Interview Hans-Joachim Paschmann "Zentrum wird den Stadtteil aufwerten"
Duisburg · Der Bezirksbürgermeister von Homberg, Ruhrort und Baerl über aktuelle Entwicklungen im Bezirk, Bauvorhaben, Gewerbeansiedlungen, das Kombibad und die neuen Löcher im städtischen Haushalt.
Herr Paschmann, die Sommerpause ist vorbei, was gibt es Neues aus dem Bezirk zu berichten?
Paschmann Es gibt einige Vorhaben, die vorrangig sind. Erstes und Wichtigstes ist das Sanierungsgebiet Hochheide, das uns sicherlich noch einige Jahre beschäftigen wird. Bis Ende des Jahres laufen ja noch die vorbereitenden Untersuchungen. Aber ich habe jetzt Signale bekommen, dass wir zu unserer Sitzung im Oktober ein Handlungskonzept vorgelegt bekommen.
In diesem Zusammenhang spielt auch das Nahversorgungszentrum, das zwischen Rheinpreußenstraße, Moerser Straße, Ottostraße und Eberhardstraße entstehen soll, eine wichtige Rolle. Was ist hier der Stand der Dinge?
Paschmann Wir haben jetzt den Aufstellungsbeschluss in der Bezirksvertretung beschlossen und auch die Änderung des Flächennutzungsplans. Ich gehe fest davon aus, dass diese Beschlüsse in der nächsten Ratssitzung bestätigt werden. Dann wird es im Oktober, schätze ich, eine öffentliche Auslegung und eine Bürgerinformation geben. Dann gilt es, den Bebauungsplan zu beschließen, so dass im Frühjahr vielleicht schon der Spatenstich erfolgen kann.
Die Pläne für das neue Nahversorgungszentrum wurden in der Bezirkspolitik überschwänglich begrüßt. Warum ist es so wichtig für Hochheide?
Paschmann Es wird den Stadtteil aufwerten. Weil es ja auch in der Sichtachse in Richtung Ladenstadt und Hochhausquartier liegt, wird ein Anziehungspunkt geschaffen, der auch auf die nähere Umgebung ausstrahlt. Meine Hoffnung ist, dass dadurch auch neue Geschäfte nach Hochheide kommen. Dr. Hans Nühlen, der Investor des Nahversorgungszentrums, sagt, dass er für das Gelände noch etliche andere Anfragen hat. Vielleicht überlegt sich ja einer der Interessenten, sich an der Moerser Straße zwischen Ottostraße und Glückaufstraße anzusiedeln, wo ja fast nichts mehr stattfindet.
Apropos Supermarkt - gibt es Neuigkeiten aus Baerl? Da müssen die Bürger schon seit 2005 ohne Supermarkt auskommen. Jetzt gibt es endlich einen Investor, und es hakt trotzdem.
Paschmann Das Projekt an der Schulstraße verzögert sich bekanntlich, weil einer der Nachbarn eine Normenkontrollklage eingereicht hat. Er wollte auch einen Dringlichkeitsbeschluss haben, dass dort nicht gebaut wird. Zum Glück ist er mit Letzterem vor Gericht gescheitert. Ich denke, es ist ein positives Zeichen, dass er damit nicht durchkam. So sieht es wohl auch das Planungsamt. Jetzt muss man sehen, dass der Projektentwickler die Genehmigung bekommt, kurzfristig dort anzufangen, vielleicht mit einer Teilgenehmigung.
Auf dem ehemaligen Hornitex-Gelände tut sich derzeit einiges. Was können Sie hierüber berichten?
Paschmann Die Firma Glunz hat das Gelände ja an einen Investor verkauft. Der hat einen Projektentwickler für dieses Gebiet eingesetzt. Ich warte darauf, dass dieser seine Pläne bei uns im Bezirk vorstellt. Man sieht aber schon, dass Bewegung in die Sache gekommen ist: Das benachbarte Gasthaus "Haus Gerdt" wurde jetzt abgerissen. Das Gelände ist leergeräumt bis auf die Hallen und die Schredderanlage, die nur noch eine Genehmigung bis Ende des Jahres hat. Nun muss man abwarten, was der Investor genau plant. Wir haben ja einen Aufstellungsbeschluss gefasst zu diesem Gebiet, der nicht-emittierendes Gewerbe vorsieht, nach Möglichkeit in Hallen. Mit was auch immer der Entwickler ankommt - wir werden darauf achten, dass alles innerhalb des Aufstellungsbeschlusses liegt.
