Duisburg Zu „Erzeugern“ degradiert

Duisburg · 50 Prozent der Eltern sind Väter. Doch während es bei Trennung und Scheidung für die Mütter zahlreiche Unterstützungsangebote gibt, sind Väter oft hilflos. Der Verein „Väter helfen Vätern“ will hier für Abhilfe sorgen.

Am Anfang hing der Himmel voller Geigen – aber keiner bereitete sich auf das Ende vor. „Frauen kommunizieren anders, auch untereinander“, sagt Karsten Müller. Frauen seien informiert, bevor sie sich von ihrem Mann trennen und die Scheidung einreichen. „Mütter sind in diesen Fällen vorbereitet. Die Männer aber sind meist vor den Kopf gestoßen und am Boden zerstört“, weiß auch Ralf Thelen. Müller und Thelen haben selber Scheidungen hinter sich gebracht und dabei so manch schmerzliche Erfahrungen gemacht. Nach sieben Jahren mit der Selbsthilfegruppe „Väter helfen Vätern“ in Moers sind sie zu einem eindeutigen Schluss gekommen: Die Väter sind in vielen Fällen die Verlierer und brauchen Hilfe. Deshalb wollen die beiden nun auch in Duisburg eine solche Gruppe aufbauen. „In Moers haben wir 54 Mitglieder. Auf Duisburg hochgerechnet müssten es noch viel mehr Männer sein, denen eine solche Selbsthilfegruppe Beistand leisten könnte“, erklärt Müller.

Zu oft nutzten Mütter das Umgangsrecht als Druckmittel für die Unterhaltszahlungen. „Kann der getrennt lebende Vater nicht genügend zahlen, wird das Kind gerade dann krank, wenn es am Wochenende zum Vater sollte – oder aber das Kind hat gerade dann einen unaufschiebbaren Termin.“ Auch die „Männerfeindlichkeit“ von Mitarbeitern des Jugendamtes, die generell der Auffassung sind, ein Kind gehöre zu seiner Mutter, tue ein Übriges. „Früher hatte diese Einstellung sicher einen triftigen Grund. Wenn aber, was heutzutage ja immer häufiger vorkommt, beide Elternteile berufstätig sind, ist das nicht mehr so einfach“, so Müller. Gemeinsames Sorgerecht bedeute eben nicht, dass Frauen die Kinder versorgen und die Männer dies durch Unterhaltszahlungen ermöglichten. „So werden Väter zu bloßen Erzeugern degradiert.“

Als Beispiel könnte dagegen ein „Wechselmodell“ wie in Skandinavien dienen. „Dort gibt es schon die Vorgehensweise, dass das Kind die ganze Zeit in einer Wohnung bleibt. Wechselweise wohnen Mama oder Papa 14 Tage dann mit dem Kind in dieser Wohnung.

Trennungsberatung für Väter hat sich die Gruppe zum Ziel gesetzt. Dabei geht es sowohl um juristische Hilfe als auch um psychische Unterstützung. „Vereine wie Frauen helfen Frauen bekommen Fördergelder. Im Zuge einer echten Gleichberechtigung steht uns das auch zu“, findet Müller. Seine Vision: ein „Männerhaus“ in Duisburg, in denen in Not geratene männliche Trennungsopfer eine vorläufige Bleibe finden können.

(RP)
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