Duisburg Wie eine Bombenentschärfung abläuft

Duisburg · Der Lions Club Duisburg-Landschaftspark hat hinter die Kulissen einer Bombenentschärfung geschaut. Experten von Kampfmittelräumdienst, Polizei und Feuerwehr erläuterten die einzelnen Maßnahmen und Schritte.

 Im Juli entschärften Peter Giesecke (l.) und Michael Hoff auf der Baustelle der neuen Jugendherberge in Wedau eine Zehn-Zentner-Bombe.

Im Juli entschärften Peter Giesecke (l.) und Michael Hoff auf der Baustelle der neuen Jugendherberge in Wedau eine Zehn-Zentner-Bombe.

Foto: hohl

Etliche Bomben werden jedes Jahr in Duisburg gefunden und entschärft. Für die Duisburger ist das schon fast Alltag. Der Lions-Club Duisburg-Landschaftspark hatte jetzt zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. "Bombenentschärfungen von A bis Z" lautete das Thema.

Armin Gebhard vom Kampfmittelräumdienst erklärte, dass die Beseitigung von Blindgängern optimalerweise präventiv erfolgen sollte – und nicht erst, "wenn der Bagger die Bombe in der Schaufel hat". Rainer Krambröckers vom Ordnungsamt führte aus, dass bei einem Bauvorhaben eine Kampfmittelauswertung mit gegebenenfalls darauffolgender Überprüfung beim Ordnungsamt beantragt werden müsse. Anhand von Luftkriegsbildern, zusammengetragen aus verschiedenen Archiven, und Räumdokumentationen werden die angefragten Flächen dann ausgewertet.

Besteht ein Verdacht auf Kriegshinterlassenschaften, werden entweder Metalldetektoren zur oberflächlichen Suche eingesetzt; oder die Experten bohren bis zu acht Meter tief, um Bomben in tieferen Lagen aufspüren zu können. "Bomben mit Langzeitzünder stellen uns vor besondere Herausforderungen", sagte Gebhard. "Wird eine solche Bombe gefunden, muss unverzüglich evakuiert und die Bombe beseitigt werden." Bomben mit diesen Säurezündern, die innerhalb von 30 Minuten und 144 Stunden detonieren, machen etwa drei bis fünf Prozent der Funde aus.

Ein solcher Blindgänger wurde beispielweise im November 2012 in Kaßlerfeld gefunden – ein Schwergewicht von 500 Kilo. Aufgrund der Örtlichkeit und Situation, der Tiefenlage und des Zustands des Zünders entscheidet der Fachkundige vor Ort, ob die Bombe gesprengt werden muss oder entschärft werden kann. Die Kaßlerfelder Bombe musste unter Vollevakuierung mit Kunststoffsprengstoff und 700 Tonnen Sand um den Explosivstoff herum kontrolliert gesprengt werden.

Bomben mit Aufschlagzünder können dagegen gut vorbereitet innerhalb von zwei bis drei Tagen beseitigt werden. In jedem Fall aber arbeiten Ordnungsamt, Kampfmittelbeseitigungsdienst, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen Hand in Hand. Unterstützt werden sie durch die Wirtschaftsbetriebe, welche die Gebiete absperren, das Presseamt der Stadt zur Information der Einwohner sowie das Callcenter für Rückfragen der Bürger. Je nach Lage des Gefahrenherdes werden auch Schul- und Jugendamt, DVG und Stadtwerke eingeschaltet.

Das Ordnungsamt fungiert als Einsatzleitung und bildet entsprechende Arbeitsgruppen aus diesen Bereichen – ein enormer organisatorischer Aufwand, der viel Zeit und Geld kostet. Einen großen Teil davon macht die Evakuierung aus: In Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, den Hilfsorganisationen und ihren Einsatzfahrzeugen sorgt das Ordnungsamt für die Räumung des gefährdeten Gebietes und stellt den evakuierten Bürgern für die Dauer des Einsatzes einen sicheren Aufenthaltsort zur Verfügung. Die Polizei leitet den Verkehr ab und wird aktiv, wenn Bürger uneinsichtig sind und ihr Haus nicht verlassen wollen. "Wir kommen vor allem mit viel Equipment rein" sagte Polizeioberkommissar Peter Volk. "Wir stellen Boote, Hubschrauber und geben zum Beispiel auch Geleit für den schnellen Transport von benötigtem Sand am Bombenfundort."

Die Entschärfung dauert etwa 30 bis 45 Minuten. Mit Hilfe von Seilscheiben oder bei Bedarf auch mit mechanischen Raketenklemmen dreht der Kampfmittelräumdienst die Zünder ferngesteuert und kameraüberwacht aus den Bomben heraus. Die Zündkette wird somit unterbrochen, die Bombe kann nicht mehr zünden – sie ist entschärft, und der Räumdienst kann den Explosivstoff abtransportieren und in Hünxe entsorgen lassen. Abschließend kann Entwarnung über die diversen Medien gegeben werden.

(amra)
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