Skandal in Duisburg Ex-Mitarbeiter berichten von Trip nach Kalifornien auf Werkstattkosten

Duisburg · Nach der jüngsten Berichterstattung über die Gehaltsaffäre bei der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung, berichten ehemalige Mitarbeiter über eine kostspielige USA-Reise. 19 Leute begleiteten eine Behindertensportlerin im Jahr 2015 zu den Paralympics.

 Zur Werkstatt gehören auch Einrichtungen wie Ars Vivendi oder der Ziegenpeter im Rheinpark. Hier ein Bild von der Verwaltung am Kalkweg.

Zur Werkstatt gehören auch Einrichtungen wie Ars Vivendi oder der Ziegenpeter im Rheinpark. Hier ein Bild von der Verwaltung am Kalkweg.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Im Sommer 2015 ging eine junge Judokämpferin, die bei der WfbM beschäftigt war, bei den „Special Olympics“ in Los Angeles an den Start. „Wir hatten uns zuvor natürlich sehr darüber gefreut, dass sie sich für die Olympischen Spiele behinderter Menschen qualifizieren konnte“, erinnert sich ein ehemaliger Werkstatt-Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Dass die junge Frau nicht allein nach Kalifornien fliegen würde, war natürlich klar. „Als Frau Rogg dann aber eine 19-köpfige Delegation zusammenstellte, habe ich mich schon gewundert“, sagt er. Auf seinen Hinweis, dass dies ja ein ganz schön kostspieliges Unterfangen werden könnte, habe ihm die Geschäftsführerin wörtlich geantwortet: „Geld spielt keine Rolle.“

Und so kam es, dass ein Tross von 19 Werkstatt-Angehörigen nach Los Angeles flog – für insgesamt zehn Tage. „Ich habe das durchgerechnet und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die ganze Aktion bestimmt zwischen 80.000 und 100.000 Euro gekostet haben müsste. Inzwischen passt das aber ins Bild, weil so viel Geld verbrannt wurde. Allerdings wundere ich mich, dass diese Reise gar nicht in den Berichten der Rechnungsprüfer auftaucht“, so der ehemalige Mitarbeiter. Es war für ihn der Anfang vom Ende, dass er sich sich innerlich mit der WfbM nicht mehr identifizieren konnte. „Als im gleichen Jahr bekannt gegeben wurde, dass es diesmal kein Weihnachtsgeld für die Beschäftigten geben würde, war ich entsetzt.“ Für die elf Menschen mit Handicap, die zur 19-köpfigen Delegation gehörten, sei diese Reise dagegen sicher ein ganz besonderes Erlebnis gewesen.

In Los Angeles habe man dann nicht nur die WfbM-Sportlerin angefeuert, sondern auch andere Wettkämpfe gesehen und auch eine Behinderten-Werkstatt in Kalifornien besucht.

Zu Beginn der Amtszeit von Roselyne Rogg sei das Arbeitsklima in der Einrichtung noch intakt gewesen, doch später sie die Atmosphäre immer schlechter geworden, berichten ehemalige Mitarbeiter: „Wer den Mund gehalten hat, dem passierte auch nichts. Wer Kritik übte, dem wurde schnell die Kündigung nahegelegt.“ Eine ganze Reihe von Mitarbeitern habe den Betrieb verlassen. „Ich bin bald nur noch mit Magenschmerzen zur Arbeit gefahren und war froh, als es dann vorbei war“, erinnert sich einer. Man habe sich schließlich „in beiderseitigem Einvernehmen“ getrennt.

Der Trip nach Kalifornien war für die Judokämpferin übrigens durchaus erfolgreich: Sie wurde am Ende Zweite und konnte sich über die Silbermedaille freuen.

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