Duisburg Wichtige Anlaufstelle für in Not geratene Menschen

Duisburg · Es ist eine unscheinbare Tür am Bahnhof, eine Schwelle, die doch so viele Menschen in Duisburg queren. Einige von ihnen gehen dort selbstverständlich ein und aus, für andere bedeutet es das Eingeständnis, dass sie ganz unten angekommen sind und es allein nicht wieder hinauf schaffen: die Bahnhofsmission am Duisburger Hauptbahnhof. Am Samstag öffnete sie ihre Tür, um über ihre Arbeit zu informieren.

 Die Bahnhofsmission öffnete am Samstag ihren Türen und Mitarbeiter informierten über ihre Arbeit.

Die Bahnhofsmission öffnete am Samstag ihren Türen und Mitarbeiter informierten über ihre Arbeit.

Foto: peggy mendel

Es geht um Armut, doch nicht nur die finanzielle. "Armut ist sehr vielschichtig", sagt Torsten Ohletz, Leiter der Mission. "Wir reden nicht nur über Geld. Die Menschen, die hierher kommen, leiden auch unter emotionaler Armut oder Armut an sozialen Kontakten." Oft bedingt das eine das andere in den Augen der Betroffenen. Das müsse aber nicht so sein, so Ohletz. Er ist neben Bodo Gräßer einer der beiden hauptamtlichen Leiter dieser Institution, die neben Spenden hauptsächlich von der Kirchensteuer finanziert wird. Weitere 34 Mitarbeiter leisten ihre Arbeit ehrenamtlich und vier als Zwei-Euro-Jobber.

"Ganz oft sind es Hartz-IV-Empfänger, die hierher kommen", erzählt der Leiter. In der Bahnhofsmission leisten die Mitarbeiter erste Hilfe, sie beraten die in Not geratenen und vermitteln sie bei Bedarf weiter an Stellen, die ihnen in ihrer Problemlage weiterhelfen können. "Manche haben nicht gelernt, mit ihrem Geld zu haushalten, andere sind psychisch nicht in der Lage dazu", erläutert Ohletz. Seit etwa drei Jahren suchen verstärkt Menschen aus Südosteuropa Hilfe. "Sie haben das letzte Geld zusammengekratzt, um herzukommen, und wissen dann nicht weiter. Integration war immer schon ein Thema der Bahnhofsmission", so Ohletz.

Menschen, die nicht wissen, wo sie schlafen sollen, kommen dorthin. Die Mitarbeiter verabreden für sie kurzfristige Termine mit der zentralen Anlauf-, Beratungs- und Vermittlungsstelle des Diakoniewerks. Sie finden für die Hilfesuchenden eine Notunterkunft oder vermitteln sie - wenn gewünscht - an eine Arbeiterkolonie. Dort haben sie die Möglichkeit zu arbeiten und zu wohnen.

70 bis 80 Kontakte täglich haben die drei bis vier Mitarbeiter, die dort jeden Tag im Einsatz sind. "Darunter viele, die zwei oder drei Mal am Tag rein kommen - deren Alltag hier am pulsieren Bahnhof stattfindet." Sie kommen in den Cafébereich der Mission, finden dort Ruhe, pflegen soziale Kontakte. Belegte Brötchen und heißen Kaffee gibt es dort für eine kleine Spende. "Wir wollen die Leute nicht zur Unmündigkeit erziehen", so Ohletz.

Es gibt viele Härtefälle: "Letzte Woche kam eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern hierher, die schon seit über einer Woche nicht mehr gegessen hatte als das, was ihre Kinder übrig ließen", berichtet Ohletz. Sie wollte nie dort landen, sagte sie zu Ohletz. Doch letztlich versorgten er und seine Mitarbeiter sie mit ihrer Notfallration Lebensmittel und kauften mit ihr Hygieneprodukte ein. "Es ist keine Schwäche, Hilfe anzunehmen", sagt er, "es ist ein Zeichen von Stärke. Das kann jedem passieren, wenn das Leben aus dem Ruder läuft."

(amra)
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