Duisburg Zwergkämpfer sind heute zahm

Duisburg · Die Niederrheinischen Rasse- und Ziergeflügelschau in der Homberger Glückauf-Halle zog am vergangenen Wochenende viele Besucher an. Man erfuhr Wissenswertes über Hühnerrassen, beispielsweise über Seidenhühner, die ein fell-ähnliches Gefieder haben.

 Maurice Schaltmann beobachtet ein Holländisches Zwerghuhn-Küken, das wenige Minuten zuvor während der Ausstellung in einem Brutkasten geschlüpft ist.

Maurice Schaltmann beobachtet ein Holländisches Zwerghuhn-Küken, das wenige Minuten zuvor während der Ausstellung in einem Brutkasten geschlüpft ist.

Foto: andreas probst

Homberg Dass die kleinen Küken einmal in die aufgebrochenen Eierschalen im Stroh gepasst haben sollen, ist angesichts der flauschigen Federn und der jetzt schon großen Füße kaum vorstellbar. Am Wochenende konnten die Besucher der Niederrheinischen Rasse- und Ziergeflügelschau in der Glückauf-Halle knapp 15 Küken beim Schlüpfen im Brustkasten zusehen. Und während dieser anstrengende Prozess höchstens von einem kleinen Piepsen der bereits geschlüpften Geschwister begleitet wurde, sorgten von den über 100 anderen Ausstellungstieren insbesondere die Hähne für die fachgerechte Geräuschkulisse. Bis auf den "Schrei" unterschieden sich die Tiere aber erheblich voneinander.

"In Deutschland gibt es 180 Hühnerrassen", klärte Marc Schaltmann, Kassenwart und Mitglied des Rassegeflügel-Zuchtvereins (RGZV) Homberg 1921, auf. Er selbst züchtet drei verschiedene Arten. Erst picken sich die kleinen schlüpfenden holländischen Zwerghühnerküken ein winzig kleines Loch, durch das sie einen tiefen Luftzug nehmen, und Kraft sammeln, um sich dann um 180 Grad zu drehen und mit den Füßen das Loch aufzutreten. Ein faszinierender Prozess, der für die zehnjährige Maike Schaltmann schon ganz normal ist. Sie züchtet Zwerg-Seidenhühner, die sich durch fell-ähnliches Gefieder von den anderen Arten unterscheiden. Eine weitere Besonderheiten an den Seidenhühnern sind ihre fünf, anstatt sonst vier, Zehen und die schwarzblaue Haut. "Ihre Federn wirken ausgefranst und fühlen sich ganz flauschig an. Das liegt daran, dass den Konturfedern die Hakenstrahlen an den Nebenästen fehlen, die die Federn normalerweise zu einer zusammenhängenden Fläche verbinden", erklärt die Nachwuchszüchterin. Schon Marco Polo berichtete 1292 in seinem Reisetagebuch nach seiner Rückkehr aus der Mongolei und China von schwarzen Hühnern, die er als katzenhaarig bezeichnete. Altenglische oder indische Zwergkämpfer tragen ihren Namen noch aus der Zeit, als sie tatsächlich bis zum Tod des Rivalen gegeneinander kämpfen mussten, während Besitzer und Schaulustige wetteten. "Das ist heute zum Glück verboten", findet Schaltmann. "Die modernen englischen Zwergkämpfer sind inzwischen total zahm."

Auch Tauben, Gänse und Enten wurden ausgestellt und prämiert. Die Besonderheit und der größte Unterschied zu Brieftauben, neben dem völlig unterschiedlichen Aussehen: "Diese Tauben finden nicht wieder nach Hause. Ihnen fehlt der innere Kompass".

Mit der höchstmöglichen Auszeichnung für ein einzelnes Tier, der Landesverbandsmedaille, verließen RGVZ-Vorsitzender Otto Kirsch und Norbert Kaschel den Wettbewerb.

(son)
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