Hier ist noch Platz für Neuansiedlungen, aber auch im Gewerbegebiet Rheinpreußen gibt es noch freie Flächen.
Paschmann Ja, die gibt es. Beispielsweise rund um den Malakowturm. Wir setzen alles daran, das Gewerbegebiet für Unternehmen noch attraktiver zu machen. Seit einem guten Dreivierteljahr warten wir auf ein Verkehrs- und Lärmgutachten, um das letzte Stück der Eisenbahnstraße an das Gewerbegebiet anzuschließen, so dass es besser erreicht werden kann über die Eisenbahnstraße und die ehemalige Zechenstraße (die jetzt in Baumstraße umbenannt wird). Vielleicht macht eine Zufahrt zum Gewerbegebiet von der A 40 über die Bruchstraße Sinn und eine Abfahrt über die Eisenbahnstraße, Bruchstraße und Moers-Ost, damit man die Verkehrsströme ein wenig aufteilt. Schließlich wohnen da auch noch Menschen.
Ein ganz anderes Thema: das ehemalige Kombibad. Das Hallenbad betreibt jetzt ein Verein, das Freibad Duisburg-Sport. Hat sich diese Lösung bewährt und hat sie Zukunft?
Paschmann Ich habe mich über die Aussage von Herrn Dietz (Betriebsleiter von Duisburg-Sport, Anm. d. Red.) gefreut, der gesagt hat, dass das Freibad in der kommenden Saison auf jeden Fall wieder öffnen wird - und das trotz der derzeitigen Haushaltslage. Das ist ja schon mal was. Der Betrieb des Hallenbades scheint auch sehr gut zu laufen. Der Duisburger Schwimm- und Sportclub, so hat mir ein Vorstandsmitglied gesagt, hat viele neue Mitglieder gewonnen. Für weniger als hundert Euro im Jahr kann man jetzt dort schwimmen, so viel man möchte. Das scheinen die Menschen verstanden zu haben, trotz anfänglicher Zweifel. Was auch sehr gut läuft, sind die Donnerstage, die der Arbeitskreis Kinder und Jugend mit dem Verein vereinbart hat. Bis zu 140 Teilnehmer kommen jede Woche von 16 bis 18 Uhr zum Kinder- und Jugendschwimmen - das ist sehr erfreulich. Ich denke, dass die Übernahme durch den DSSC eine sehr gute Idee war. Sonst hätten wir jetzt gar kein Hallenbad mehr.
Die neuen Löcher im städtischen Haushalt werden uns sicher noch beschäftigen, auch in den Bezirken. Was befürchten Sie?
Paschmann Da wird es sicherlich eine neue Tränenliste mit Einsparungsvorschlägen geben. Wir müssen in diesem Zusammenhang auch auf der Einnahmenseite die ein oder andere Position beleuchten und schauen, ob es da noch Möglichkeiten gibt. Die Frage ist auch, was mit schon beschlossenen Dingen ist, etwa dem neuen Tennenspielfeld auf der Sportanlage Rheinpreußenstraße. Das war im Haushaltsplan von Duisburg-Sport für 2014 fest vorgesehen, und eine Erneuerung des Spielfeldes ist auch dringend nötig. Es hat keine Drainage. Sobald es regnet, steht der Platz unter Wasser, und der Verein kann dort weder trainieren, noch spielen. Da muss man jetzt sehen, wie es weitergeht, vielleicht auch noch einmal die Möglichkeit überdenken, andere Geldquellen für die Finanzierung aufzutun. Seit ein paar Jahren wird ja schon diskutiert, die Sportanlage an der Halener Straße, die der Verein ebenfalls nutzt, aufzugeben und dort Wohnbebauung zuzulassen. Mit dem Geld daraus könnte dann die Sportanlage an der Rheinpreußenstraße auf Vordermann gebracht werden.
SANDRA KAISER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.