Duisburg Zuhörer auf die grüne Insel entführt

Duisburg · Die "Dubliners" gibt es nicht mehr. Dass die traditionelle irische Musik nach wie vor die Menschen begeistert, zeigte sich jetzt beim umjubelten Konzert der "Dublin Legends" im Theater am Marientor.

Einige Takte reichten den "Dublin Legends", um mit ihrer Musik das Publikum im voll besetzten Theater am Marientor auf die grüne Insel zu entführen. Da blieben dann auch alle für gute zwei Stunden und nahmen sich obendrein noch ein gutes Stück irisches Lebensgefühl mit auf den Heimweg. 50 Jahre standen die "Dubliners" auf der Bühne und wurden zur einflussreichsten und bekanntesten Irish Folk-Band weltweit. Als 2012, nach dem Tod des letzten noch lebenden Gründungsmitglied der "Dubliners", Barney "Banjo" McKenna, auch Bandmitglied John Sheahan nicht mehr weitermachen wollte, war das Ende der "Dubliners" eingeläutet.

Die verbliebenen Seán Cannon, Eamonn Campbell und Patsy Watchorn erinnerten sich zum Glück an die Aussage ihres verstorbenen Freundes und "Dubliners"-Urgesteins Barney McKenna, der die Frage, warum die Band auch nach 50 Jahren immer noch durch die Welt tourt, kurz und trocken damit beantwortete, dass man einfach verpasst habe, rechtzeitig aufzuhören und es nun dazu einfach zu spät sei ("It's too late to stop now").

Die drei verbliebenen Musiker holten sich den Banjo- und "Fiddle"-Spieler Gerry O'Connor mit ins Boot und gründeten mit "The Dublin Legends" eine Nachfolge-Band, die die Tradition der "Dubliners" fortsetzte. Das Publikum im TaM stellte schnell fest, dass die "Legends" dem Original in nichts nachstehen. Musikalisch schöpften sie aus dem gleichen Repertoire an wunderschönen Balladen, einfühlsamen Songs über die irische Heimat, romantischen Liebesliedern oder auch fröhlichen Sauf-Liedern. Die Texte handeln oft von den schwierigen Lebensbedingungen vergangener Zeiten und ungerechten sozialen Bedingungen.

Das Ganze kommt aber trotzdem beeindruckend fröhlich und optimistisch rüber und lädt praktisch zum Mitsingen- und klatschen geradezu ein. Das taten die sich als ziemlich textsicher zeigenden Konzertbesucher auch. Bei einem der zahlreich vorgetragenen Klassiker wie "Black Velvet Band" stellte sich schon echtes "Gänsehaut- Feeling" ein, als die "Legends" beim Refrain jeweils vom "Background"- Chor im Saal stimmgewaltig unterstützt wurden.

Wunderbar melancholisch wurde es dann beim Song "The Town I Loved So Well", der von der glücklich verbrachten Kindheit in einem der Arbeiterviertel von Derry handelt und auf den späteren blutigen Konflikt zwischen den Protestanten und Katholiken in Nordirland eingeht.

Nach der Pause ("Wir trinken nur ein Glas Milch") hatte der überdimensionale "Irish-Pub" im TaM wieder geöffnet. Schlag auf Schlag ging es weiter. Dabei spielten die "Legends" die alten "Dubliners"- Stücke, die das Publikum natürlich auch erwartete.

Ob das sozialkritische, aber fetzig vorgetragene "Paddy Works On The Railway" oder das Liebeslied über das Dubliner Dienstmädchen, der "Spanish Lady", bei diesen Songs bildeten die "Legends" mit ihren Fans schon längst eine beachtliche Chorgemeinschaft.

Mit einem eindrucksvollen "Fiddle Solo", von Eamonn Campbell auf der Gitarre begleitet, zeigte "Neuling" Gerry O'Connor seine ganze musikalische Klasse. Nicht fehlen durfte auch der absolute Ohrwurm "Dirty Old Town", der diesmal mit Swing-Elementen von den "Legends" ganz besonders interpretiert wurde. Natürlich gab es "Standing Ovations" für den Auftritt der Nachfolge-Band der "Dubliners". Und mit der Hymne an Dublin, dem Lied über die Dubliner Muschelverkäuferin "Molly Malone", verabschiedeten sich die "Legends" bis zum nächsten Jahr.

(RP)
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