Duisburg Orang-Utan entkam durch offene Tür

Duisburg · Durch eine nicht verriegelte Tür ist Orang-Utan-Männchen "Nieas" die Flucht gelungen. Ein Zoo-Mitarbeiter musste es erschießen. Denn in freier Wildbahn hätte das mehr als 100 Kilogramm schwere Tier eine große Gefahr dargestellt.

 Durch eines der Oberlichter des Pflegertraktes flüchtete das Orang-Utan-Männchens "Nieas".

Durch eines der Oberlichter des Pflegertraktes flüchtete das Orang-Utan-Männchens "Nieas".

Foto: Andreas Probst

Mit hängenden Schultern sitzen Zoodirektor Achim Winkler, der wissenschaftliche Leiter Dr. Jochen Reiter und Tierärztin Dr. Sandra Langer gestern vor der kurzfristig geladenen Presse. Einen Tag nach der Flucht des Orang-Utan-Männchens "Nieas" aus dem Affenhaus und seiner Erschießung wenig später ist das Medieninteresse riesig. Winkler ist untröstlich. "Nieas ist als kleiner Wurm zu uns gekommen. Er war vom Charakter her ein ganz tolles Tier. Deshalb sind wir sehr traurig", sagt der Zoodirektor über den Menschenaffen, der mehr als ein Vierteljahrhundert am Kaiserberg lebte.

Über den Verlust sind die Zoo-Mitarbeiter nicht nur aus emotionalen Gründen traurig. Mit "Nieas" hat der Zoo auch ein wichtiges Tier für das Erhaltungszuchtprogramm für Borneo-Orang-Utans verloren. Der 26 Jahre alte Menschenaffe sei dreifacher Vater gewesen, so Dr. Jochen Reiter. Nun leben nur noch fünf Orang-Utans in zwei Gruppen am Kaiserberg. Die eine führt der zwölfjährige "Bayu" an, der anderen fehlt nun das Oberhaupt. Mit Fachleuten des Erhaltungsprogramms soll demnächst entschieden werden, wie es weitergeht, sagt Reiter.

"Menschliches Versagen" hat laut Winkler dazu geführt, dass der mehr als 100 Kilogramm schwere, 26 Jahre alte Menschenaffe "Nieas" türmen konnte. Ein sehr erfahrener Pfleger, der jetzt völlig traumatisiert sei und dem alles unendlich leidtue, habe die Tür zu dem Gehege nicht richtig verriegelt. Winkler und seine Kollegen sind bemüht, nicht vorwurfsvoll zu klingen. "Wo Menschen arbeiten, werden auch Fehler gemacht. Das ist in diesem Fall sehr traurig, aber leider niemals ganz auszuschließen", sagt der Zoodirektor. Was denn jetzt mit dem Pfleger geschehe, will ein Medienvertreter wissen. Erst einmal gar nichts, ist die Antwort. Derjenige sei schon genug bestraft worden. Wenn der erste Schock vorbei sei, werde man sicherlich noch einmal über den folgenschweren Fehler reden.

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Auch wird nicht konkret beantwortet, welcher Mitarbeiter das Tier schließlich erschossen hat. "Bitte verstehen Sie das", bittet Winkler um Verständnis, dass er seine Kollegen schützen will. Aber er lässt keinen Zweifel aufkommen: "Das war die richtige Entscheidung. Wir hatten keine andere Wahl. Es hätte deutlich schlimmer ausgehen können, hätten wir ihn nicht erschossen. Für Menschen wäre das lebensgefährlich geworden."

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Mit ausgebüxten Tieren hatte der Duisburger Zoo bislang wenig Probleme. Vor vielen Jahren waren einmal einige Waschbären davongelaufen und durch Duissern geirrt - damals noch etwas Besonderes, heute sind freilebende Waschbären in manchen Großstädten eine Plage. Viel größere Schwierigkeiten als "Ausbrecher" bereiten dem Zoo ungebetene Eindringlinge. So konnte ein Fuchs im Januar 2013 auf das Gelände gelangen und das knapp ein Jahr alte Albino-Känguru "Nala" reißen - ausgerechnet jenes Tier, das wegen seiner Pigmentstörung ein Publikumsmagnet war.

(skai)
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