Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist zu dick Wenn der Patient mit dem Kran aus dem Fenster geholt wird

Duisburg · Laut einer aktuellen Studie der Universität Washington ist die Zahl der übergewichten Menschen weltweit weiter angestiegen. In Deutschland sind rund 64 Prozent der Männer und 49 Prozent der Frauen übergewichtig, so das Fazit der Untersuchung. Diese Entwicklung stellt auch Duisburger Krankenhäuser und Rettungsdienste vor Herausforderungen.

Diese Folgen hat Übergewicht
Infos

Diese Folgen hat Übergewicht

Infos
Foto: TK

Laut einer aktuellen Studie der Universität Washington ist die Zahl der übergewichten Menschen weltweit weiter angestiegen. In Deutschland sind rund 64 Prozent der Männer und 49 Prozent der Frauen übergewichtig, so das Fazit der Untersuchung. Diese Entwicklung stellt auch Duisburger Krankenhäuser und Rettungsdienste vor Herausforderungen.

Hat ein Patient zehn oder zwanzig Kilo zu viel auf den Rippen, ergeben sich daraus bei seiner medizinischen Behandlung in der Regel keine Probleme. Schwieriger wird es bei stark übergewichtigen Personen, die mehr als 150 Kilogramm Körpergewicht auf die Waage bringen.

Die Schwierigkeiten beginnen oft schon beim Krankentransport. "Die Feuerwehr Duisburg verfügt seit 2008 über ein spezielles Fahrzeug, mit dem Adipositas-Patienten bis zu einem Körpergewicht von 400 Kilogramm transportiert werden können", erklärt Falko Firlus, Sprecher der Stadt Duisburg.

Patienten mit dem Kran aus dem Fenster transportiert

Das sind Dickmacher
Infos

Das sind Dickmacher

Infos
Foto: AP

Dieser Rettungswagen ist im Fahrgestellbereich verstärkt. "Außerdem gibt es für die Versorgung des Patienten extragroße Blutdruckmanschetten, größere Beatmungsmasken und auch spezielle Injektionssysteme", so Firlus weiter. Die anderen Duisburger Rettungsdienste, wie zum Beispiel die Maltheser oder die Johanniter, verfügen über keine speziellen Rettungswagen zum Transport stark übergewichtiger Patienten.

"In einem normalen Rettungswagen fahren in der Regel zwei Sanitäter mit", erklärt Firlus weiter. Diese reichen manchmal nicht aus, um stark übergewichtige Patienten aus ihrer Wohnung in den Rettungswagen zu bringen. Dann müssen zusätzliche Einsatzkräfte gerufen werden. In einigen Fällen wird sogar ein Löschzug der Feuerwehr eingesetzt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Patienten nicht über den Hausflur und durch die Wohnungstüre zum Krankenwagen gebracht werden können. Dann müssen sie von der Feuerwehr zum Beispiel mithilfe eines Krans aus dem Fenster gehoben werden. "Dies ist schon vorgekommen, ist aber ein absoluter Ausnahmefall", betont Stadtsprecher Firlus.

OP-Tische tragen bis zu 300 Kilo

Nicht nur der Rettungsdienst der Feuerwehr, sondern auch die Krankenhäuser in Duisburg haben sich in den vergangen Jahren immer mehr auf die Versorgung stark übergewichtiger Personen eingestellt. So werden im Klinikum Duisburg nur noch OP-Tische angeschafft, die auch Patienten mit einem Körpergewicht von bis zu 300 Kilogramm tragen können. "Nicht nur die Belastbarkeit des Tisches ist entscheidend - es ist auch wichtig, dass die Patienten während der Narkose bequem auf dem OP-Tisch liegen können", erklärt Ute Kozber, Sprecherin des Klinikums Duisburg.

Das Krankenhaus verfügt außerdem über einen extragroßen Computertomographen (CT) und einen extragroßen Magnetresonanztomographen (MRT). Auch hier gilt: Die stark übergewichtigen Patienten müssen nicht nur in die Geräte hineinpassen, sie sollen sich auch - so weit dies bei der Untersuchung möglich ist - wohlfühlen, so Kozber. "Genau wie normalgewichtige Patienten leiden auch einige stark übergewichtige Patienten unter Platzangst, wenn sie in den Geräten liegen", erklärt sie.

Schwerlastbetten müssen angefordert werden

Doch nicht nur die Untersuchungsgeräte und die Operationssäle, sondern auch die Zimmer des Klinikums werden immer mehr den Bedürfnissen stark übergewichtiger Patienten angepasst. Wenn neue Betten angeschafft werden, wird darauf geachtet, dass diese Personen mit einem Körpergewicht bis zu 160 Kilogramm tragen können. Kommen Patienten in die Klinik, die noch schwerer sind, können sogenannte "Schwerlastbetten" angefordert werden, so Kozber. Diese können innerhalb von zwei Stunden an das Klinikum geliefert werden.

"Dass auch wir als Krankenhaus uns immer besser auf die Behandlung stark übergewichtiger Patienten einstellen, kann als Spiegel der Veränderungen in der Gesellschaft betrachtet werden. Wir behandeln heute häufiger stark übergewichtige Patienten als noch vor einige Jahren", sagt Kozber. "Doch sehr stark übergewichtige Patienten, für die wir zum Beispiel die Schwerlastbetten anfordern müssen, sind immer noch die Ausnahme."

(lsa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort