Verantwortung für Loveparade-Desaster Wulff legt Sauerland Rücktritt nahe

Berlin/Duisburg (RPO). Bundespräsident Christian Wulff hat Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) indirekt den Rücktritt nahegelegt. Zwar sei dessen Schuld an der Loveparade-Katastrophe nicht erwiesen, sagte Wulff in einem Interview. "Doch unabhängig von konkreter persönlicher Schuld gibt es auch eine politische Verantwortung. Das alles wird der Oberbürgermeister genau abwägen müssen."

Adolf Sauerland: Schwere Zeiten für Duisburgs OB
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Wulff kündigte zudem gegenüber der "Bild am Sonntag" an, er wolle ehrenamtliche Helfer auszeichnen. Für Opfer der Katastrophe regte das Staatsoberhaupt außerdem einen Hilfsfonds an sowie einen Ombudsmann, der die Interessen der Hinterbliebenen etwa gegenüber Versicherungen vertritt.

Wulff nahm am Samstag gemeinsam mit Angehörigen, Rettungskräften und Spitzenpolitikern aus Bund und Ländern an der ökumenischen Trauerfeier für die Opfer der Katastrophe teil. In der evangelischen Duisburger Salvatorkirche gedachten sie der 21 Menschen, die bei einer Massenpanik am 24. Juli ums Leben gekommen waren, mehr als 500 wurden dabei verletzt.

Bewegende Reden und Trauerfeiern

Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Präses Nikolaus Schneider, die der Freier vorstanden, sprachen den Hinterbliebenen und Trauernden Trost und Hoffnung zu. "Gott ist Liebe", so Overbeck, und die "Liebe ist stärker als der Tod". Sie trage auch "durch die Schrecken dieser Tage hindurch".

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) mahnte in einer bewegenden Rede zu einem gesellschaftlichen Umdenken. Das Wohlergehen des Menschen müsse wieder im Mittelpunkt stehen. An der Trauerfeier nahmen zudem Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil.

Vom Tunnel am alten Güterbahnhof, dem Ort der Katastrophe, waren das Kondolenzbuch und eine Kerze auf den Altar des Gotteshauses gebracht worden. Dort zündeten während der Liturgie Einsatzkräfte der Rettungsdienste sowie der Bischof und der Präses eine Kerze für je ein Opfer an. Die Gedenkfeier wurde auf Großleinwänden in 14 Kirchen und das Fußballstadion der Stadt übertragen.

Es sei schwer, mit dem zu leben, was geschehen sei, sagte Overbeck. Dennoch bleibe Gottes Liebe. "Sie bleibt, sie verbindet uns Menschen, miteinander und mit Gott - über den Tod hinaus", so der katholische Bischof. Zuvor hatte er sich in einem Beitrag für die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" gegen eine Interpretation der Katastrophe als Gottesurteil gewandt. Dies sei "furchtbar anmaßend und vergrößert den Schmerz aller Betroffenen", schrieb er.

Schneider, der auch amtierender Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, erinnerte in seiner Ansprache an die Schreckensbilder. "Die Loveparade wurde zum Totentanz", so der Präses. Zugleich brachte er den Unmut über den Umgang mit der Katastrophe zum Ausdruck und sprach von "Erwachsenen, die wie versteinert Verantwortung von sich weg schieben".

Merkel, die vor der Feier Angehörige der Opfer getroffen hatte, äußerte sich anschließend bewegt. Die Gespräche seien ihr "sehr zu Herzen gegangen", sagte sie der "Bild am Sonntag". "Aus dem schrecklichen Ereignis von Duisburg müssen jetzt die richtigen Konsequenzen gezogen werden", so die Bundeskanzlerin.

(KNA/felt)
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