Megatrends Wo Duisburgs wirtschaftliche Zukunft liegt

Duisburg · Der neue „Wirtschaftskompass“ gibt Aufschluss darüber, worauf sich die Stadt fokussieren sollte. Wie sich die einstige Montanstadt Duisburg zu einer modernen Industrie- und Dienstleistungsmetropole entwickeln kann.

 Die Stahlproduktion in Duisburg soll langfristig ohne fossile Brennstoffe auskommen.

Die Stahlproduktion in Duisburg soll langfristig ohne fossile Brennstoffe auskommen.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Digitalisierung, Klimaanpassung, Dekarbonisierung – das sind gesellschaftliche Megatrends, die zurzeit in aller Munde sind. Wie passt das zusammen mit einer früheren Montanstadt wie Duisburg? Wo sind die Chancen, wo die Risiken? Welchen Weg sollen Wirtschaft und Stadtentwicklung dabei grundsätzlich einschlagen?

Antworten darauf geben soll der „Wirtschaftskompass“ für die zukünftige gewerbliche Entwicklung, den das Consulting-Unternehmen agiplan jetzt nach mehrmonatiger Ausarbeitung dem Ausschuss für Wirtschaft Innovation und Tourismus vorgestellt hat. Er wurde in erster Lesung beraten. Die Eckdaten stellte Nomo Braun von der agiplan GmbH vor. Dabei, so erläuterte es der Fachmann, gehe es unter anderem darum, die gesellschaftlichen Megatrends mit den Kompetenzen des Wirtschaftsstandort Duisuburg in Einklang zu bringen. Dies geschieht vor allem dadurch, dass vorhandene Stärken weiter gestärkt werden. Braun benannte dazu vier Bereiche:

Smart logistics Dass Duisburg als Logistik-Standort eine überragende Position zukommt, ist hinlänglich bekannt. Diese Transportprozesse künftig verstärkt zu digitalisieren, auszubauen und zu automatisieren, könnte ein weiterer Baustein für eine bessere Ausnutzung von Wertschöpfungsketten bedeuten.

Green industry Der für Duisburg wohl zukunftsentscheidende Ansatz. Wenn es gelingt, klimafreundlicher zu produzieren, am Ende vielleicht sogar CO2-freie Stahlproduktion zu ermöglichen, wäre der Industriestandort Duisburg wohl für eine langfristige Zukunft aufgestellt. Das setzt allerdings bekanntlich eine milliardenschwere Unterstützung durch Bund beziehungsweise die EU voraus und ist eine Aufgabe für mindestens ein ganzes Jahrzehnt. Das gilt auch für den Energiebedarf, wenn man sich vor Augen hält, dass beispielsweise ein Stahl-Produktionsstandort die Energiemenge von bis zu drei Offshore-Windparks benötigt.

Smart engineering Generell sollte bei Produktonsbetrieben mehr noch als bisher auf Automatisierung geachtet werden, um schneller und effizienter produzieren zu können.

Urban transition Neben den wirtschaftlichen Aspekten muss dem „Wirtschaftskompass“ zufolge auch die Stadtentwicklung umgebaut werden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist das nachhaltige Bauen. Mit Projekten wie den Duisburger Dünen, 6-Seen-Wedau oder Wedau Nord gibt es hier die Chance, verstärkt daraufhin zu planen. Mit autofreien Quartieren, dem Einsatz von Photovoltaik und Geothermie, mit Vorrang für den Fahrradverkehr und öffentlichem Nahverkehr, mit einem entsprechenden Wassermanagement, begrünten Dächern und ökologischen Baustoffen. Die städtische Wohnungbaugesellchaft Gebag setzt mit Projekten wie den Vierlinden-Höfen in Walsum als Klimaschutzsiedlung auf ähnliche Effekte.

Letztlich ist die Zukunftsausrichtung, die der „Wirtschaftskompass“ beschreibt, eine Fortsetzung des schon lange andauernden Prozesses von der Kohle- und Stahlstadt zu einer modernen Dienstleistungs- und Industriemetropole. Duisburgs Wirtschaftsdezernent Andree Haack beschreibt das so: „Vor 35 Jahren hatte Duisburg noch rund 160.000 Beschäftigte in der Stahlindustrie und 40.000 im Bergbau. Heute sind es beim Stahl noch rund 20.000, bei der Kohle sind es null. Das ist Strukturwandel.“ Der sei allerdings erst dann richtig gelungen, wenn Duisburg zum ersten grünen Stahlstandort Europas würde.

Auf einen weiteren Faktor wies Nomo Braun von agiplan hin: „Viele kommen nach Duisburg zur Ausbildung und zum Studium – und wandern dann wieder ab.“ Dem müsse entgegengesteuert werden, um gut ausgebildete und verdienende Menschen langfristig an Duisburg zu binden. Künftig soll der „Wirtschaftskompass“ als Orientierungshilfe für Verwaltung und Wirtschaftsförderung dienen, das Profil des Wirtschaftsstandortes weiter schärfen und neue, werthaltige Arbeitsplätze in Duisburg zu schaffen.

(mtm)
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