnunterführungen? Einen Vorgeschmack hat Hans-Jürgen Kraayvanger schon bekommen. "Mir ist es bereits mehrfach passiert, dass ich, obwohl ich bis zu zehn Minuten vor Abfahrt des Zuges am Haltepunkt Mehrhoog war, den Zug in Richtung Emmerich nicht erreichen konnte, da aufgrund der Zugfolgen die Schranken nicht hoch gingen."

Die Antwort der Bahn auf sein Schreiben steht noch aus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort