Duisburg Wenige Schritte bis zur Designer-Tasche

Duisburg · Die Mitarbeiter der Duisburger Behindertenwerkstatt fertigen viele neue Gebrauchsgegenstände mit Pfiff an. Möglich gemacht hat dies ein Projekt mit Studenten aus Düsseldorf und Arnheim/Nijmegen.

 Erkan Uluday hat die neue Einkauf-Rücksack-Tasche genäht, Veronika Peters hat als angehende Designerin (im Hintergrund weitere Teilnehmer des Projektes) die Idee und die Entwürfe geliefert.

Erkan Uluday hat die neue Einkauf-Rücksack-Tasche genäht, Veronika Peters hat als angehende Designerin (im Hintergrund weitere Teilnehmer des Projektes) die Idee und die Entwürfe geliefert.

Foto: Ralf Hohl

Unter dem Motto "Miteinander mehr erreichen" kooperieren Studentinnen der Fachhochschule Düsseldorf mit der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung (wfbm) am Kalkweg und entwarfen jetzt neue Produkte, die bald in der eigenen Kunstgalerie "ars vivendi" an der Tonhallenstraße in der Innenstadt zum Verkauf angeboten werden sollen. Gestern wurden die Ergebnisse, teils schon in fertiger Form, teils noch im Entwurfsstadium, vorgestellt.

Veronica Peters, die an der Fachhochschule Düsseldorf derzeit einen Masterstudiengang in Produktdesign belegt, kreierte eine Umhängetasche, die auch als Rucksack genutzt werden kann, und achtete insbesondere darauf, dass eine möglichst simple und zügige Fertigung in der Werkstatt möglich ist. "Die Grundidee war, so wenig Nähte wie möglich zu machen", so die gelernte Maßschneiderin. Im Normalfall würde die Herstellung von Taschen viel handwerkliches Geschick erfordern. Für eine Vereinfachung sorgen nun ausschließlich gerade verlaufende Nähte. "Man kann das Material für die Tasche einfach auf den Tisch legen und in nur zehn Schritten zusammennähen", so Peters. Zusammengehalten wird das aus Segeltuch gefertigte Textil außerdem durch Druckknöpfe. Eine breite Farbpalette soll Männer und Frauen gleichermaßen ansprechen. Für die Produktion werden pro Objekt drei Stunden Arbeitszeit angesetzt. "Für eine Behindertenwerkstatt ist das ganz schön schnell", so die Studentin.

Das Projekt entstand im Rahmen einer Bachelorarbeit von fünf Studentinnen der Sozialpädagogik an der Hochschule Arnheim/Nijmegen. Eine von ihnen ist Michaela Brühl, die neben ihrem Teilzeitstudium in den Duisburger Werkstätten arbeitet. Zu dem Thema "Sozialforschung" schloss sie sich mit ihren Kommilitoninnen Birga Dicker, Stefanie Groß-Hardt, Christina Jansen und Julia Rible zusammen. Nachdem die Studentinnen Strukturen und Kommunikation innerhalb der Werkstatt für Menschen mir Behinderung kennengelernt, an die Mitarbeiter ausgehändigte Fragebögen ausgewertet und Gespräche mit dem Werkstattrat geführt hatten, kontaktierten sie Fachhochschulen, um Interessierte für das Projekt zu gewinnen. Schließlich konnten sie Studenten der FH Düsseldorf für ihre Idee begeistern. Julia Rible beschrieb den Grundgedanken: "Es ging um das Konzept einer inklusiven Zusammenarbeit und darum, die Barriere zur Teilhabe für behinderte Menschen, die derzeit nicht in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können, zu senken", erklärte sie.

Anfängliche Berührungsängste seien schnell abgebaut worden. "Durch das gemeinsame Ziel, der Herstellung eines Produktes, wurde das Eis schnell gebrochen", sagte Birga Dicker. Am Anfang des Entwicklungsprozesses stand eine Kreativphase, in der die Studenten zunächst Prototypen herstellten. Auf diese abgestimmt wurden Schablonen und Steckhilfen zur Vereinfachung der Arbeitsschritte in der Werkstatt entworfen. Die gebildeten Teams aus je einer Studentin und einem Mitarbeiter der Behindertenwerkstatt realisierten in der Folgezeit das jeweilige Produkt.

Entwickelt wurden neben der Falttasche von Veronica Peters ein seitlich schwingender Schaukelstuhl, dessen Sitzfläche an eine Hängematte erinnert, ein faltbarer Lampenschirm und ein Schreibtisch mit ovalen Schubladen. Oft wurden einfache Materialien eingesetzt. So nutzte eine Studentin Kunststoffbänder, die zum Zuschnüren von Paketen verwendet werden, für die Konstruktion einer Lampe. Eine andere Studentin verwandelte eine Plastiktischdecke in eine Regenjacke, die gleichzeitig auch modisch Akzente setzen soll. "Man sieht immer, was man unter der Jacke trägt", erklärte sie das Besondere an ihrem Entwurf.

(RP/jco)
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