Duisburg Weihnachtsruhe hinterm Deich

Duisburg · Der landwirtschaftliche Betrieb in Rheinheim ist eine kleine Idylle, in der die (Tier)- Welt noch in Ordnung scheint. Die Tiere haben es gut auf dem Hof von Inge und Heinz Höffges. Den Eindruck hat man jedenfalls, wenn man den Ställen einen Besuch abstattet.

 Heinz Höffges ist Rentner und Nebenerwerbs-Landwirt. Er achtet darauf, dass rechtzeitig ausgemistet wird und die Ställe immer sauber sind. Auch an den Weihnachtstagen sorgt er natürlich dafür, dass es seinen Tieren an nichts mangelt.

Heinz Höffges ist Rentner und Nebenerwerbs-Landwirt. Er achtet darauf, dass rechtzeitig ausgemistet wird und die Ställe immer sauber sind. Auch an den Weihnachtstagen sorgt er natürlich dafür, dass es seinen Tieren an nichts mangelt.

Foto: Christoph Reichwein

Der landwirtschaftliche Betrieb in Rheinheim - der südlichste Zipfel von Duisburg und in unmittelbarer Nähe zum Rhein - ist eine kleine Idylle, in der die (Tier)- Welt noch in Ordnung scheint. Hofhund Fanny achtet aufmerksam darauf, dass das auch so bleibt. Auf diese Weise gut behütet und bewacht können die zum Bauernhof gehörende kleine Schafherde, die fröhlich quiekende Schweineschar sowie der mächtige Bulle Friedhelm und die Färse (Jungkuh) Hilde ihr Dasein - bis für den einen oder anderen der Schlachthof ruft - genießen.

 Die Sau lässt es sich schmecken, während ihre Ferkel im Hintergrund aneinandergekuschelt im Stroh liegen.

Die Sau lässt es sich schmecken, während ihre Ferkel im Hintergrund aneinandergekuschelt im Stroh liegen.

Foto: Christoph Reichwein

Zum Hof gehört auch das Reitpferd Toni, mit dem ab und an die elfjährige Enkelin Sofie ("Ich habe auch noch Monty, ein Pony") durch Felder und Wiesen reitet. Toni hat zudem noch eine weitere wichtige Aufgabe. In jedem Jahr trägt es zur Freude der Kinder den Heiligen Martin durch Mündelheim. Dabei ist der St. Martin auf Tonis Rücken kein Unbekannter. Diese Rolle hat seit vielen Jahren Heinz Höffges übernommen, der schon lange für leuchtende Kinderaugen im Duisburger Süden sorgt.

Mit Massentierhaltung hat die Unterbringung der bunten Tierfamilie auf dem Höffges-Hof nichts gemein. Der Rentner und Nebenerwerbs-Landwirt achtet darauf, dass rechtzeitig ausgemistet wird und die Ställe immer sauber sind. Der Boden wird jeweils mit Stroh neu ausgelegt und den Tieren somit optimale Haltungs-Bedingungen geboten. In dem Zusammenhang lässt der "Hobby"-Landwirt auf seine "Schweinebande" nichts kommen: "Schweine fressen zwar alles, sind aber sehr saubere Tiere. Die gehen nur in ihre ganz bestimmte "Klo-Ecke" und halten ihre Umgebung rein."

Ein zusätzliches Privileg genießen zudem die sechs Schafe und ihr "Chef", der stolze Schafbock. Sie dürfen in der Regel auf der abgezäunten Wiese hinterm Deich den Tag verbringen. Im letzten Jahr hatte der Bock offensichtlich "nicht so richtig Bock" auf "seine Damen". Nur zwei Lämmer wurden geboren, die sich später in gebratenem Zustand auf dem Familien-Festtagstisch wieder fanden.

Höffges kam 1952 als Vierjähriger auf den Hof: "Mein Großvater hatte bereits im Jahr 1911 das Anwesen gepachtet, mein Vater hat den Hof weitergeführt". Der 68-Jährige erinnert sich noch an die alten Zeiten, als die Landwirtschaft nicht so stark von der Technik dominiert war: "Da wurden die Kühe noch von Hand gemolken." Zu der Zeit wurde auf dem Höffges-Hof auch noch Getreide angebaut, das in der Scheune mühevoll gedroschen wurde. "Hier wurde von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gearbeitet, wir hatten rund 14 Hektar zu bewirtschaften, ein Zwölfstundenarbeitstag war ganz normal", schilderte der gebürtige Krefelder das nicht gerade einfache Landleben in früheren Zeiten.

Der Hof wird jetzt in dritter Generation von der Familie geführt. Heinz Höffges betrieb als Nachfolger seines Vaters den Hof im Nebenerwerb, ab 1971 war er hauptberuflich bei Mannesmann als Rohrfertigsteller beschäftigt. Im Jahr 2000 kaufte er den Hof. Das geschah auch mit Blick auf die seit langem geplante Deichverlegung. Im Zuge der aus Hochwasserschutz-Gründen notwendigen Baumaßnahmen - der Rheindeich wird zwischen Wittlaer und Ehingen zurück verlegt - muss der Hof im nächsten Jahr wohl endgültig aufgegeben werden.

Für den Verlust des Eigentums sind die Höffges entschädigt worden, der neue Hof befindet sich nur 400 Meter entfernt. Ganz so leicht fällt der Umzug mit Kind und Kegel und den meisten Tieren ("Wir werden uns verkleinern") auf das Ersatz- Areal mit dem neuen Zwei-Familienhaus -Tochter und Enkelin ziehen mit um - nicht. Immerhin leben Inge und Heinz seit 47 Jahren in ihrer vertrauten Umgebung direkt hinterm Deich. Bevor Haus und Stall der Abrissbirne zum Opfer fallen, sind aber noch mal die Archäologen gefragt, denn immerhin bewegt man sich auf historischem Gelände. "Die haben hier schon Untersuchungen vorgenommen und dabei festgestellt, dass der Hof bereits 1830 erbaut worden sein muss", berichtete Höffges.

So feiert die Familie zum letzten Mal das Weihnachtsfest in gewohnter Umgebung. Am ersten Weihnachtstag ist dann die ganze Familie am Weihnachtsbaum versammelt. Das Festmahl steht auch schon fest. "Es gibt traditionell Sauerbraten und Rotkohl, das ist jedes Jahr bei uns so", zeigt sich Inge Höffges schon gut vorbereitet für die Feiertage. Ansonsten wird sie, wie jedes Jahr, die weihnachtliche Ruhe direkt hinter dem Deich, die nur vom Tuckern der vorbeifahrenden Schiffe unterbrochen wird, gemeinsam mit Ehemann Heinz genießen. Und auch den Tieren wird es an nichts mangeln, dafür sorgen die beiden Rheinheimer selbstverständlich auch an den Weihnachtstagen.

(RP)
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