Duisburg Wiener Klassik mit Reinhard Goebel neu entdeckt

Duisburg · Im neunten Philharmonischen Konzert beleuchteten die Duisburger Philharmoniker das Umfeld von Joseph Haydn.

Joseph Haydn (1732-1809) hatte wenige wirkliche Schüler, aber er unterstützte zahlreiche vielversprechende junge Komponisten. Das zeigte jetzt das jüngste, neunte Philharmonische Konzert im gut gefüllten Theater am Marientor (TaM). Es begann mit der Sinfonie c-Moll VB 148 "Symphonie funèbre" von Joseph Martin Kraus, den man den "Odenwälder Mozart" oder "schwedischen Mozart" nannte, zum einen weil er in Miltenberg geboren wurde und ab 1778 Hofkapellmeister in Stockholm war, zum anderen weil seine Lebensdaten (1756-1792) ziemlich genau mit denen von Wolfgang Amadeus Mozart übereinstimmen. Seine originelle Trauersinfonie schrieb er 1792 auf den Tod des schwedischen Königs Gustav III., dessen Ermordung auf einem Maskenball später die Oper "Un ballo in maschera" von Giuseppe Verdi inspirierte.

Im TaM wirkten das Werk, der Dirigent und das Orchester zu Beginn noch nicht recht warm miteinander. Das änderte sich schlagartig mit dem fast 40-minütigen Konzert für Violine und Orchester D-Dur (1805) von jenem Franz Clement (1780-1842), der ein Jahr später als Solist das in der selben Tonart stehende Violinkonzert von Haydns berühmtestem Schüler Ludwig von Beethoven uraufführte. Beethoven hat sich darin sehr an das Werk seines Widmungsträgers erinnert, aber eben auch dem Geist mehr Höhenflüge erlaubt. Die junge Solistin Mirijam Contzen hatte die hörenswerte Wiederentdeckung eigens für Duisburg gelernt und setzte sich mit ihrer ganzen Sicherheit und Spielfreude, ja mit ihrer ganzen Seele dafür ein.

Erwartbarer Höhepunkt war eines der besten Werke von Haydn, nämlich die 1785 für Paris entstandene Sinfonie Nr. 85 B-Dur, deren späterer Beiname "La Reine" daher kommt, dass die vom Wiener Kaiserhof stammende französische Königin Marie-Antoinette sie besonders gemocht haben soll. Der Alte-Musik-Spezialist Reinhard Goebel, zum vierten Mal seit 2004 als Gastdirigent bei den Duisburger Philharmonikern, sorgte für eine frisch glänzende und überhaupt makellose Aufführung. Da trug jedes einzelne Pult zu Geist und Witz bei. Wunderbar!

Zum Abschluss gab es noch die etwas lärmige, vielleicht auch nur etwas gehetzt gespielte Sinfonie D-Dur op. 36 (1799) von Paul Wranitzky (1756-1808), der 1799/1800 die ersten öffentlichen Aufführungen von Haydns größtem Oratorium "Die Schöpfung" und im Jahr 1800 die Uraufführung von Beethovens erster Sinfonie leitete. Jedenfalls bestanden die Philharmoniker auch diese Anforderung mit Bravour.

(hod)
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