Lösten Metalldiebe das Unglück aus? Zugunglück in Mülheim gibt Rätsel auf

Mülheim/Ruhr · Nach der Kollision einer Werksbahn mit einem Transporter schweben zwei Menschen in Lebensgefahr. Die Polizei vermutet, dass die Insassen des Kleinlasters Metalldiebe waren.

 Zwei Menschen schweben noch in Lebensgefahr.

Zwei Menschen schweben noch in Lebensgefahr.

Foto: www.feuerwehr-muelheim.de

Ein Güterzug der Hafenbahn ist gestern Mittag in Mülheim mit einem Kleintransporter zusammengestoßen. Dabei wurden mehrere Personen schwer verletzt. Bei mindestens zwei von ihnen besteht Lebensgefahr.

Der Polizei zufolge war gegen 13 Uhr auf einem Betriebsgelände im Hafen der mit drei Personen besetzte Transporter mit dem Zug kollidiert. Dabei wurden der Fahrer und der Beifahrer des Fahrzeugs schwer verletzt. Die dritte Person konnte vor dem Zusammenstoß aus dem Wagen springen und sich retten.

Durch die Wucht des Aufpralls wurden auch drei Bahnarbeiter schwer verletzt. Zwei von ihnen wurden auf die Gleise geschleudert und gerieten unter den Zug. Die Schwerverletzten, ein Bahnmitarbeiter und ein Insasse des Transporters, wurden mit Rettungshubschraubern in Kliniken nach Duisburg und Essen geflogen. Ihnen wurden mehrere Gliedmaßen abgerissen. Ob sie überleben werden, stand gestern Abend noch nicht fest. Der Zugführer und ein weiterer Arbeiter erlitten einen schweren Schock. Der Unglücksort war für die Dauer der Bergungsarbeiten mehrere Stunden lang gesperrt.

Bei den drei Männern im Transporter handelt es sich sehr wahrscheinlich um Metalldiebe aus dem Ausland, die auf dem Werksgelände Kupfer und Eisen stehlen wollten. Das Fahrzeug ist in Großbritannien zugelassen und verfügt über eine Rechtslenkung. "Entweder spähten sie das Objekt aus oder waren schon dabei, Metall zu entwenden", sagte ein Polizeisprecher. Das betroffene Unternehmen ist im Anlagebau tätig. Die Firma stellt unter anderem Rohre für die Industrie her.

Kurz vor dem Zusammenstoß mit der Bahn war das Trio von Werksmitarbeitern entdeckt worden. Als die Angestellten versuchten, sie zu stellen, rannten die mutmaßlichen Metalldiebe zu dem Transporter und flüchteten mit ihm. Doch die Fahrt dauerte nur Sekunden. Nach wenigen Metern kam es zu dem Unglück. Die Polizei vermutet, dass der Fahrer in der Hektik die Werksbahn übersehen hat. Der Zug konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. "Die genauen Hintergründe müssen aber noch geklärt werden", sagte der Polizeisprecher. Der Mann, der rechtzeitig aus dem Transporter springen konnte, flüchtete zu Fuß. Trotz sofort eingeleiteter Großfahndung mit Hubschrauber war der Mann bis zum Abend flüchtig.

Immer wieder verursachen Metalldiebe enorme Schäden. In Duisburg deckten die Täter zuletzt fast ein ganzes Kirchendach ab. In Aachen legten sie vor wenigen Wochen den Bahnverkehr lahm, nachdem sie Stützseile eines Hochspannungsmastes abmontiert hatten. Wie jetzt in Mülheim kommt es auch oft zu schweren, teils tödlichen Unfällen. Allein 2012 wurden nach Angaben der Polizei in NRW mindestens sechs Kabeldiebe durch Stromschläge oder Züge getötet, als sie versuchten, Kupferkabel an Gleisen zu entwenden.

(RP)
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