Duisburg "Wir machen den Kuchen größer"

Duisburg · Die Internet-Plattform Airbnb, über die Gäste Unterkünfte von Privatpersonen buchen können, wird in Duisburg immer beliebter. Der DEHOGA fordert einen fairen Wettbewerb.

 Mehr als 300 Unterkünfte in Duisburg und Umgebung verspricht die Internetplattform.

Mehr als 300 Unterkünfte in Duisburg und Umgebung verspricht die Internetplattform.

Foto: www.airbnb.de

Rote Karte für Airbnb - in Palma de Mallorca zumindest. In der Hauptstadt der Balearen-Insel dürfen Eigentümer demnächst ihre Wohnungen nicht mehr über die Plattform an Touristen anbieten. Grund ist dort der angespannte Wohnungsmarkt. In München, Frankfurt und Hamburg brauchen Eigentümer dafür angesichts des Wohnungsmangels eine Sondererlaubnis. Auch in Bremen dürfen bald nur noch registrierte Nutzer Unterkünfte über Airbnb vermieten.

In Duisburg gibt es laut Angaben von Airbnb (englisch: Luftmatratze und Frühstück) 220 Unterkünfte. Die Duisburger Gastgeber bieten fremden Gästen entweder ein einzelnes Zimmer oder komplette Wohnungen an. Zu den Anbietern gehöre immer häufiger die Generation 60plus. Laut Airbnb-Sprecher Julian Trautwein hätten diese Leute oft freien Platz zuhause, zum Beispiel, weil die Kinder ausgezogen sind und Zimmer leer stehen.

"Airbnb ist in Duisburg beliebter geworden", versichert Trautwein. 2017 hätten die Gastgeber über 5000 Gäste empfangen - insbesondere aus Deutschland, den Niederlanden, USA, Frankreich, Großbritannien und China. Im Jahr davor hatten noch rund 2000 Gäste weniger den Weg nach Duisburg gefunden.

Derzeit liegt der Preis für eine Nacht in einer Duisburger Unterkunft im Durchschnitt bei 62 Euro. "Das ist nur eine Momentaufnahme", erklärt Trautwein. Der Gastgeber lege den Preis tagesaktuell fest und könne ihn etwa fürs Wochenende oder bei besonderen Veranstaltungen (nach oben) verändern. Eine Ein-Zimmer-Unterkunft gibt es hier bereits ab 20 Euro pro Nacht. Auch eine komplette Ein-Raum-Wohnung ist schon für 24 Euro pro Nacht zu haben. Für größere Objekte mit Platz für mehr Gäste sind unter 55 Euro kaum drin.

Sehr günstig lässt es sich beispielsweise bei einem Anbieter in Hochfeld übernachten. Dort stehen laut seinen Angaben zwei Einzelbetten in einer Wohnung, die derzeit renoviert wird. Der Preis für die (sehr) einfache Übernachtung liegt bei gerade mal zehn Euro.

In einer ganzen anderen Preisklasse liegt eine angebotene 140 Quadratmeter große Wohnung, fünf Minuten vom Duisburger Zentrum entfernt, für die 109 Euro pro Nacht fällig werden. Sie bietet angeblich Platz für neun Gäste, besitzt drei Schlafzimmer sowie zwei Badezimmer. Bei Vollbelegung rechnet es sich: Dann würden pro Gast und Nacht gerade mal 12 Euro fällig.

"Wir fürchten uns nicht vor dem Wettbewerb", erklärt Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) Nordrhein. "Wir brauchen aber einen fairen Wettbewerb mit gleichen Bedingungen." In Punkten wie Hygiene, Steuern oder Brandschutz würden meist nur die Hotels belastet. "Das lässt bei uns Kosten und somit einen Nachteil entstehen."

Ob sich die steigende Beliebtheit von Airbnb negativ auf die Zahl der Hotels in Duisburg oder deren Auslastung auswirkt, das lässt sich nach Angaben von Hellwig schwer einschätzen: "Als Verband wissen wir gar nicht genau, wie viele Gäste in Unterkünften von Airbnb schlafen." Doch dem Hotelgewerbe schade diese Ungewissheit nicht: Nach Angaben des Landesamtes für Statistik NRW lag die Auslastung der 53 Hotels in Duisburg mit knapp 3900 Betten im vergangenen Jahr bei insgesamt 41,7 Prozent - und damit etwas höher als im Jahr davor. "Die Tourismusbranche bricht einen Besucherrekord nach dem anderen", sagt Hellwig.

Trautwein erklärt, dass sich Airbnb eher als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu den ansässigen Hotels sieht: "Unsere Plattform bietet eine andere, authentische Art des Reisens, und die Erfahrung unterscheidet sich von einer Übernachtung in einem standarisierten Hotelzimmer. " So verweilten Airbnb-Gäste im Schnitt fünf Tage in Duisburg und somit länger als ein Gast im Hotel. "Wenn wir die Zahlen vergleichen, dann nimmt Airbnb mit insgesamt 220 Unterkünften der Hotellerie in Duisburg mit viel mehr Kapazitäten nicht die Butter vom Brot", sagt Trautwein. "Wir machen den Kuchen größer und bringen zusätzliche Gäste in die Region".

Angesprochen auf die Einschränkungen in Großstädten wie München spricht sich Trautwein für solche Regelungen aus. "Immer mehr Städte schaffen Home-Sharing Regeln, was wir unterstützen." Sie sollten allerdings klar formuliert sein, "die heutige Zeit widerspiegeln und zu den Lebensgewohnheiten der Menschen passen", sagt er.

Gerade in Großstädten wie Duisburg gehören übrigens zu den Übernachtungsgästen keineswegs nur Touristen, sondern auch Firmenmonteure mit oft sehr beschränktem Budget. Wollen sie nicht aus eigener Tasche draufzahlen, suchen sie häufig nach Alternativen zum Hotelzimmer.

(jlu)
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