Duisburg Weg für OB-Abwahl ist frei
Duisburg · Die Prüfung der eingereichten rund 79 000 Unterschriften zur OB-Abwahl ist abgeschlossen und das Ziel der Initiative "Neuanfang für Duisburg" ist erreicht. 66 700 Einträge sollen gültig sein.

DGB: Pfiffe und Buhrufe für Adolf Sauerland
Mit dem Bekanntwerden der Ergebnisse am gestrigen Vormittag hatten die wenigsten gerechnet, Entsprechend überrascht waren die Reaktionen:
Die SPD
"Das ist wie bei einer Blinddarmreizung. Die tut höllisch weh, bis der Blinddarm raus ist", sagt Jürgen C. Brandt. Duisburgs stellvertretender SPD-Fraktionschef sieht für die Stadt keine Alternative, als Oberbürgermeister Adolf Sauerland möglichst schnell aus dem Amt zu jagen.
"Der Verwaltung ist es nicht gelungen, die Unterschriftenlisten totzuprüfen", so Brandt. Wenn der Rat in seiner Sitzung am 12. Dezember die Zulässigkeit des Abwahlverfahrens feststellt, werde kein Wahlkampf im üblichen Sinne stattfinden. "Große Plakataktionen, viele Infostände, Luftballons — das wird es nicht geben", so Brandt. Vielmehr sei es wichtig, die Menschen da zu erreichen, wo sie wohnen. Dies ginge am besten mit publizistischer Unterstützung.
"Die Dinge, die Duisburg bewegt haben, müssen in Erinnerung bleiben — und das wird auch nicht nachlassen." So könne man auch die nötigen 92 000 Stimmen beim Abwahlverfahren erreichen. "Jetzt ist alles möglich", so Brandt.
Die CDU
Duisburgs CDU-Parteichef Thomas Mahlberg rechnet dagegen sehr wohl mit einem Wahlkampf. "Die Sprecher der Bürgerinitiative Neuanfang für Duisburg haben bei der Abgabe der Unterschriftenlisten erklärt, was sie fordern. Das hat ja überhaupt nichts mehr mit der Loveparade zu tun.
In Wirklichkeit werden andere politische Ziele verfolgt. Die Sprecher monierten unter anderem eine Vernachlässigung der Stadtteile zugunsten der City und kritisierten, dass Investoren ihre Projekte gegen den Bürgerwillen durchsetzen." Dies kenne er aus dem SPD-Wahlkampf — und diese Argumente ließen sich leicht entkräften. CDU-Chef Mahlberg plädiert dafür, nun schnell für Klarheit zu sorgen: "Ich bin nicht für den spätesten, sondern für den nächst machbaren Termin." Das Quorum sei hoch und die Christdemokraten in Duisburg seien motiviert, für ihren Oberbürgermeister einzustehen.
Die Grünen
Wenig überrascht von der Zahl der gültigen Unterschriften zeigte sich Grünen-Fraktionssprecher Prof. Dieter Kantel: "Das bei fast 80 000 abgegebenen Unterschriften so viele gültige dabei sind, war zu erwarten." Er habe immer Vertrauen in die Arbeite der Verwaltung gehabt. Manipulationsvorwürfe hält Kantel für "abwegig". Kantel wolle keine Empfehlung abgeben, wie Sauerland sich nun verhalten soll. "Das muss er selbst entscheiden." Die Grünen werden die Empfehlung geben, dass jeder von seinem (Abwahl-)Recht Gebrauch macht. Ob gegen oder für den Amtsinhaber — darüber wollen die Grünen noch offen diskutieren.
Bürgerstimmen
"Meine Frau und ich haben das Bündnis Neuanfang für Duisburg mit unseren Unterschriften unterstützt. Wir freuen uns, dazu beigetragen zu haben, dass das Abwahlverfahren seinen Lauf nehmen wird. Wir hätten gehofft, dass es viel früher dazu gekommen wäre", erzählt Bodo Schmitt.
Alfred Koch hingegen ist empört: "Diese ganze Abwahl-Aktion finde ich besch.... Oberbürgermeister Sauerland ist nichts als ein Opferlamm, das jetzt geschlachtet werden soll. Schade, dass die Stimmen gereicht haben, Sauerland ist nicht der Verantwortliche in dieser Geschichte."
Die 23-jährige Doreen Walter vertrat gestern die Ansicht: " Sauerland hätte einfach direkt nach der Loveparade den Hut nehmen sollen. Nun haben die Bürger gezeigt, dass sie sich nicht mehr durch ihn repräsentiert fühlen und er gehen muss."
Dietrich Köhler-Miggel, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Trinitatis: "Viele Bürger haben sich durch ihre Unterschrift zur Einleitung des Abwahlverfahrens entschieden. Ich hoffe, dass das einen Neuanfang mit sich bringt. In meinen Augen hat auch der Rat, der die Loveparade gewollt hat, versagt." Die Politik sei jetzt gefordert, ein ordentliches Abwahlverfahren in die Wege zu leiten.
Jürgen Ackermann (73) "Mir persönlich dauert die ganze Abwahl-Aktion insgesamt viel zu lange. Ich verfolge das Geschehen um Adolf Sauerland schon lange und finde nach allem, was passiert ist, wäre ein Rücktritt die einzig gute Lösung für ihn und die Stadt gewesen."