Duisburg Wo Nachtigall und Kreuzkröte leben

Duisburg · Am 4. April 1985 wurde im Meidericher Stahlwerk die letzte Schicht gefahren. Neun Jahre später wurde aus der Industriebrache der Landschaftspark Duisburg-Nord.

 Auch die Nachtigall nistet im Landschaftspark Nord.

Auch die Nachtigall nistet im Landschaftspark Nord.

Foto: NABU Tom Dove

Dort, wo 84 Jahre lang mit Eisenerz und Stahl hart gearbeitet wurde, befindet sich heute ein 200 Hektar großes Gelände, das für die alltägliche Freizeit, aber auch für große "Events" genutzt wird.

Die Vermarktung des Landschaftsparks ist eine Herausforderung, die recht gut zu gelingen scheint. Gewissermaßen hinter dem Rücken der Menschen hat sich seit der letzten Schicht am 4. April 1985 die Natur ihr Terrain zurückerobert — langsam, aber nachhaltig.

Vor elf Jahren wurde mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass auf der einstigen Industriefläche die Natur wieder eingezogen ist. Damals kamen 150 Wissenschaftler im Landschaftspark zusammen, um "Bio-Inventur" zu halten. Das Ergebnis war überraschend: Insgesamt konnten auf der Industriebrache 1800 (!) verschiedene Pflanzenarten nachgewiesen werden. In der Zeitschrift "GEO" war damals zu lesen: "Die Stadtwüste lebt! Und in Ihr spielt wieder die uralte Naturgeschichte von Werden, Vergehen und neuem Werden." Doch nicht nur die Anzahl der identifizierten Pflanzen überraschte.

Die Botaniker waren auch darüber erstaunt, dass im Schatten der erloschenen Hochöfen eine Vegetation zu finden ist, die sie hier niemals vermutet hätten. So wurde in einer Mauerfuge der "Schwarzstielige Streifenfarn" entdeckt, der sonst in den Felsspalten der Alpen wächst. Vermutlich wurden die Farnsporen vom Wind über Hunderte Kilometer getragen und fanden im Landschaftspark angemessene Bedingungen zum Gedeihen.

Gefunden wurde im Landschaftspark auch das "Schmalblättrige Greiskraut", dessen Samen vermutlich mit Erztransporten von Südafrika nach Duisburg-Meiderich kamen. Besonders beeindruckt waren die Wissenschaftler der Fachtagung im Juni 2001, dass im Landschaftspark Pflanzen gefunden wurden, die auf der Liste der bedrohten Arten stehen, so etwa die "Kornrade" und der "Zottige Klappertopf".

Auch Tiere finden im Landschaftspark eine Zufluchtstätte. Die Kreuzkröte wird dabei immer gerne angeführt, aber auch Molche und Frösche, verschiedene Libellenarten, Süßwasserquallen, 100 Käferarten, die wärmeliebenden Sand- und Ödlandschnecken sowie verschiedene Fischarten kann man im Landschaftspark entdecken. Abends flattern Fledermäuse zwischen den Schornsteinen, die in den Mauervorsprüngen Schutz finden. Auch zahlreiche Vogelarten, darunter die Nachtigall, nisten im Landschaftspark, in dem neben Zierbäumen auch Pappeln, Birken und Robinien wachsen.

(RP)
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